Was ist „Sharenting“? Bedeutung, Erklärung, Definition

Was ist Sharenting, Bedeutung, Erklärung, Definition


Der Umgang mit mobilen Endgeräten sowie Social Media ist heute fast schon zur Normalität geworden. Menschen fotografieren sich und posten die Bilder anschließend in ihren Social-Media-Profilen. Das ist aber nicht immer ungefährlich – vor allem dann nicht, wenn sensible Inhalte (zum Beispiel von den eigenen Kindern) auf Social Media geteilt werden. Man spricht in diesem Fall vom sogenannten „Sharenting“. Bei diesem handelt es sich um einen teilweise besorgniserregenden Trend, bei dem Eltern ihre Kinder fotografieren und die Bilder dann im Netz hochladen.

Auf diese Weise können sensible Inhalte schon an die falschen Personen gelangen – dadurch können die eigenen Kinder in den Fokus von Triebtätern gelangen und werden einer unnötigen Gefahr ausgesetzt. Das „Sharenting“ ist ein noch vergleichsweise junges Phänomen, welches aber stark in der Kritik steht. Der nun folgende Artikel soll daher einmal über das „Sharenting“ und dessen Konsequenzen aufklären. Darüber hinaus sollen typische Verwendungsbereiche des Begriffs „Sharenting“ aufgezeigt werden.

Begriffsdefinition von „Sharenting“

Bei „Sharenting“ handelt es sich um ein Kunstwort, welches aus dem anglo-amerikanischen Raum stammt. Es setzt sich aus den beiden Wörtern „to share“ (zu Deutsch: „teilen“ oder „verbreiten“) und „parenting“ (zu Deutsch: „Eltern sein“ oder „behüten“) zusammen. Kombiniert kann „Sharenting“ daher in etwa mit „behütend teilen“ übersetzt werden.

Diese zugegebenermaßen recht unverständliche Übersetzung meint, dass Eltern häufig Fotos von ihren Kindern schießen und diese dann willkürlich im Netz verbreiten. Anstatt diese also nur zu behüten (nämlich „to parent“), werden gleichzeitig auch Bilder von ihnen angefertigt und verbreitet (nämlich „to share“).

Die Verbreitung von Fotos im Netz dient häufig dem individuellen Vergnügen, soll aber oftmals auch soziale Bindungen zu Gleichgesinnten (beispielsweise zu anderen Eltern) schaffen. Oftmals sind es aber gar nicht derartige Gleichgesinnte, die als die Hauptkonsumenten der Bilder hervorgehen. Und genau hier liegt die Gefahr am „Sharenting“, beziehungsweise deswegen wird das „Sharenting“ so stark kritisiert.

Wortherkunft und Bedeutung von „Sharenting“

Beim „Sharenting“ handelt es sich um ein erst kürzlich entdecktes Phänomen, dessen Namensgebung vermutlich in den USA seinen Ursprung hat. Der Begriff entwickelte sich als Kunstwort aus den beiden Wörtern „to share“ und „to parent“ und bezieht sich unverkennbar auf die wilde Fotolust junger Eltern, die oftmals sehr aktiv auf Social Media sind. „Sharenting“ beschreibt daher typischerweise Personen, die sozialen Netzwerken gegenüber sehr affin sind und ein gewisses Geltungsbedürfnis besitzen – dieses geht oftmals noch über die eigene Person hinaus. Das Kind wird in diesem Zusammenhang als Verlängerung des Ichs verstanden und wird entsprechend auf Social Media zur Schau gestellt – mit potenziell stark negativen Konsequenzen für das Kind. Einmal ins Netz gestellte Bilder verbreiten sich rasend und können für gewöhnlich auch nicht mehr entfernt werden (siehe Sprichwort: „Das Netz vergisst nie!“).

Verwendung von „Sharenting“

Mittlerweile trifft man recht häufig auf den Begriff „Sharenting“. Als Hauptverwendungsgebiete haben sich in den vergangenen Monaten jedoch vor allem die folgenden Bereiche herauskristallisiert:

  • Social-Media-Plattformen
  • Sozialpsychologie
  • Alltagssprache

In den nun folgenden Unterabschnitten soll noch detaillierter auf die oben genannten Hauptverwendungsbereiche von „Sharenting“ eingegangen werden.

