Was ist Rage Applying? Bedeutung, Erklärung, Definition

Was ist Rage Applying, Bedeutung, Erklärung, Definition


Rage Applying ist ein Bewerbungs-Procedere und zugleich Job-Trend des Jahres 2023, der sich als Folge der Corona-Krise herauskristallisiert hat. Diese Bewerbungsform ist eine Reaktion auf die Situation am aktuellen Arbeitsplatz, die infolge von Wut und Frustration entsteht. Allerdings hat man den Begriff Rage Applying bereits im Jahr 2021 im „Urban Dictionary“, einem Wortverzeichnis für Jugendsprache, aufgenommen.

Was ist Rage Applying? Bedeutung, Erklärung, Definition

Aufgrund der vielen Krisen, die dazu führten, dass zahlreiche Betriebe Kurzarbeit anmeldeten, Mitarbeiter entlassen und oder sogar schließen mussten, hat sich unter Arbeitnehmer:innen große Frustration breitgemacht. Vor allem diejenigen, die hoch motiviert auf den Arbeitsmarkt trafen, fühlten sich bald nicht mehr genug wertgeschätzt.

Neben der turbulenten Situation am Arbeitsmarkt und taten die wachsende Inflation und stagnierende Gehälter ihr Übriges, um Wut und Frust anzustacheln. Besondere jüngere Arbeitnehmer:innen der Generation Z sind mit den ständigen Krisen überfordert und reagieren durch eine besondere Form der Bewerbung: durch Rage Applying. Anders als diejenigen, die in die innere Kündigung abtauchen, gehen Rage Applyer nicht nur einen, sondern mehrere Schritte nach vorne.

Die Betreffenden bewerben sich wahllos bei sehr vielen verschiedenen Firmen, ohne ein bestimmtes Karriereziel vor Augen zu haben. Ob es tatsächlich ein Trend ist oder nur ein Phänomen, das mehr als die üblichen Ausmaße angenommen hat, kann nur schwer bewiesen werden. Phänomene dieser Art gab es schon immer auf dem Arbeitsmarkt, doch nicht alle wurden genau beschrieben oder erhielten eine individuelle Bezeichnung. Es liegt jedoch nahe, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mehr Menschen mit ihrer Arbeit unzufrieden sind als in boomenden Zeiten. Ebenso liegt es nahe, dass sich die Betroffenen, um überhaupt eine Arbeit zu finden, wahllos bewerben. Sie wählen den Arbeitgeber vermutlich auch nicht so kritisch aus, wie sie es unter anderen Umständen täten.

Bewerbungen für Jobs zu versenden, an denen man kein echtes Interesse hat, ist jedoch kontraproduktiv. Impulsive Bewerbungen bergen immer die Gefahr, dass das Jobangebot nicht von allen Seiten beleuchtet wird. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Bewerber:Innen wieder in einem an einem Arbeitsplatz landen, der ihnen nicht behagt. Zudem bietet der aktuelle Fachkräftemangel beste Voraussetzungen, einen wirklich erfüllenden Job zu finden – und das mit viel weniger Aufwand, als er bei Rage Applying betrieben wird.

Durch einen Jobwechsel sind außerdem deutlich höhere Gehälter möglich als durch eine jährliche Gehaltsanpassung im bestehenden Betrieb. Es ist gar nicht nötig, wahllos Bewerbungen zu versenden. Vielmehr müssen sich die Firmen Gedanken darüber machen, wie sie qualifizierte Mitarbeiter finden und diese an ihr Unternehmen binden können.

Ist Rage Applying für Unternehmen problematisch?

Es wäre übertrieben zu sagen, dass Arbeitgeber durch diesen neuen Trend zittern müssten. Zwar besteht 2023 ein leicht erhöhtes Risiko für Unternehmen, eine qualifizierte Mitarbeiter:in zu verlieren, doch das war zu keiner Zeit auszuschließen. Jede Unternehmensführung sollte ein Interesse daran haben, dass ihre Mitarbeitenden sich am Arbeitsplatz wohlfühlen, denn dann sind sie auch produktiv. Sind Mitarbeitende längere Zeit frustriert, machen sie „Dienst nach Vorschrift“ (Quiet Quitting), gehen in die innere Kündigung oder verlassen die Firma.

In einer Umfrage von „Business Insider“ unter 35.000 Berufstätigen kam heraus, dass sich junge Menschen am meisten Sorgen über die Inflation machen. Sie sehen Ihre finanzielle Zukunft mit großer Sorge. So spielt das Gehalt bei der Jobsuche heute eine übergeordnete Rolle. Der Stellenwert des Geldes ist nicht materialistisch, sondern existenziell zu bewerten.

Macht Rage Applying überhaupt Sinn?

Rage Applying ist keine Strategie, sondern eine einseitige Reaktion auf Frustrationen, die eine viel zu große Rolle spielen. Da erheblicher Aufwand betrieben werden muss, der Erfolg aber fragwürdig bleibt, ist der Trend sehr ineffizient. Es ist kaum nachvollziehbar, warum sich Mitarbeitende so viel Mühe mit Bewerbungen machen sollten, wenn der Arbeitsmarkt gerade eine riesige Auswahl an guten Jobangeboten bereithält und man sich das Beste davon aussuchen kann. Viele Arbeitsmarkt-Kenner sehen in Rage Applying eher eine kindliche Trotzreaktion als eine vernünftige Problemlösung, durch die sich Bewerber:innen mehr schaden als nützen. Die Energie, die Betroffene für die Suche nach einem x-beliebigen Job aufwenden, sollten sie lieber in eine qualifizierte Suche investieren.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert