Der Begriff ‚Haute Volée‘ basiert auf der französischen Verbindung de la haute volée. Dies lässt sich mit hohem / höchsten Rang übersetzen. Durch die Übernahme in den deutschen Sprachgebrauch entfallen die Vorworte de la, sodass allein das Substantiv ‚Hautevolee‘ (ohne Akzent) übrigbleibt.
Volée bedeutet in der französischen Sprache Flug / Flughöhe. Der französische Ausdruck bezeichnet einerseits einen bestimmten Personenkreis, die Gesellschafts-Oberschicht. Andererseits kann es sich allerdings auch um Sachverhalte sowie Personengruppen handeln, die unter anderem in der Kultur oder Wirtschaft Ton-angebend auftreten.
‚Hautevolee‘ – Bezeichnung für eine hierarchische Oberschicht
Der Ausdruck bedeutet dagegen innerhalb der deutschen Sprache ausschließlich die besonders hohe soziale Stellung verschiedener Personen in diversen Bereichen. Diese Bezeichnung für gesellschaftlich höher gestellte Individuen lässt sich in deutschen Schriften ab den 1830er Jahren nachweisen. Die deutsche Schreibweise, ohne Akzent, wird bereits frühzeitig neben der französischen Variante verwendet.
Wer genau zur gesellschaftlichen Oberschicht gehört, lässt sich nur bedingt bestimmen: Bei der ‚Hautevolee‘ handelt es sich stets um eine Gesellschaftsschicht, die innerhalb des sozialen Gebildes und gesellschaftlicher Strukturen das größte Prestige beziehungsweise den höchsten Rang besitzt. Dies war konkret der Hochadel etwa in der Zeit von 1847 bis 1855. Es konnten jedoch auch, etwa von 1911 bis 1919, Persönlichkeiten des Bürgertums sein. Der Fokus liegt hierbei auf Kaufleuten und Beamten (Großbürgertum). Es lassen sich jedoch historische Belege finden, die auch gewisse soziale Einordnungen und Gruppen miteinbeziehen.
‚Hautevolee‘ bezog sich vorerst hauptsächlich auf die gesellschaftlichen Strukturen von Kommunen und Länder in der Zeit um 1847, 1919 und 1956. Hiervon ausgehend ließ sich der Ausdruck später auf weitere Bereiche anwenden, die von hierarchischen Strukturen durchzogen sind.
Hiermit sind Persönlichkeiten gemeint, die auf ihrem Gebiet über höchstes Prestige und enormen Einfluss verfügen. So ist es bis heute die maßgebende Gesellschaftsschicht der Wirtschaft, Kultur und/oder des sportlichen Bereiches. Um 1924 wurde die Bezeichnung gelegentlich auch in ironisch-spöttischer Absicht verwendet.
Varianten für den Ausdruck ‚Hautevolee‘
Vorgänger des Ausdrucks ‚Hautevolee‘ war der Begriff Beaumonde, der übersetzt schöne Welt bedeutet. Diese Bezeichnung wurde im auslaufenden 18. Jahrhundert in die deutsche Sprache übernommen. Bei Beaumonde handelt es sich allerdings eher um eine Bezeichnung für vornehme, elegante Lebensart, anstatt der Kennzeichnung eines bestimmten sozialen Ranges.
Beaumonde wurde generell nicht häufig in Schriften verwendet. Seit etwa 1900 war der Ausdruck im deutschen Sprachgebrauch fast vollständig verschwunden. Weitere Namen für die elitäre Gesellschaftsschicht waren zu dieser Zeit Crème der Gesellschaft, die oberen Zehntausend, manchmal auch der Ausdruck Elite.
Konkurrenz für ‚Hautevolee‘ – High Society als kosmopolitischer Ausdruck
Warum ‚Hautevolee‘ heutzutage kaum noch verwendet wird, liegt eventuell auch daran, dass sich hauptsächlich die Bezeichnung High Society durchgesetzt hat. Hierbei handelt es sich eindeutig um eine enorm starke Konkurrenz zu ‚Hautevolee‘ wie auch zu Beaumonde. Denn der Ausdruck High Society lässt sich nach den unterschiedlichsten Seiten anpassen. So kann er beispielsweise gleichermaßen für sozial höher gestellte Gesellschaftsschichten, Gesellschaftsstrukturen wie auch für die mondäne Lebensart bestimmter Gruppen und Persönlichkeiten eingesetzt werden.
High Society hat sich wohl letztendlich deshalb erfolgreich etabliert, da sich die Verwendung von Anglizismen etwa ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet hat. So werden Anglizismen unter anderem in den gehobenen Strukturen der Gesellschaft allgemein, in den jeweils herrschenden Klassen sowie in der nationalen / internationalen Politik immer öfter für eine elitäre Sprache verwendet. Anglizismen gelten zudem als weltoffen und sollen ein gewisses Flair von Macht beziehungsweise Prestige vermitteln.