Ein Tag wie Gold – 100.000 Volt – Lied aus Babylon Berlin

Ein Tag wie Gold in Babylon Berlin

Die vierte Staffel von Babylon Berlin zeichnet sich nicht nur durch die Geschichte, die Darsteller und alle Mitwirkenden sowie ihre Arbeit aus. Sie gibt uns auch ein Lied, das genau auf diese Zeit einstimmt. Gleichzeitig könnte „Ein Tag wie Gold“ kein schönerer Ohrwurm sein. Es verbindet die Welt von Babylon Berlin, so wie der Zuschauer sie kennt, mit einem akustischen Genuss, komponiert und gesungen von dem begnadeten Max Raabe. Begleitet wird er vom Berliner Palast Orchester, dessen Leiter und Mitgründer er ist.

Beide entführen uns direkt in die Goldenen Zwanziger Jahre, bis sich die Welt dem dunklen Zeitalter nähren sollte. Doch davon war vielleicht schon etwas zu spüren, doch die Wahrheit lag noch in der Zukunft. Was wir heute wissen, war den Menschen im Jahr 1930 noch nicht bekannt. Vielleicht ahnten sie etwas, wenn sie Hitlers Mein Kampf gelesen hatten.
„Ein Tag wie Gold“ komponierte Max Raabe in Zusammenarbeit mit Annette Humpe. Bei der Produktion arbeitete er mit Tom Tykwer und Johnny Klimek zusammen.

Wer singt „Ein Tag wie Gold, in den Adern 100.000 Volt“?

Es gibt einen Entertainer und Sänger, der sich wie sonst fast keiner auf die klangvolle Atmosphäre der zwanziger Jahre versteht.

Max Raabe wurde am 12. Dezember 1962 im schönen Lünen geboren. Mit bürgerlichem Namen heißt er Matthias Otto.

Seine ersten Erfolge erlangte er im Kirchenkinderchor. Von hier aus führt ihn sein künstlerischer Weg bis zur damaligen Hochschule der Künste Berlin. Hier erwarb er 1995 den Titel des staatlich geprüften Opernsängers. Zwischenzeitlich blieb er der Musik stets stark verbunden, sodass er schon 1986 mit musikbegeisterten Freunden das Palast Orchester in Berlin ins Leben rief. Mit seinem Orchester erkannte er den Optionen der Zeit und konzentrierte sich auf Lieder und Chansons, die die Atmosphäre der Weimarer Republik vorzüglich reflektieren.

Raabe ist dabei ein bekannter Solist, der auch 1999 im Hörspiel Die Dreigroschenoper nach Bertold Brecht zu hören war. Hier übernahm er die Rolle des Mackie Messer.

2005 konnte er sein Können in der berühmten New Yorker Carnegie Hall vor einem begeisterten Publikum unter Beweis stellen. Im gleichen Jahr überreichte man ihm den Paul-Lincke Ring der Stadt Goslar. Es folgen bis heute zahl- und erfolgreiche Auftritte rund um die Welt, wobei Max sowohl als Solist als auch in verschiedenen Rollen auftritt. Sein Orchester Berlin ist stets, wenn es sich anbietet, dabei.

Wie kommen Max Raabe und die Musik in Babylon Berlin zum Einsatz?

Die Vielzahl von Einsätzen, bei denen „Ein Tag wie Gold“ die Darsteller und Zuschauer begeistert, lässt sich nur beispielhaft erklären.

In der Serie heißt Max Raabe Emil Engel.

Auch Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) ist von der Musik begeistert. So holt sie für Gereon Rath (Volker Bruch) die neueste Schallplatte im nächsten Fachgeschäft. Hier hören sich Charlotte und die Verkäuferin den Song sofort an und können sich kaum vom Grammophon trennen.

In einem Traum sieht sich Helga Rath (Hannah Herzsprung) mit Gereon in einem Tanz verbunden. Max Raabe singt dazu „Ein Tag wie Gold“.

Vor seinem Einsatz greift Gereon Rath auf die Schallplatte zurück und lässt sich so auf den Abend einstimmen. Hierbei wirkt jedoch der Kontrast nach, da er während des Genusses des Songs seine SA-Uniform anzieht.

Während der Silvesterparty der Nyssens ist Alfred Nyssen passend zu „Ein Tag wie Gold“ gekleidet. Er trägt einen futurisch anmutenden Anzug, der aus reinem Gold zu bestehen scheint. Dazu tritt Max Raabe über eine Treppe auf der Bühne und beschenkt die Gesellschaft mit seinem Lied.

Genauso ergreifen singt Esther Kasabian (Meret Becker) das Lied während des Tanzmarathons, an dem Charlotte Ritter teilnimmt. Unterstützt wird sie dabei vom Berliner Orchester von Max Raabe.

Welche sozialkritischen Züge hat der Songtext auf die Hörer Anfang der 30er Jahre?

