Bei „Career Cushioning“ handelt es sich um einen neuen Trendbegriff, der den sprichwörtlichen „Plan B“ für die eigene Karriere meint. In Zeiten, in denen Großunternehmen zigtausende Mitarbeiter entlassen, sind sich viele Arbeitnehmer der eigenen Position im Unternehmen nicht mehr so sicher. Vorbei sind ferner Zeiten, in denen ein Arbeitnehmer das ganze Erwerbsleben nur bei einem einzigen Arbeitgeber beschäftigt ist. „Career Cushioning“ dient hier als proaktive Vorgehensweise, um den potenziellen Fall bei einer Entlassung buchstäblich abzupolstern.
Nebst der bereits erwähnten Vorgehensweise hat sich der Begriff „Career Cushioning“ in denen vergangenen Monaten und Jahren zu einem viralen Trendbegriff auf Social Media sowie in der gesprochenen Alltagssprache entwickelt. Dennoch wird „Career Cushioning“ längst noch nicht von jedermann verstanden. Der nun folgende Artikel soll dies ändern und über Definition, Bedeutung und Arten von „Career Cushioning“ aufklären.
Begriffsdefinition des Ausdrucks „Career Cushioning“
Der Ausdruck „Career Cushioning“ entstammt der englischen Sprache und setzt sich aus dem Substantiv „career“ (zu Deutsch: „Karriere“) und dem Substantiv „cushioning“ (zu Deutsch: „Polsterung“). Daher könnte man „Career Cushioning“ in etwa mit „Karriere-Polsterung“ übersetzen.
Damit ist die absichtliche Absicherung der eigenen Karriere durch alternative Karrierewege oder Beschäftigungen gemeint, die das eigene Erwerbseinkommen absichern. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um ein Beschäftigungsverhältnis handeln, sondern kann dies auch eine Selbstständigkeit, eine unternehmerische Tätigkeit oder Investition sein.
„Career Cushioning“ ist eine unter Arbeitnehmern mittlerweile äußerst beliebte Vorgehensweise, um sich vor den Unwägbarkeiten des modernen Arbeitslebens bestmöglich abzusichern.
Herkunft und Interpretation von „Career Cushioning“
Die genaue Herkunft des Begriffs „Career Cushioning“ ist nicht bekannt, jedoch entstand der Ausdruck vermutlich in den Jahren 2022 oder 2023 auf Social-Media-Plattformen, wie beispielsweise YouTube, Instagram oder TikTok. Speziell bei größeren Unternehmen, wie beispielsweise Amazon oder Twitter, kam es Anfang 2023 zu größeren Entlassungswellen. Die tragischen Einzelschicksale der entlassenen Angestellten ermutigten viele Angestellte anderer Unternehmen, ihre individuelle Karriere durch geeignete Alternativen abzusichern.
Beim „Career Cushioning“ wird die eigene Karriere aber zunächst nur „abgepolstert“, aber noch nicht direkt geändert. Zwar werden sich interessante Alternativen erschlossen, jedoch müssen diese nicht zwangsläufig wahrgenommen werden, insofern keine Gefahr auf einen potenziellen Jobverlust besteht. „Career Cushioning“ kann auch von Selbstständigen oder Unternehmern betrieben werden. Grundsätzlich ist damit nur ein „Plan B für die eigene Karriere“ gemeint.
Verwendung des Begriffs „Career Cushioning“
Der Ausdruck „Career Cushioning“ wird heute in den verschiedensten Kontexten verwendet. Besonders beliebt sind die Verwendung auf Social Media sowie in der gesprochenen Alltagssprache. Inoffiziell wird „Career Cushioning“ vor allem von Arbeitnehmern verwendet – von diesen wird der Ausdruck vor allem in Gesprächen mit Kollegen genutzt.
Arten von „Career Cushioning“
„Career Cushioning“ kann auf verschiedene Arten und Weisen umgesetzt werden. Zu den an den weitesten verbreiteten Möglichkeiten zählen die Folgenden:
- Umorientierung auf andere Arbeitsstellen
- Aufbau einer nebenberuflichen Selbstständigkeit
- Unternehmertum
Im weiteren Verlauf dieses Artikels soll einmal genau auf die verschiedenen Ausprägungen von „Career Cushioning“ eingegangen werden.
Bewerbung auf anderen Stellen
Am weitesten verbreitet ist „Career Cushioning“, bei dem sich Arbeitnehmer neben ihrer eigentlichen Tätigkeit auf weitere Arbeitsstellen bewerben. Hierfür werden unzählige Bewerbungen auf interessante Stellen herausgesendet, die dann teilweise nicht angenommen werden. Ebenso kann es sich um die Annahme eines Nebenjobs handeln, der vor allem das eigene Einkommen absichert oder den Aufbau finanzieller Rücklagen erleichtert, die bei einem Wegfall des Hauptjobs mehr Handlungsspielraum geben.
