Der Wiener Kolumnist und Aktionskünstler Hermes Phettberg (ent)gendert seit 30 Jahren mit y. Er hat das Gendern mit y erfunden. Deswegen wird es auch „Gendern nach Phettberg“ genannt. Bisher scheint sich niemand daran zu stören – zumindest offenkundig.
Literaturdidaktiker und Germanist Thomas Kronschläger benutzt diese Form seit 3 Jahren – sowohl öffentlich als auch privat – und möchte sie nun allgemein bekannt machen – als weitere Form des Genderns, nicht als Ersatz.
(Ent)Gendern mit y – Wie funktioniert Gendern nach Phettberg? Bedeutung, Definition, Erklärung
Alltagsbrauchbar, leicht verständlich und einfach umzusetzen – das sind die Anforderungen an die geschlechtsneutrale Sprache.
Durch »Entgendern nach Phettberg«, wie Thomas Kronschläger seine Methode nennt, kann man über Personen schreiben und reden und dabei auf Geschlechterkategorisierung verzichten.
Phettberg spricht in seiner Kolumne im Wiener Stadtmagazin „Falter“ die Leute seit 1992 mit »Lesy« statt »LeserIn« an. Er setzt an den Wortstamm also einfach ein »y« und verwendet den Artikel »das«; im Plural wird zusätzlich ein »s« angehängt. (»Lesys«) Damit macht er die Worte zum Neutrum – also geschlechtsunspezifisch.
Es klingt zuerst ungewohnt, aber wie alle neuen Reformen würde sich auch diese in die Köpfe der Menschen verankern – bis sie Alltag sind.
(Ent)Gendern mit y – Die Wortbildung
Singular:
- Endung -er wird durch -y ersetzt: Maler > Maly
- bei Endungen ohne -er wird das -y angehängt: Koch > Kochy
Plural:
- Endung -er wird durch -ys ersetzt: Maler > Malys
- umgelautete Worte, werden auch hier umgelautet: Koch > Köche, Kochy > Köchys
Gendern mit y: Beispiele (Gendern nach Phettberg)
- Aus „Menschen“ wird „Menschy“ oder „Menschys“
- Aus „Person“ wird „Persony“
- Aus „Personen“ wird „Personys“
- Aus „Der Nothelfer“ wird „Das Nothelfy“.
- Aus „Die Nothelfer“ wird „Nothelfys“.
- Aus „Der Leser“ wird „Das Lesy“.
- Aus „Die Leser“ wird „Die Lesys“.
- Aus „Die Teilnehmer“ wird „Teilnehmys“.
- Aus „Die Hilfskraft“ wird „Das Hilfskrafty“.
- Aus „Die Demonstranten“ wird „Demonstrantys“.
- Aus „Der Lehrling“ wird „Das Lehrly“.
- Aus „Die Ärzte“ wird „Die Ärztys“. (Was wohl die Ärzte (die beste Band der Welt) dazu sagen?)
- Aus „Der Kellner“ wird „Das Kellny“.
- Aus „Die Kellnerin“ wird „Das Kellny“.
- Aus „Die Kellner“ wird „Die Kellnys“.
- Aus „Der Fahrer“ wird „Das Fahry“.
- Aus „Die Fahrerin“ wird „Das Fahry“.
- Aus „Die Fahrer“ wird „Fahrys“.
- Aus „Die Raucher“ wird „Die Rauchys“.
- Aus „Der Raucher“ wird „Das Rauchy“.
- Aus „Die Raucherin“ wird „Das Rauchy“.
- Aus „Der Kritiker“ wird „Das Kritiky“.
- Aus „Die Kritikerin“ wird „Das Kritiky“.
- Aus „Die Kritiker“ wird „Die Kritikys“.
- Aus „Der Arzt“ wird „Das Arzty“.
- Aus „Die Zuhörer“ wird „Die Zuhörys“.
- Aus „Die Extrovertierten“ wird „Die Extrovertiertys“.
Gendern nach Phettberg mit y: Besondere Beispiele
- Aus „Die Deutschen“ wird „Deutschys“.
- Aus „Die Österreicher“ wird „Österreichys“.
