Was bedeutet „archaisch“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet archaisch, Bedeutung, Definition, Erklärung


Der Begriff leitet sich aus dem altgriechischen „archaikos“ (altertümlich) sowie dem lateinischen „archaikus“ (alt) ab. Neben der Verwendung im Sinne von „frühzeitlich“ oder „urgeschichtlich“ kann der Ausdruck auch eine leicht abfällige Bedeutung besitzen. In diesem Fall bezeichnet er etwas als „veraltet“, „überholt“ oder „nicht mehr modern“. Gelegentlich verwendet man den Begriff auch im negativen Tenor im Sinne von „unzivilisiert“ oder „barbarisch“.

„Archaismus“ nennt man ein Wort, das aus der Vergangenheit stammt und in der Gegenwart kaum noch verwendet wird. Oft finden sich solche archaischen Begriffe in Redewendungen, deren Sinn in Vergessenheit geraten ist. Wenn zum Beispiel „der Amtsschimmel wiehert“, bezieht sich die Redensart nicht auf ein Pferd, sondern einen als „Simile“ bezeichneten Musterbescheid, der es einem Beamten ermöglicht, Entscheidungen ohne weiteres Nachdenken immer nach dem gleichen Schema zu fällen.

Obwohl nicht mehr gebräuchlich, finden solche archaischen Elemente in der Literatur bewusst Verwendung finden, um beispielsweise eine Übertreibung oder Ironie auszudrücken: „Er führt einen ausschweifenden Lebenswandel“ oder „Wann gedenkst du die Aufgabe zu erledigen?“. Dies funktioniert unter der Voraussetzung, dass dem Leser das Wort zwar noch bekannt ist, er die Verwendung allerdings als altmodisch erkennt und damit auffällig empfindet.

Geschichte: archaisch

Die Epoche der Archaik umfasst etwa die Jahre von 800 bis 500 vor Christus. Sie gilt als Beginn der Antike und leitet eine Ausdehnung des griechischen Siedlungsraumes ein. Entlang der Küsten gründen die Griechen zahlreiche Stadtstaaten, die jeweils von einer Adelsfamilie regiert werden. Im engeren Sinne bezeichnet die Archaik eine griechische Kunstrichtung dieser Epoche, die das erwachende Selbstbewusstsein dieser Zeit symbolisiert.

Die archaische Kultur ist in Form von Statuen und bemalten Vasen bis in die heutige Zeit überliefert und wurde anschließend von der Klassik abgelöst. Als bezeichnend für den Kunststil jener Zeit gilt das „Archaisches Lächeln“: Dieser Begriff bezieht sich auf den typischen Gesichtsausdruck von Statuen aus dieser Epoche. Die Wangenknochen der dargestellten Personen sind stark ausgebildet, die Mundwinkel leicht nach oben gezogen und die Augen schauen geradeaus.

Auch wenn die Bedeutung des „Archaischen Lächelns“ in Vergessenheit geraten ist, so wird angenommen, dass es sich nicht um einen Ausdruck von Heiterkeit handelt. Die Mimik wirkt symmetrisch und unnatürlich und könnte beispielsweise einen bestimmten Status der Person symbolisieren oder allgemeines Wohlbefinden zum Ausdruck bringen.

Verwendung des Begriffes „archaisch“ im Bereich der Psychologie

In der Psychologie verwendet man den Ausdruck „archaisch“ im Zusammenhang mit frühkindlichem Denken, psychischen Erkrankungen oder überliefertem Glauben – ohne dass damit allerdings eine Wertung verbunden wäre. Der Mensch vereint unterschiedliche Stadien geistiger Entwicklung in sich, wobei die älteren Bestandteile als unreif, infantil oder eben archaisch gelten. Die sogenannten „Archaische Strukturen“ basieren auf Vererbung oder Veranlagung und lassen sich nur schwer beeinflussen.

Die Begriffe „Archaisches Denken“ oder „Archaisches Weltbild“ stehen für ursprüngliche oder infantile Vorstellungen von Menschen aus früheren Kulturen. Archaische Bilder oder Archetypen finden sich in althergebrachten Überlieferungen oder Märchen. Beispiele sind der Glauben an Geister oder ein böses Omen. Darüber hinaus finden diese Begriffe auch in der heutigen Zeit auf Stämme oder Clans Anwendung.

Der Begriff der „Archaische Männlichkeit“ beschreibt ein Männerbild, das sich an den Grundprinzipien der Arterhaltung ausrichtet. Es steuert das Verhalten in den Bereichen Fortpflanzung, Jagd oder Kampf. Heute steht der Begriff „archaisch“ im Zusammenhang mit spontanem und kraftvollen bis gewalttätigem Handeln und findet seinen Ausdruck beispielsweise in Wettkämpfen.

Bei Situationen, die mit den gewohnten Verhaltensmustern nicht zu bewältigen sind, greift das menschliche Gehirn auf frühzeitliche Lösungen zurück. Es entscheidet sich zwischen Flucht, Angriff oder Erstarrung. Diesen geistigen Prozess bezeichnet man als archaisches Notfallmuster.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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