Social-Media-Plattformen

„Sharenting“ findet vor allem auf Social-Media-Plattformen statt. Besonders beliebt sind hierfür die Plattformen Facebook, Instagram sowie TikTok, auf denen private und teilweise sehr sensible Inhalte geteilt werden. Oftmals handelt es sich dabei um Babyfotos oder freizügige Fotos von Babys, die dann in die falschen Hände geraten können. „Sharenting“ bewegt sich in Deutschland in einer absoluten Grauzone, da es die strengen Richtlinien der DSGVO nicht beachtet – schließlich können Babys oder Kleinkinder nicht nach ihrer Zustimmung befragt werden, dass deren Inhalte auf sozialen Netzwerken geteilt werden dürfen. Gerade auf diesen Plattformen wurde das „Sharenting“-Phänomen auch als erstes entdeckt, bevor dieses allmählich auch auf weitere Bereiche des Lebens überschwappte.

Sozialpsychologie

Nachdem das „Sharenting“ auf Social Media bekannt wurde, befasste sich dann auch die Sozialpsychologie mit diesem Thema. Diese sieht im „Sharenting“ einen besorgniserregenden Trend und stuft das Thema als stark kontrovers ein. Zwar sei es niedlich, Bilder von den eigenen Kindern zu posten, jedoch sollten Eltern in jedem Fall auch um das Wohl ihrer Kleinsten bemüht sein. Die Sozialpsychologie setzt das „Sharenting“ mit Geltungsbedürfnis bis hin zu leichtem Narzissmus in Verbindung – schließlich wird das Wohl des Gegenübers zugunsten des eigenen Prestiges geopfert.

Alltagssprache

Auch in der gesprochenen Alltagssprache ist „Sharenting“ mittlerweile angekommen. Es hat sich im deutschen Sprachgebrauch daher als fester Begriff etabliert und beschreibt für gewöhnlich junge Eltern, die auf Social Media sehr aktiv sind und dazu tendieren, Bilder oder Videos der eigenen Kinder dort hochzuladen. „Sharenting“-affine Eltern werden in Deutschland mitunter stark kritisiert. Nicht zuletzt heizten prominente Personen, wie beispielsweise Oliver Pocher, die Debatte um die negativen Folgen des „Sharenting“ an.

Gesellschaftliche Einordnung von „Sharenting“

Obwohl sich der Begriff „Sharenting“ immer weiterverbreitet, so handelt es sich doch um einen Ausdruck, der vornehmlich von jüngeren Generationen verstanden, beziehungsweise verwendet wird. Zur Hauptzielgruppe von „Sharenting“ gehören daher üblicherweise Personen, die zwischen 18 und 40 Jahren alt sind – und damit Personen, die typischerweise selbst Eltern sind oder werden. Von älteren Personen wird „Sharenting“ oftmals nicht verstanden. Hier fehlt dann auch der Bezug zur dafür notwendigen Technik – in dem Fall Social Media.

Kritische Betrachtung von „Sharenting“

Das „Sharenting“ steht hierzulande stark in der Kritik und gilt als extrem besorgniserregender Trend. Das unkontrollierte Teilen sensibler Bilder der eigenen Kinder in den sozialen Medien birgt nämlich erhebliche Risiken (wie beispielsweise Pädophilie). Die Privatsphäre der Kinder kann verletzt werden und sie werden unnötigerweise potenziellen Gefahren ausgesetzt. Das Phänomen „Sharenting“ wurde in den letzten Jahren intensiv diskutiert und kritisiert. Die Sozialpsychologie verweist beim „Sharenting“ zudem auf ein überhöhtes Geltungsbedürfnis und narzisstische Ansätze. „Sharenting“ hat Einzug in die Alltagssprache gehalten und polarisiert die Gesellschaft, wobei prominente Stimmen die negativen Auswirkungen hervorheben.

Fazit zum Thema „Sharenting“ und Nennung ähnlicher Begrifflichkeiten

Zusammenfassend kann das „Sharenting“ als neuer Trend auf Social Media bezeichnet werden, bei dem vor allem junge Eltern dazu tendieren, Bilder von Videos ihrer Kinder in den sozialen Netzwerken hochzuladen. Dies ist weder DSGVO-konform noch als sicher einzustufen, da die Bilder und Videos sich rasch im Netz verbreiten können und unnötige Risiken und Gefahren daraus resultieren können.

Neben dem „Sharenting“ gibt es noch die Begrifflichkeiten „Parental Oversharing“ und „Digital Kidnapping“. Während das „Parental Oversharing“ die überspitzte Form des „Sharenting“ darstellt, bei dem übermäßig viele Inhalte geteilt werden, so geschieht das „Digital Kidnapping“ sogar oftmals trotz vorheriger Verneinung der Kinder, dass Fotos oder Videos von ihnen veröffentlicht werden.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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