Kategorie: Internetsprache, Netzjargon und Social Media
Siehe auch: Jugendworte, Jugendsprache, Jugendwörter
Beliebte Beiträge:
- Boomer
- bougie
- couseng / kuseng
- egirl / e-girl (eboy / e-boy)
- fml
- Gold Digger
- idgaf
- ikr
- legit
- Ligma
- lowkey
- lul
- omegalul
- on fleek
- one trick pony
- Pepega
- Poggers
- pov
- Props
- Sharing is caring
- Shout out
- Sic mundus creatus est
- Simp
- Soft Girl
- thicc
- Tryharder
- UwU
- WLAN Namen
- wusa
- XOXO
Was ist Netzsprache?
Netzsprache ist eine auf gängigen Abkürzungen basierende Sprache für das Internet und Messengerdienste. Sie unterliegt relativ genauen Regeln, besteht also aus „offiziellen“ Vokabeln wie etwa LOL oder OMG. Entwickelt hat sie sich schon in den 1990er-Jahren aus der SMS-Sprache.
Wie ist die Netzsprache entstanden?
In den SMS-Textnachrichten der späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre gab es a) nur einen begrenzten Zeichenumfang und b) nicht die Möglichkeit, einen Text einzusprechen. Er musste getippt werden. Anfangs gab es nicht einmal Worterkennungsprogramme, die beim Tippen ein Wort automatisch ergänzen. Den begrenzten Zeichenumfang gibt es immer noch, doch die SMS wird automatisch erweitert und dann als zwei oder drei SMS verschickt. Außerdem wird sie heute von Messengerdiensten wie WhatsApp ohne solche Beschränkungen verdrängt. Als nun vor etwa 30 Jahren das Tippen einer SMS wahrhaft mühselig war, entwickelten die Nutzer Abkürzungen, von denen sich einige durchsetzten. Das war auch nötig, damit sie zum Allgemeingut werden konnten. Diese Abkürzungen wurden im Internet übernommen. Teilweise entstanden sie auch damals schon im E-Mail-Verkehr, jedoch deutlich seltener als über die SMS, weil das Tippen von Texten am PC ohne Abkürzungen eine gängige Methode war.
Anerkennung der Netzsprache
Die Netzsprache ist kein Jargon und darf auch keinesfalls als Sprachverrohung aufgefasst werden. Sie ist ein Ansatz für breite Teile der Bevölkerung, Sprache viel effizienter zu transportieren. Solche Ansätze gab es schon immer. Beispiele sind die Stenotypie, bei der jemand (meistens eine Sekretärin) einen Text von Hand mit Kürzeln mitschreibt, sowie Abkürzungen des Morsealphabets, die sehr schnelle Tastfunker verwenden. Sie verkürzen beispielsweise die Morsezeichen für die Ziffern 0 bis 9. Die Anerkennung der Netzsprache erfolgte inzwischen auch durch seriöse Institutionen wie das Oxford English Dictionary (OED), das im Jahr 2011 die beiden Abkürzungen der Netzsprache LOL (Laughing Out Loud, also lautes Lachen) und OMG (Oh my God) in seinen Sprachschatz aufnahm. Das Oxford English Dictionary gilt immerhin als offizieller Wächter der kultivierten englischen Sprache, es genießt unter den Briten eine noch höhere Reputation als unter den Deutschen der Duden. Die Wörter und Ausdrücke in diesem Standardwerk haben es in den anerkannten Wortschatz geschafft. Aufgenommen werden nur Wörter, die inzwischen über Jahre Verwendung im allgemeinen Sprachgebrauch finden.
Wie schnell entwickelt sich die Netzsprache?
Adäquat zur rasend schnellen Entwicklung der digitalen Kommunikation verlaufen auch die Fortschritte der Netzsprache sehr schnell. Das LOL etwa wurde erst 1990 erstmals gesichtet. Sein Durchbruch erfolgte ab dem Jahr 2000 mit der zunehmenden Nutzung von Chatprogrammen. Es wurde dann so gebräuchlich, dass es nach Auffassung der OED-Redaktion von jedermann verstanden wird – eine Grundvoraussetzung, um ins altehrwürdige Dictionary aufgenommen zu werden. Die zweite Voraussetzung ist, dass das Wort schon eine Weile existiert, wobei als minimale Lebensspanne etwa fünf Jahre gelten. In der Geschichte der Sprachentwicklung ist das freilich ein Wimpernschlag. In früheren Jahrhunderten wandelten sich Begriffe wesentlich langsamer. Worte brauchten viele Jahrzehnte, um in den allgemeinen Sprachgebrauch aufgenommen zu werden. Sprachforscher sehen im schnellen Sprachwandel der Neuzeit einen Beleg dafür, wie sehr die Technologie unsere Kultur und Intelligenz verändert. Sprache ist ein Ausdruck von beidem. Wer nun mit einem einfachen OMG oder LOL lange Sätze, Erklärungen, Augenrollen, Schmunzeln und Stirnrunzeln ersetzen kann, kommuniziert deutlich effektiver als je zuvor.
Die Sprache des Internets und der Netzgemeinden ist eine besondere Sprache. US-amerikanische Begriffe werden mit Leichtigkeit übernommen und integriert, aber auch Meme werden mit herzenslust thematisiert.
Ein besonderes Feld sind Abkürzung. Für viele Erfahrungen, Eindrücke und Bewertungen gibt es Abkürzungen: wtf, fml, omg, idgaf, ikr, lul, thx, wcgw, omw, OwO, UwU, usw. Abkürzungen vereinfachen die Kommunikation, insbesondere die Textkommunikation. Teils werden aber selbst Abkürzungen oder Smileys weiter entwickelt. Aus dem Smiley XD wird z.B. das Wort „iksdeh“. Ein Internetscherz, den versteht, wer viel im Internet aktiv ist.
Begriffe für neue Phänomene und Begriffe werden einfach übernommen: Simp, exposed, no cap, femboy, e-girl, vsco-girl, outstanding move, kinda sus, idle, ligma, lowkey, mlem, blep, sploot, usw.
Die Sprache der Netzgemeinde ist die Sprache des Internets, aber auch hier wird die reale Welt thematisiert und abgebildet. Meme sind hier ein Stilmittel der Wahl. Ein Meme, das wohl jeder kennt, ist das „Boomer“-Meme. Aber auch deutsche Meme finden ihren Platz: egal-Meme, „Anzeige ist raus“-Meme und Köftespieß-Meme.
Wer alles zur Netzgemeinde zählt, ist schwer zufassen. Die sozialen Medien wie Twitter, Facebook, Instagram und TikTok gehören definitiv dazu. Vergessen werden dürfen die unzähligen Foren und Gruppen nicht, die auf eigenen Adressen (Domains) existieren. Hier haben sich verschiedene Bereiche ausgebildet. Twitter ist ein Medium für alle, die scharf kommentieren können und wollen. Auf Instagram werden die schönen Dinge geteilt bzw. jeder darf zeigen, wie schön das Leben ist. TikTok ist die Weiterentwicklung der Karaoke.