Was ist „Open Hiring“? Erklärung, Bedeutung, Definition

Was ist Open Hiring, Erklärung, Bedeutung, Definition


Open Hiring ist ein HR-Trend aus den USA, um neue Mitarbeiter:innen einzustellen. Die Firmen bieten offene Stellen für jeden an und verzichten damit auf den traditionellen Bewerbungsprozess. Die Vorgehensweise ist in Deutschland noch nicht so etabliert wie in den USA oder in den Niederlanden, stößt aber auch hier auf Interesse.

Durch Open Hiring lässt sich ein großer Pool geeigneter Personen erreichen, die im Bedarfsfall schnell eingestellt werden können. Die Wahrscheinlichkeit, sehr motiviertes Personal zu finden, ist größer als im traditionellen Auswahlverfahren. Zwar besteht auch die Gefahr, ungeeignetes Personal einzustellen. Das Argument kann jedoch dadurch entkräftet werden, dass jede neue Mitarbeiter:in eine Probezeit durchläuft. Falls nötig, trennt man sich wieder.

Was ist „Open Hiring“ genau? Erklärung, Bedeutung, Definition

Neue Mitarbeiter:innen werden anhand anonymisierter Bewerbungsbögen und ohne Vorstellungsgespräch eingestellt. Soziale Beweggründe haben bei diesem Auswahlverfahren mehr Gewicht als betriebswirtschaftliche. Alles, was Aufschluss über die Persönlichkeit gibt, also Name, Alter, Foto, Geburtsort, bleibt geheim.

Künftige Arbeitgeber:innen können nur die fachliche Qualifikation und Erfahrung bewerten. Auch das Design eines Bewerbungsbogens ist unbedeutend, denn die Kandidat:innen geben ihre Daten in ein standardisiertes Bewerbungsformular ein. Die anonymisierten Bewerbungen lassen sich dadurch sehr gut vergleichen. Bildungsgrad, Geschlecht und eventuelle Lücken im Lebenslauf sind nun kein Einstellungshindernis mehr.

Mindestkriterien gelten nur für rechtliche Anforderungen. Wer im künftigen Job ein Auto oder einen Gabelstapler fahren soll, benötigt hierfür eine entsprechende Fahrerlaubnis. Die Methode vereinfacht langwierige Auswahlverfahren und stellt Potenzial und Motivation der Kandidat:innen in den Vordergrund. So können auch Menschen, die unter anderen Voraussetzungen keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten, eingestellt werden. Das Unternehmen profitiert auch selbst vom Open Hiring.

Dass es durch beim Open Hiring niemanden diskriminiert, ist ein Pluspunkt, den ein Unternehmen auch kommunizieren sollte. Dadurch erfährt das Unternehmensimage eine Aufwertung. Weil sich die Firma auf Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Wachstum konzentriert, hat sie sogar unmittelbaren Einfluss auf ihre Umgebung.

Warum sollten Unternehmen Open Hiring wählen?

Der klassische Rekruiting-Prozess ist fehleranfällig. Zum einen bringt der traditionelle Auswahlprozess viel Aufwand für HR-Abteilungen mit sich, zum anderen ist er von zahlreichen invaliden Methoden durchzogen. Sehr ärgerlich, wenn sich nach dem Recruiting-Prozess herausstellt, dass das Unternehmen aufs „falsche Pferd“ gesetzt hat und der Mitarbeitende nicht den Erwartungen entspricht. Es beginnt erneut ein zeitaufwändiges Auswahlverfahren. Mit Open Hiring können Unternehmen diesen Prozess vereinfachen.

Für welche Berufe eignet sich die Methode?

Open Hiring kommt nicht für jeden Beruf infrage. Die Recruiting-Methode funktioniert am besten bei einfachen Berufen, etwa im Reinigungssektor, Lager, Callcenter oder Küche. Alle Tätigkeiten, die eine langjährige Ausbildung erfordern, beispielsweise Fachärzt:in, sind nicht für Open Hiring geeignet. Ähnlich gelagert ist die Situation bei Pilot:innen, Ingenieur:innen und IT-Entwickler:innen. Auch für Handwerksberufe ist eine qualifizierte Ausbildung erforderlich, sodass die Tätigkeit nicht von jeder Person, auch wenn sie großes Interesse zeigt, ausgeübt werden kann. Mithilfe zusätzlicher Intelligenztests könnte man den Bewerberpool einschränken, ohne auf das neue Recruiting-Verfahren zu verzichten.

Wann macht Open Hiring wirtschaftlich Sinn?

Die Methode ist abhängig von der Lage am Arbeitsmarkt. Herrscht ein Überangebot an Fachkräften, können Unternehmen freie Positionen problemlos mit qualifizierten Mitarbeiter:innen besetzen. Allerdings ist der Auswahlprozess sehr aufwändig. Gerade bei Jobs mit vielen Bewerber:innen kann Open Hiring den Einstellungsprozess beschleunigen. Die HR-Abteilungen wären dann hauptsächlich mit der Pflege von Personendaten beauftragt, die für neue Position infrage kämen. Dadurch könnten sie umgehend geeignete Kandidat:innen zur Verfügung stellen, wenn diese gefragt sind.

Ist der Arbeitsmarkt hingegen von Fachkräftemangel geprägt, herrscht zwischen den Unternehmen ein Konkurrenzkampf. Eventuell müssen sie freie Stellen sogar mit Personen besetzen, die nicht alle gewünschten Anforderungen an die Position erfüllen. Auch in diesem Fall kann Open Hiring für ein Unternehmen sinnvoll sein: Eine offene Stelle kann schneller besetzt werden, außerdem profitiert das Unternehmen im Bereich Employer Branding. Unternehmen mit ungewöhnlichem Personalmarketing sind der Konkurrenz gegenüber heute oft im Vorteil. Setzen sie beispielsweise untypische Werbemaßnahmen nein, kann Open Hiring für hohe Aufmerksamkeit sorgen und das Unternehmen ins Gespräch bringen.

Was ist im Open Hiring unbedingt notwendig?

Auch beim Open Hiring sollten sich nur die Bewerber:innen angesprochen fühlen, die den Job optimal ausfüllen könnten. Deshalb muss eine Stellenausschreibung so konkret wie möglich formuliert werden.

Bewerber:innen sollen sich in der Ausschreibung nicht nur wiedererkennen, sondern sich auch vorstellen können, welche Fähigkeiten genau gesucht werden. Auch die Eigenschaften, die eine Kandidat:in unbedingt mitbringen soll, müssen detailliert beschrieben werden. Zwar wird die One-Click-Bewerbung immer populärer, doch sie ist nicht aussagekräftig und verlängert den Recruiting-Prozess unnötig. Dann kann Open Hiring bewusst als kleine Hürde eingesetzt werden.

Dann ist es ausdrücklich erwünscht, dass sich Kandidat:innen beim Anschreiben mehr Mühe geben und ihre Motivation zum Ausdruck bringen. Wichtig ist auch, dass im Bewerbungsbogen die Must-haves abgefragt werden (z. B. fließend Deutsch, mindestens eine Fremdsprache, Führerschein und Ähnliches). Das schränkt den Bewerber:innen-Pool deutlich ein.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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