Nebenberufliche Selbstständigkeit
Auch bauen sich Arbeitnehmer beim „Career Cushioning“ oftmals eine nebenberufliche Selbstständigkeit auf. Diese dient meistens der finanziellen Absicherung, kann aber auch als Sprungbrett in die vollzeitliche Selbstständigkeit genutzt werden. Bei einer Selbstständigkeit ist man nicht von einem einzelnen Arbeitgeber abhängig, sondern kann das individuelle Risiko auf viele Kunden verteilen.
Unternehmertum
Zu guter Letzt werkeln viele Arbeitnehmer beim „Career Cushioning“ nebenbei an ihrem eigenen Unternehmen. Dies kann nachhaltig erfolgen, damit das eigene Unternehmen irgendwann den eigenen Arbeitsplatz ersetzen kann, beziehungsweise dieser gekündigt werden kann. Auch auf diese Weise kann sich ein „doppelter Boden“ in Bezug auf die eigene Karriere geschaffen werden.
Gesellschaftliche Einordnung von „Career Cushioning“
Gesellschaftlich lässt sich „Career Cushioning“ nahezu allen Alters- und Bevölkerungsgruppen zuordnen. Wichtig ist nur, dass es sich dabei um erwerbstätige Menschen handelt. Infrage kommen demnach Arbeitnehmer, Selbstständige sowie Unternehmer oder Investoren, die sich gleichzeitig vielerlei Optionen in Bezug auf die individuelle Karriereplanung offenhalten. „Career Cushioning“ wird ferner von Nutzern verschiedener Social-Media-Plattformen verwendet und nicht zuletzt deswegen viral verbreitet. Verstanden wird der Begriff aber oftmals nur von jüngeren Menschen, beziehungsweise von Personen, die sich mit Verhaltensforschung auf dem Arbeitsmarkt befassen. Von älteren Zielgruppen sowie Rentnern oder Pensionären wird der Begriff „Career Cushioning“ in der Regel seltener verstanden.
Kritische Betrachtung von „Career Cushioning“
„Career Cushioning“ wird vor allem von Arbeitgebern ausgesprochen negativ betrachtet. Immerhin handelt es sich indirekt um Illoyalität gegenüber dem eigenen Arbeitgeber, der sich zeitgleich um alternative Jobangebote, beziehungsweise Einkommensquellen kümmert. Dies kann im schlimmsten Fall zur Folge haben, dass der betreffende Arbeitnehmer den Arbeitsplatz wechselt und dem Unternehmen nicht länger zur Verfügung steht. Darüber hinaus kann dies auch bedeuten, dass der betreffende Arbeitnehmer nicht seine komplette Arbeitskraft für den aktuellen Job einsetzt, sondern innerlich bereits gekündigt hat und dem Arbeitsplatz nicht mehr seine volle Aufmerksamkeit schenkt. Das sich beständige „Aufrechterhalten von Alternativoptionen“ gilt als ein Phänomen der heutigen Gesellschaft, welches sich auch auf andere Bereiche des Lebens ausweitet (zum Beispiel Partnersuche). Insgesamt ist „Career Cushioning“ für den Arbeitgeber daher ein negativer Trend, für den Arbeitnehmer jedoch eher ein positiver, befreiender Trend.
Fazit zum Thema „Career Cushioning“ und weitere Begrifflichkeiten
Unterm Strich stellt „Career Cushioning“ ein neuer Trend auf dem Arbeitsmarkt dar, bei dem sich Arbeitnehmer bewusst mehrere Optionen in Bezug auf die eigene Karriere offenhalten. Dabei kann es sich um alternative Jobangebote, eine nebenberufliche Selbstständigkeit oder eine unternehmerische Tätigkeit handeln. „Career Cushioning“ dient damit der Absicherung des individuellen Einkommens, beziehungsweise der Karriereoptionen.
Dem Begriff „Career Cushioning“ sind zum Beispiel die Begrifflichkeiten „Silent Resignation“ und „Bore-out“ sehr ähnlich. Bei der „Silent Resignation“ handelt es sich um eine innere Kündigung, bei der der Arbeitnehmer keine Lust mehr auf das bestehende Arbeitsverhältnis hat, dieses jedoch nicht kündigt. Beim „Bore-out“ wiederum handelt es sich um eine Erschöpfung aus Langeweile im bestehenden Job. Alle drei Begriffe entstammen dem Wissensfeld der Arbeitsplatzforschung.