Eine Nacht sollte schön wie Samt und Seide sein, damit man sie in vollen Zügen genießen kann. So tankt der Tänzer die Kraft für den neuen Tag. Außerdem vergisst der Genießer schnell, was schlecht ist. Aber negativ wird die Zeit werden, auf die sich Deutschland zubewegt. Deshalb kann der Sänger kaum glauben, dass die Nacht, die er besingt aus Samt und Seide bestehen kann. Vielmehr geht er davon aus, dass die Freiheit – wie man sie in den 20er Jahren kennt – bald Vergangenheit sein dürfte. Das nicht alles so bleibt, wie es ist, zielt eventuell auf die Ordnung der Weimarer Republik ab, die zunehmend von den SA- und NSDAP-Horden überzogen sein wird.

Deshalb müssen noch einmal 100.000 Volt durch die Adern der Tanzenden fließen, um die aktuelle politische Situation vor der Machtergreifung abzustreifen. Die ausgiebigen Tanzszenen machten den Wunsch nach Schwung deutlich. Auch in anderen Kulturen nutzen die Menschen den schwungvollen und ausschweifenden Bewegungsdrang, um so den neuen Eindrücken den Weg zu ebenen. Vor allem, wenn sich der Zuschauer an die Silvesterpartie bei den Nyssens erinnert. Hier tritt Max Raabe bewusst auf. Es gibt aber auch Szenen, da sitzt er einfach an einem Tisch im Café, während sich beispielsweise Litten (Trystan Rütter) und Elisabeth Behnke (Franzi Haberlandt) über wichtige Einzelheiten eines Auftrages unterhalten. Auffällig ist das fortschrittliche und schrille Anzug, den Alfred Nyssen (Lars Eidinger) trägt.

Mit den Zeilen, mit denen Grüße nach Moskau, Paris und Wien geschickte werden sollen, wird von der Zeit abgelenkt. Und diese sah die Nazis auf dem Vormarsch. Ihre Ideologie war überall greifbar. Nur im Moka Elfi spürte man die Zeit, die für die Freiheit der 20er Jahre sprach. Das Kaiserreich mit seiner eingeschränkten Demokratie und die Nachkriegsinflation waren überwunden. Deutschland stand bei der künstlerischen und kulturellen Freiheit gleichauf mit Nationen wie Frankreich und Österreich. Wie das sowjetische Moskau darin eine Rolle spielt, kann man sich kaum vorstellen?

Vielleicht will das Lied sagen, dass die Russen ihre kommunistische Ausrichtung zu Gunsten einer freizügigen und weltoffenen Betrachtung aufgeben sollten. Aber warum sind die Berliner verrückter als alle anderen Nationen, wenn sie alle zum Tanz in die Hauptstadt einladen. Ist den Verrücktsein nicht auch ein Ausdruck dafür, sich auf eine neue und ungewöhnliche Idee einzulassen? Trifft sich alles in Berlin, kann es nur Freundschaft und Liebe geben, statt Egoismus, Diktatur und Krieg. Und gerade diese Gleichungen verstehen die Militärs der Nationen einfach nicht.

Jeder Tag ist wie Gold und unvergänglich verloren, wenn die alte Nacht dem neuen Morgen weicht. Und der Rest des alten Tages kann ruhig verzollt werden, da er für den Tänzer sowieso keinen Wert mehr hat. Gleiches gilt für die alten Bilanzen des Lebens, über die jeder lieber hinweg tanzt, um sich unbeschwert den neuen Herausforderungen zu stellen.

„Ein Tag wie Gold“: Charterfolge

Die Single kam am 23. September 2022 heraus. Sie stammt vom Album „Wer hat hier schlechte Laune?“. „Ein Tag wie Gold“ ist gleichzeitig das Titelthema des Soundtracks, den BMG für die Serie Berlin Babylon Staffel 4 herausgebrachte.

In den Charts stand „Ein Tag wie Gold“ in erster Linie an einem Sonntag, dem 9.10.2022. Das hängt mit den Ausstrahlungsdaten zusammen. Wer die vierte Staffel von Babylon Berlin sah, wollte im Anschluss das Video genießen. Am 13. Oktober fiel der Wert wieder ab.

Im Oktober lag der Wert somit bei 40,52%. In den nächsten Monaten fiel der Wert dann von 11,23% in Schritten bis April auf 4,48%. Am Ende der Auswertung im September 2023 lag das Ergebnis bei 5,42%. Nur stand zu diesem Zeitpunkt die vierte Staffel Babylon Berlin noch nicht der interessierten breiten Öffentlichkeit per DVD/Blu Ray oder über die öffentlich-rechtliche Mediathek zur Verfügung. Die Ausstrahlungen konzentrierten sich stattdessen zuerst auf die kostenpflichtigen Streamdienste.

Mit der Veröffentlichung der vierten Staffel am 29. 09.2023 kann das Interesse zugenommen haben. Die Nutzer griffen eventuell aber eher auf die Medien DVD und Blu Ray sowie die ARD-Mediathek zurück, sodass die Charts nur bedingt aussagefähig sind?

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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