- Aus „Gott“ wird „Gotty“.
- Aus „Bürgermeister“ wird „Bürgermeisty“ oder „Bürgymeisty“.
(Ent)Gendern nach Phettberg mit y – Die Vorteile?
Die Vorteile durch »Entgendern nach Phettberg« liegen klar auf der Hand:
- Es liest sich flüssiger. Die Kunstpause zwischen den verschiedenen Ansprachen fallen weg.
- Es gibt nur 2 Varianten – eine im Singular, eine im Plural.
- Es werden alle Menschen – egal, welchen Geschlechts – auf einmal angesprochen.
- Erdling, Lehrling, Feigling, … waren bisher Worte, die man nicht gendern konnte. Mit »Entgendern nach Phettberg« würden nun auch sie zum Neutrum werden, indem -ing durch -y bzw. -ys ersetzt wird.
(Ent)Gendern mit y – Machen wir uns lächerlich?
Einige Menschen kommen noch immer nicht mit dem gendergerechten Deutsch klar. Sie meinen, es klinge dünkelhaft, akademisch und bürokratisch. Sie meinen damit jedoch nicht, dass man einfach alles so lassen sollte, wie es war / ist. Sie suchen nach einer einfacheren Version.
»Entgendern nach Phettberg« macht genau dies möglich. Zudem zaubert es den Lesys und Hörys ein Lächeln ins Gesicht, denn für uns hört es sich doch erstmal ganz schön fremd an, wenn wir statt »Bürger*innenmeister*innengehilf*innen« »Bürgymeistygehilfys« lesen oder gar sagen.
Gendern – Was ist das?
Mit Gendern, eine Anwendung geschlechtsneutraler Ausdrucksweise dessen Verwendungsgründe mannigfaltig sind, soll eine sprachliche Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern hergestellt werden. Es werden alle 3 Genera gleichzeitig angesprochen. (männlich, weiblich, divers)
Gendern – Wie geht das?
Es gibt viele Formen des Gendern – keine ist »die« richtige. Richtlinien für offizielles Gendern sind derzeit nicht vorhanden. Jedem Menschen ist es freigestellt, welche Methode angewandt wird.
Zu den 7 häufigsten Anwendungen zählen:
- mit Doppelpunkt: Maler:innen
- mit Sternchen: Maler*innen (Siehe: Gendersternchen)
- mit Binnen-I: MalerInnen
- mit Unterstrich: Maler_innen
- mit Punkt: Maler.innen
- mit Mediopunkt: Maler·innen
- mit einfachem Kodierungszeichen: Maler’innen
Aus „Die Leser“ müsste doch „Die Lesys“ werden, oder? Und warum wird aus „Die Kritiker“ „Das Kritikys“? Ich hätte „die Kritikys“ erwartet. Das bringt mich zum Stutzen und nimmt den Redefluss…
Ansonsten finde ich diese Variante deutlich charmanter als die stockenden Versionen.
Ein Lesy
Wir haben das korrigiert.
VG
Pierre von BedeutungOnline.de
Bei den Beispielen wurde teilweise etwas übers Ziel hinaus geschossen. So werden von sich bereits geschlechtsneutrale Begriffe wie „Mensch“ oder „Person“ beim Gendern nach Phettberg nicht angepasst. Gibt ja auch keinen Grund dafür.
Ja, das ist definitiv eine charmante Alternative. Ich versuche es auch seit einer Weile, stoße aber immer wieder an Grenzen. Dass aus „jeder Kollege“ „jedy Kollegy“ wird, kann ich mir noch herleiten. Aber was ist mit Possessivpronomen?
Ein Kollegy und sein/ihr Kindy? Gibt es für den Ersatz von sein/ihr vielleicht auch schon eine überzeugende Idee?
… vllt. „ein Kollegy und dessen Kindy(s)“ …
Kind ist neutral, also wahrscheinlich
Ein Kollegy und dessen Kind
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann müsste es wohl „jedes Kollegy“ heißen, denn ein Kollegy ist „das Kollegy“.
… vllt. „ein Kollegy und dessen Kindy bzw. Kindys“ …