Kategorie: Jugendworte, Jugendsprache, Jugendwörter
Siehe auch: Internetsprache, Netzjargon und Social Media
Übersicht: Jugendworte, Jugendsprache, Jugendwörter
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Was ist Jugendsprache?
Jugendsprache bzw. Jugendkommunikation ist durch für Jugendliche typische Sprechweisen und sprachliche Muster gekennzeichnet. Teenager und junge Erwachsene verwenden sie in unterschiedlichen Gruppen. Es gibt daher keine einheitliche Jugendsprache. Sie wandelt sich mit den Zeiten, unterscheidet sich zwischen den Altersstufen und wird auch unter verschiedenen Kommunikationsbedingungen verwendet.
Wissenschaftliche Betrachtung der Jugendsprache
Sprachforscher befassen sich schon länger mit dem Phänomen der Jugendsprache. Helmut Glück stellte 2005 fest, dass sie sich einer strengen Definition entzieht. Heinrich Löffler bezeichnete sie als eine transitorische Sondersprache. Die Transition (Wandlung) bezog er auf das Lebensalter, weshalb von ihm der Begriff der „Lebensalter-Sprache“ stammt. Die jungen Menschen verwenden sie demnach zeitlich eng begrenzt in einer bestimmten Altersstufe und geben sie danach mehr oder weniger abrupt auf, wozu ein Wechsel der Lebensumstände (Gründung einer Familie, Eintritt ins Berufsleben) beitragen kann. Dieser Wechsel ist häufig mit dem Verlassen der vorherigen Peer-Group verbunden, in welcher die Jugendsprache ein Erkennungsmerkmal war. Die germanistische und westeuropäische Sprachwissenschaft anerkennt etwa seit den 2010er-Jahren die Jugendsprache nicht mehr als Sondersprache. Vielmehr sei diese eine komplexe Varietät der gängigen Standardsprache. Alternativ sei sie auch als Sprechstil von bestimmten Jugendgruppen aufzufassen, so die Forscher. Dieser Stil lässt sich in Merkmalen und Mustern dreier Bereiche feststellen:
- mündliche Sprache
- Umgangssprache
- Gruppenkommunikation
Ein Sonderfall könnte sich erst mit dem Aufkommen der Messengerkommunikation (WhatsApp & Co.) ab den späten 2010er-Jahren entwickelt haben. Hier verwenden die Jugendlichen eigene Kürzel, die für Erwachsene kaum mehr verständlich sind.
Stilmittel und Formen der Jugendsprache
Zu den Stilmitteln der Jugendsprache gehören:
- Slang (willkürliche Verfremdung und Verkürzung von Worten)
- Übertreibungen
- Intensivierungen
- Ironie und Humor
- Spiel mit Assoziationen
- Expressivität
- Emotionalität
Noch vielfältiger erscheinen die Formen der Jugendsprache. So gibt es Schülersprache und Comicdeutsch, Denglisch, Studenten- und Soldatensprache, Szenesprache und Drogenjargon, den modernen Netzjargon sowie die Sprache der Graffitisprayer und der Rap- oder HipHop-Anhänger. Einige dieser Formen (vor allem das Denglisch und die Soldatensprache) werden auch von Erwachsenen genutzt. Jugendliche nutzen allerdings eine sogenannte Sonderlexik, also einen ganz bestimmten Wortschatz. Dieser weist zusätzlich Präferenzen hinsichtlich der Graphematik, Phonetik, Morphosyntax und Stilistik auf. Eine Besonderheit sind ethnolektale Elemente vorrangig in urbanen Regionen, welche Jugendliche mit Migrationshintergrund verwenden. Bekannt sind etwa das Türkendeutsch (inzwischen in der Comedy vielfach persifliert), das Kiezdeutsch, der Balkan-Slang und Kanak Sprak.
Warum gibt es eine Jugendsprache?
Sie erfüllt zwei wesentliche Funktionen:
- #1 Jugendliche grenzen sich damit von ihren Eltern und anderen Erwachsenen ab, was für Teenager wichtig ist.
- #2 Die gemeinsame Sprache lässt die Zugehörigkeit zu einer Peer-Group erkennen. Auch das ist für die Jugendlichen sehr bedeutsam.
Bemerkenswert sind in der Jugendsprache manche Kreationen, die allerdings nur von wenigen der Jugendlichen ins Spiel gebracht werden, weil hierzu eben Kreativität, Assoziationsgabe, Sprachtalent und Intelligenz gehören. Solche Kreationen halten sich manchmal über Jahrzehnte, wenn ihre Erfinder längst erwachsen geworden sind, und gehen damit in den Sprachschatz einer älter werdenden Generation über. Gleichzeitig greifen sie teilweise sogar nachwachsende Jugengenerationen auf. Die vielleicht bekannteste Wortschöpfung dieser Art im deutschen Sprachraum ist die Bezeichnung aller schönen Dinge als „geil“: Dieses Wort war bis Anfang der 1980er-Jahre einem rein romantischen Kontext vorbehalten.
Die Jugendworte geben wieder wie junge Menschen sprechen. Jugendworte und Jugendsprache spiegeln wieder, was junge Menschen beschäftigt und wie sie leben. Insbesondere geht es bei der Jugendsprache aber auch darum sich abzugrenzen. Hier dient die Jugendsprache zur Abgrenzung von Eltern und Authoritäten. Dies führt dazu, dass teils eine Sprache entsteht die nur noch Jugendliche verstehen und die alte Menschen außen vorlässt. Ein Prozess den jede Generation durchläuft. Auch hat die Jugendsprache die Aufgabe zu helfen eine eigene Identiät herauszubilden.
Eine Abgrenzung der Jugendsprache von der Schülersprache und Studentensprache sowie Szenesprachen, Hip-Hop-Sprachen und dem Netzjargon ist nicht möglich. Eher ist die Jugendsprache eine Mischung aus allem.
Auch wenn die Jugendsprache „Sprache“ heißt, so ist sie keine eigene Sprache, sondern eher eine Äußerungsform. Beliebte Themen der Jugendsprache sind z.B. Begriffe für etwas das gut oder schön ist. Hier werden dann Begriffe wie „nice“, „cool“ oder „wyld“ verwendet. Auch ist ein großes Thema die Bezeichnung der Freunde. So sagen manche: Digger, Bra, Bre, Chaya, Chabo, usw. Weiterhin werden in Jugendsprache auch Mode-Trends (Drip, E-Girl) und soziale Phänomene (Simp) thematisiert.
Die Einflüsse auf die Jugendsprache sind vielfältig. US-amerikanische Einflüsse spielen ebenso eine Rolle wie regionale Dialekte und die Sprache des Raps. Gerade über Apps wie TikTok und Jodel wird eine ganz eigene Sprache verbreitet. Rapper sorgen für weitere kulturelle Einflüsse.