„Gänsevorhaut“ ist eine Verballhornung des Wortes „Gänsehaut“. „Gänsevorhaut“ hat genau die gleiche Bedeutung wie „Gänsehaut“, wurde aber um den Wortteil „vor“ erweitert, damit eben der Wortwitz entsteht.
Was bedeutet „Gänsevorhaut“? Erklärung, Bedeutung, Definition
In den sozialen Medien, allen voran TikTok und Twitter, ist „Gänsevorhaut“ gebräuchlich. Der Ausdruck „Gänsevorhaut“ scheint in der Internetsprache der Gen Z besonders gebräuchlich.
Gänsevorhaut hat eine ausschließende und trennende Funktion. Der Ausdruck „Gänsevorhaut“ trennt nämlich Generationen. Wer den Ausdruck versteht und ernsthaft gebraucht, gehört zur Gen Z. Alle anderen, die den Ausdruck „komisch“ (goofy) finden und nur ironisch gebrauchen, gehören zu älteren Generationen (Millennials und alle davor).
Der Scherzausdruck „Gänsevorhaut“ existiert schon länger. Bei einer Überprüfung der Such-Trends der letzten fünf Jahre zeigte sich, dass immer mal wieder bei Google Deutschland nach „Gänsevorhaut“ gesucht wurde. Im April 2023 gab es besonders viele Suchanfragen.
Was ist Gänsehaut? Erklärung
Das passiert im Körper, wenn sich eine Gänsehaut bildet
Damit Gänsehaut entsteht, muss das zentrale Nervensystem mit der Haut reagieren. Die Organe kommunizieren also miteinander.
1. Das zentrale Nervensystem (ZNS), das von Gehirn und Rückenmark gebildet wird, sendet die Informationen über die empfangenen physikalischen oder emotionalen Reize an die Nerven der jeweiligen Körperteile.
2. Daraufhin werden die Haarbalgmuskeln, die unter den Talgdrüsen der einzelnen Haare liegen, aktiviert. Sie ziehen sich zusammen, sodass sich die Haare senkrecht aufrichten. Das Zusammenziehen der Haarbalgmuskeln steuert das vegetative Nervensystem. Alle Haare sind dabei betroffen, nicht nur die Haare, die wir mit bloßem Auge erkennen können, sondern auch die winzig kleinen, flaumigen Lanugo-Härchen.
3. Während des Vorgangs schwillt auch die Hautoberfläche etwas an. Es bilden sich die typischen Erhebungen, die eine Gänsehaut ausmachen.
Gänsehaut bei Kälte – ein Überbleibsel der menschlichen Evolution
Die meisten Menschen kennen Gänsehaut, die durch Kälte entsteht. Sie ist typisch fürs Frieren, denn es handelt sich um einen Schutzmechanismus gegen Kälte. Ihr Ursprung ist in den Genen begründet und lässt sich viele 10.000 Jahre zurückverfolgen. Die Gänsehaut bei Kälte ist ein Relikt aus der Zeit, als der Mensch wesentlich mehr Ähnlichkeit mit Primaten und infolgedessen auch eine stärkere Körperbehaarung hatte.
Das Aufrichten der Haare hatte eine wichtige Funktion: Es sollte uns vor Wärmeverlust schützen. Bei diesem Vorgang verengen sich die Blutgefäße und das Blut wird in die besonders wichtigen Körperregionen gepumpt. Dadurch frieren die meisten Menschen zunächst an Händen und Füßen, später auch an Beinen, Armen und anderen Körperteilen. Bei Zusammenziehen der Haarbalgmuskeln werden die Nerven der Haarfollikel-Stammzellen aktiviert. Auch diese Reaktion ist eine Schutzfunktion des Körpers, die vor allem langfristig wirken soll. Beim modernen Menschen ist die Körperbehaarung weniger stark und damit einhergehend auch die Schutzfunktion weniger wichtig als früher. Heute tragen wir Kleidung, um uns vor Kälte zu schützen.
Gänsehautmomente – Gänsehaut bei bestimmten Geräuschen
Viele Menschen bekommen sowohl bei angenehmen, also auch bei unangenehmen Geräuschen eine Gänsehaut. Die akustischen Reize deutet das episodische Gedächtnis des Gehirns emotional. Von Gänsehautmomenten sprechen wir, wenn es sich um sehr angenehme Geräusche, meistens Melodien, handelt.
Wir reagieren auf die Töne mit starken Emotionen. Wissenschaftler fanden heraus, dass Melodien mit ganz bestimmten Erinnerungen verbunden werden und auch noch Jahrzehnte später unangenehme oder schöne Gefühle inklusive Gänsehaut hervorrufen Gefühle inklusive Gänsehaut hervorrufen. Ähnlich ist das beim Betrachten von Filmen. Wir bekommen Gänsehaut, wenn wir mit besonders bewegenden Szenen konfrontiert sind.
Wissenschaftler fanden auch heraus, dass Menschen, die auf bestimmte Töne mit Gänsehaut reagieren, eine viel stärkere Verbindung zwischen dem Hörzentrum des Gehirns und den emotionsverarbeitenden Hirnarealen haben. Bei ihnen stellen sich vor allem die Nackenhaare auf. Welche Funktion die Gänsehaut in diesem Fall hat, ist aber nicht eindeutig geklärt.
Gänsehaut bei Angst und Ekel – die Ursachen sind unklar
Es müssen nicht immer angenehme Gefühle sein, die uns die Haare zu Berge stehen lassen. Warum sich unsere Körperhaare jedoch bei Angst und Ekel aufstellen, ist wissenschaftlich genauso wenig geklärt wie die Gründe fürs Aufstellen der Nackenhaare. Auch hierzu gibt es zahlreiche Theorien. Eine vermutet, dass das Aufrichten der Körperhaare bei Angst zu einem eindrucksvolleren Erscheinungsbild führte, sodass mögliche Feinde leichter abgeschreckt wurden.