Klimatarier sind Menschen, die sich klimafreundlich ernähren. Sie wählen hierfür Lebensmittel mit einem möglichst geringen Ressourcenverbrauch aus. Vor allem die CO₂-Emissionen bei der Verarbeitung und dem Transport sollten so klein wie möglich sein.
Was sind Klimatarier? Wie geht klimafreundliche Ernährung? Bedeutung, Definition, Erklärung
Die Motivation ist vielschichtig. Trotz des etwas plakativen Anspruches, durch die eigene Ernährung zum Klimaschutz beizutragen, verfolgen Klimatarier noch weitere Ziele. Insgesamt lassen sich diese so zusammenfassen:
- möglichst kleiner CO₂-Fußabdruck
- Schutz der Natur durch eher kleinteilige Landwirtschaft von Familienbetrieben
- Tierwohl
- gesunde Ernährung
- Verringerung weiterer Emissionen wie Methangas
- Einschränkung von überflüssigen Lebensmitteltransporten
- Verringerung oder Eliminierung von Plastikverpackung
Unser Ernährungsverhalten hat einen erheblichen Einfluss auf das Klima. Er entspricht mindestens dem unseres Mobilitätsverhaltens. Daher sind die Motivationen der Klimatarier gut zu begründen. In der Öffentlichkeit werden sie dementsprechend auch diskutiert, wenngleich der Begriff „Klimatarier“ noch relativ neu ist.
Mit welchen Schritten werden Personen zu Klimatariern?
Entsprechende Plattformen für Klimatarier schlagen hierfür beispielsweise sieben Schritte vor:
#1 Vegetarische oder vegane Ernährung
Die meisten Klimaressourcen (Land und Wasser) verbrauchen tierische Lebensmittel. Auch belasten sie unter anderem durch die Methangasemissionen (vorrangig der Rinder) und die Gülle der Massentierhaltung die Umwelt. Es gilt also, schmackhafte und dabei klimafreundliche Alternativen für Wurst, Fleisch, Butter und weitere tierische Lebensmittel zu finden. Ein Ersatz von tierischen durch pflanzliche Produkte ist der erste und vielleicht wichtigste Schritt zum Klimatarier. Wer beispielsweise Butter durch Margarine austauscht, spart pro Jahr durchschnittlich 47 kg CO₂ – so viel, wie eine Autofahrt von Berlin nach Kiel emittiert, wie aus einer Berechnung des IfEU (Institut für Energie und Umwelt) hervorgeht.
#2 Regionale und saisonale Bioprodukte nutzen
In diesem Schritt geht es gleich um drei Faktoren. Alle drei verringern signifikant die CO₂-Belastung der Umwelt, denn auch Biobananen werden weit transportiert, Gemüse im Winter kommt häufig aus weit entfernten Ländern, regional produzierte Milch wiederum stammt, wenn es keine Biomilch ist, aus der Massentierhaltung. Die Kombination von regionalen, saisonalen Biolebensmitteln jedoch eliminiert die drei klimaschädlichen Produktions- und Transportfaktoren der Lebensmittel.
#3 Kein Wegwerfen von Lebensmitteln
Eine große Verschwendung und gleichzeitig Belastung für das Klima ist das Wegwerfen von Lebensmitteln. Dieses lässt sich unter anderem durch bewusstes Einkaufen entsprechend des unmittelbaren Bedarfs und nötigenfalls das Einfrieren unterbinden. Die FAO (UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation) schätzt die Menge der weltweit pro Jahr weggeworfenen essbaren Lebensmittel auf 1,3 Milliarden Tonnen und damit auf ~30 % des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs – bei gleichzeitigen Hungerkrisen in verschiedenen Regionen der Welt. Auch der Schaden für das Klima ist immens, denn für fast jedes weggeworfene Lebensmittel wurde die Umwelt bei der Produktion und beim Transport belastet.
#4 Eigene Essenszubereitung
Wer selbst kocht, kann die Zutaten nach Gesichtspunkten des Klimaschutzes auswählen. Es lassen sich sogar gezielt CO₂-arme Lebensmittel herstellen. Eigene Margarine entsteht beispielsweise aus Pflanzenöl, Eigelb, Salz und Sojamilch.
#5 Maßvolle Ernährung
Das übermäßige Essen macht nicht nur dick und ist allgemein ungesund, es belastet auch durch die Mehrproduktion das Klima. Wer sich etwas bescheidener ernährt, genießt mehr und schont gleichzeitig die Umwelt. Wenige gute Zutaten machen das Essen schmackhafter, lassen uns besser aussehen und führen zu einer gesünderen Lebensweise. Etwas Kreativität hilft dabei. Warum nicht einmal Kartoffelstampf mit Petersilie und Birnen probieren?
#6 Vielfalt beim Essen
Klimafreundliches Essen macht Spaß, wenn es entdeckt wird. Wir finden es vor der Haustür, nur wurde es in den letzten Jahrzehnten teilweise vergessen. Die traditionellen einheimischen Gemüse- und Obstsorten (Gravensteiner, blauer Schwede und vieles mehr) sind vielfältig und aromatisch, Oma kannte sie noch. Mit wenigen regionalen Zutaten lassen sich herrliche Gerichte zaubern. Auch moderne vegane Produkte, so etwa Mandelmilch, tragen zum Klimaschutz bei.
#7 Teilhabe an der Community
Klimatarier sind in einer wachsenden Community verbunden, die jeder von ihnen durch Überzeugungsarbeit im eigenen Familien- und Freundeskreis vergrößern kann. Der Austausch untereinander ist wichtig, weil es natürlich aufwendig ist, beim Essen bzw. dessen Einkauf, Zubereitung und Verbrauch ständig an den Klimaschutz zu denken. Die Mitglieder der Community helfen sich aber untereinander durch Tipps.
Erste Maßnahmen für angehende Klimatarier
Eine gravierende Umstellung der Ernährungsgewohnheiten unter dem neuen Aspekt des Klimaschutzes ist nicht einfach. Daher schlagen erfahrene Klimatarier diese drei Maßnahmen vor:
- Woche 1: Butter gegen Margarine tauschen, rotes Fleisch vermeiden, CO₂-Verbrauch einzelner Lebensmittel ermitteln, Grenzwert pro Person und Tag von 8 kg anstreben
- Woche 2: keine Lebensmittel mehr wegwerfen, klimaschädliche Lebensmittel vom Speisenzettel streichen und durch Alternativen ersetzen
- Woche 3: sieben Tage lang mit Gerichten auskommen, die höchstens drei Zutaten enthalten, neue pflanzliche Lebensmittel entdecken (mindestens eins)
Bei diesen Maßnahmen geht es darum, das Bewusstsein für eine klimatarische Ernährung zu schärfen. Der Gesamtkomplex ist riesig und kann zur Lebensaufgabe werden. Es gilt daher, Routinen beim Umgang mit Lebensmitteln zu entwickeln, die insgesamt zu einem klimafreundlicheren Verhalten führen.