Was bedeutet „Opfer“ in der Jugendsprache? Jugendwort, Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet Opfer in der Jugendsprache, Jugendwort, Bedeutung, Definition, Erklärung


In der Jugendsprache hat sich das Wort „Opfer“ als eine Bezeichnung für einen Versager etabliert. Dieses Versagen ist in aller Regel selbst verschuldet und beruht üblicherweise auf einen Mangel an Talent, Intelligenz, Wissen, Selbstbeherrschung, Ausdauer oder Einsatz. Damit unterscheidet sich die Verwendung des Begriffs „Opfer“ in der Jugendsprache stark von dessen ursprünglicher Bedeutung. Denn normalerweise ist ein Opfer jemand, der ohne eigenes Verschulden in eine unerwünschte Situation mit negativen Folgen gerät.

Was bedeutet „Opfer“ in der Jugendsprache? Jugendwort, Bedeutung, Definition, Erklärung

Für viele Erwachsene ist nicht nachvollziehbar, in welchen Situationen und aus welchen Gründen Jugendliche das Wort Opfer verwenden. Meist erweckt die Nutzung den Anschein der Verwendung des Begriffes als Beleidigung. Doch viele Jugendliche sehen dies anders. Häufig ist das Austauschen von solchen „Beleidigungen“ als harmloses Geplänkel unter Freunden zu verstehen. Dieser Punkt trifft vor allem in Situationen zu, wo Freunde miteinander etwas unternehmen und in direktem, aber freundschaftlichen Konkurrenzkampf zueinanderstehen. Als Beispiele sind hier sportliche Wettkämpfe, aber auch Computerspiele zu nennen. Der Sieger möchte seine Überlegenheit verdeutlichen, indem er auf das mangelnde Können des Gegners hinweist. Der Ausspruch „Du Opfer!“ ist in solchen Situationen also als ein „Ich bin eben besser als du!“ zu verstehen.

Einige Situationen können sich jedoch stark von solch freundschaftlichem Geplänkel abheben. Vor allem in größeren Gruppen hat es sich etabliert, dass dominantere Jugendliche einzelne Mitglieder der Gruppe durch Beleidigungen bloßstellen und damit von der Masse abgrenzen. Wird in solchen Situationen die Redewendung „Du Opfer!“ verwendet, soll damit die Wehrlosigkeit, aber auch das Versagen auf ganzer Linie des Empfängers hervorgehoben werden. Es wird verdeutlicht, dass die ausgegrenzte Person von niemand benötigt wird. Dadurch wird einerseits das Selbstwertgefühl extrem verringert, andererseits aber auch die Stellung in der Gruppe gefährdet. Gleichzeitig können solche Erniedrigungen von Schwächeren dem dominanten Jugendlichen das (falsche) Gefühl von Überlegenheit und Stärke verleihen. In solchen Situationen sind zwei Szenarien möglich, welche beide gleichermaßen unerwünscht sind. Entweder lässt sich das „Opfer“ unterdrücken, nimmt also die Opferrolle an und versucht trotz allen Mobbings dennoch seinen Weg zu gehen. Oder es wird der Versuch unternommen, aufzuzeigen, dass diese Beleidigungen nicht der Wahrheit entsprechen. Dazu muss jedoch die eigene Person und Persönlichkeit über jene des Kontrahenten gesetzt werden. Ein Vorhaben, welches am einfachsten durch die Erniedrigung des Gegenübers gelingt. Ein Teufelskreis aus niemals endenden Beleidigungen ist die logische Konsequenz.

Fazit: Als Opfer wird jemand im Kontext der Jugendsprache bezeichnet, der etwas erleidet, eine Schwäche für etwas hat (Guilty Pleasure) oder eine gute Gelegenheit verpasst.

Die Entwicklung des Begriffs „Opfer“

Seit Tausenden von Jahren sind Opfer im religiösen, kultischen Bereich bekannt. Es handelt sich stets um Gaben, welche den oder die Götter gnädig stimmen sollen. Das Wichtigste daran ist, dass es sich immer um Dinge handelt, welche die Menschen grundsätzlich nutzen könnten. Sie bringen also ein Opfer, indem sie bewusst wichtige Dinge zerstören und darauf verzichten.

Neben dieser Verwendung des Wortes hat sich im Deutschen eine weitere Nutzungsmöglichkeit etabliert. Ein Opfer ist jemand, der das Ziel eines Verbrechens wurde. Das Opfer hat keinen Einfluss auf die Situation. Daraus entstand auch das Prinzip der „Opferrolle“. Personen möchten klarstellen, dass sie auf bestimmte Situationen keinen Einfluss hatten. Die Schuld wird (häufig fälschlicherweise)jemand anders übertragen. Damit wird das Opfer von einem negativ assoziierten Wort zu einer erwünschten Situation. Erneut ins Negative verkehrt wird der Begriff, wenn die Opferrolle nicht freiwillig übernommen wird, sondern Personen durch die Beschimpfung als „Opfer“ hinein gezwängt werden. Auf diese Weise wird erneut die Hilflosigkeit von Opfer im Sinne von Verbrechen hervorgehoben, jedoch in unpassenden Situationen angewandt. Das Opfer ist nun nicht mehr real, sondern dient einzig und allein als Versinnbildlichung von aufgezwungener Schwäche und Unterdrückung.

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Autor: Pierre von BedeutungOnline

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