Was ist Low Code? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Low Code, Bedeutung, Definition, Erklärung


Low Code ist die Softwareentwicklung mit visuellen Appdesign-Tools und weiteren grafischen Modellierungsverfahren. Es wird ein „niedriger Code“ verwendet, weil die Programmierer auf klassische textbasierte Programmiersprachen verzichten. Das verringert sehr deutlich die Entwicklungszeit für eine Software.

Vorteile von Low Code

Es ergibt sich durch den Zeitvorteil ein hoher Kostenvorteil. Die Softwarefirma spart Zeit bei der Projektplanung, beim Mitarbeitertraining und bei der eigentlichen Entwicklung. Das Programmieren wird durch Low Code einfacher, wenn der Entwickler die Tools kennt. Diese Entwicklung kam generisch, aber zwangsläufig. So schreibt heute (2021) schon längst kein Programmierer mehr HTML-Codes, hierfür genügt ein Klick auf ein kleines Icon im Editor. Solche Editoren beispielsweise für die Textverarbeitung (Schriftgrößen und -arten, Fettungen, Unterstreichungen, kursives Setzen oder Farben) gibt es in jedem Content-Management-System, wie wir alle wissen. Low Code erweitert nun diesen Komfort beträchtlich.

Wie ist Low Code entstanden?

Low Code wird über Plattformen angeboten. Es gilt als Nachfolger der 4th-Generation-Languages (4GL) und ebenso als Nachfolger der Rapid-Application-Development-Tools.

  • 4GL: Diese Programmiersprachen waren bzw. sind schon darauf ausgerichtet, mit wenigsten Codezeilen komplette Anwendungen oder Teilfunktionen schreiben zu können.
  • Rapid-Application-Development (RAD): Die sogenannte schnelle Anwendungsentwicklung entstand nach Vorarbeiten von Barry Boehm schon in den 1980er-Jahren. Boehm entwarf ein Entwicklungskonzept für Software, das auf ein prototypisches Vorgehensmodell setzte. Klassische Vorgehensmodelle funktionierten damals ausschließlich und funktionieren auch heute teilweise noch kaskadierend (sogenanntes „Wasserfallmodell“), was bedeutet, dass die Programmierer verschiedene Schritte ausprobieren, um wie ein Wasserfall der Ebene ihrer Plattform immer näher zu kommen. Das ist zwar sehr genau, aber auch sehr aufwendig. Vor allem ist es nicht sehr flexibel. Sowohl RAD als auch 4GL ermöglichen die schnellere Anpassung an sich verändernde Bedingungen. Low Code ist noch schneller und flexibler.

Plattformen für Low Code

  • APEX (Oracle Application Express)
  • OutSystems
  • Anakeen
  • Mendix
  • Intrexx
  • Simplifier
  • Scopeland
  • devolute.cloud
  • Open-Source-Plattform der Eclipse Foundation

Programmieren mit Low Code

Die Entwicklung mit Low Code erfolgt wie die klassische Programmierung manuell in der betreffenden integrierten Entwicklungsumgebung. Der Programmierer schreibt nur keine individuellen Codes, sondern nutzt vorgefertigte Standardsoftwaremodule. Diese verknüpft die Low-Code-Plattform über intelligente Metadaten so miteinander, dass ein gewünschtes Programmverhalten entsteht. Eine Low-Code-Programmierumgebung besteht aus verschiedenen Modulen. So speichert eine relationale Datenbank die Anwendungsdaten, externe Daten von Drittanbietern lassen sich unter anderem über REST-APIs importieren. Die Realisierung der Arbeitsabläufe übernimmt eine Anwendungslogik in der Applikation. Der Endnutzer verfügt über eine GUI (Benutzerschnittstelle) im Front End. Solche Oberflächen lassen sich plattformübergreifend und auch als Webanwendungen (iOS, Android, Windows) erstellen. Die Programmierung mit Low Code zeichnet sich durch vier entscheidende Merkmale aus:

  • #1 Modelle für die Entwicklung: Um intuitivere Möglichkeiten zu schaffen, kommen visuelle Modelle zum Einsatz. Sie definieren die Geschäftslogik, das Datenbankmodell, die Benutzeroberfläche und weitere Merkmale. Anwendungsentwickler und Power-User können damit komplexe Mobi- und Full-Stack-Web-Anwendungen visuell modellieren. Gegenüber der klassischen Programmierung kann die Produktivität um den Faktor 10 steigen.
  • #2 Wiederverwendbarkeit: Die Vorlagen für Low Codes (Komponenten, Widgets, Plug-ins) sind nicht nur sofort einsatzbereit, sondern auch wiederverwendbar. Das ermöglicht es unter anderem Unternehmen, einen eigenen App Store in die eigene Low-Code-Plattform zu integrieren. Damit können sie unternehmensspezifische Intellectual Property (eigene geistige Ressourcen)an ihre Entwicklungsteams verteilen.
  • #3 Support nach der reinen Entwicklungsphase: Die per Low Code programmierte Anwendung ist darauf ausgerichtet, den gesamten Lebenszyklus ihrer Anwendung zu unterstützen können. Daher erhält sie in aller Regel von ihren Entwicklern sogar einen Lifetime-Support. Sie wird so lange gewartet und unterstützt, bis sie sich überlebt hat.
  • #4 Bereitstellung über die Cloud: Moderne Plattformen für Low Code funktionieren grundsätzlich cloudbasiert.

Verschiedene Varianten der Programmierung mit Low Code

Low Code setzt sich zunehmend durch und begünstigt die Entwicklung neuer Software sowie die Anpassung vorhandener Software in KMU und Großunternehmen. Es gibt mehrere Varianten der Anwendung:

  • Automation mit Low Code
  • App-Programmierung mit Low Code
  • Prototyping mit Low Code
  • Web-Development mit Low Code

Bei der Automation wird bestehende SaaS mit APIs angebunden. Damit können die Nutzer auf vorhandene Systeme aufsetzen: Sie verbinden relativ einfach die App-Frontend-Anwendungen miteinander. Die Entwicklung hin zur Programmierung mit Low Code verläuft rasant. Experten schätzen, dass etwa ab 2025 frühere Programmiermodelle als obsolet gelten könnten. Dies ist aber eine optimistische Einschätzung, weil auch vorherige Vorgehensweisen wie das kaskadierende Modell, 4GL und RAD nach wie vor existieren. Dennoch zeichnet sich Low Code deutlich mehr als frühere Modelle durch die einfache Anwendung bei hoher Flexibilität aus. Vor allem richtet die Vorgehensweise den Fokus auf zweckmäßige Anwendungen, denen sich bei Bedarf ein benutzerdefinierter Code hinzufügen lässt. Auch die mobile und cloudbasierte Verfügbarkeit der existierenden Low-Code-Plattformen schätzen die Entwickler sehr. Hinzu kommt der Featurestandard von Low Codes, der es überflüssig macht, Software für verschiedene Geräte zu entwickeln. Nicht zuletzt werden die Programmierer davon entlastet, diverse Programmiersprachen beherrschen zu müssen, wie es bislang der Standard war. Daher dürfte Low Code eine Schlüsselrolle für die weitere Digitalisierung der meisten Geschäftsprozesse spielen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert