„Der Elefant im Raum“ ist eine Metapher für ein im Raum stehendes offensichtliches Problem, dass aber niemand ansprechen möchte.
Die Redewendung stammt ursprünglich aus dem Russischen und ist gegenwärtig vor allem im angloamerikanischen Sprachraum verbreitet, wo die Metapher als „elephant in the room“ sehr bekannt ist. Seit der Jahrtausendwende gewinnt sie allmählich im deutschen Sprachraum eine zunehmende Popularität und wurde sogar jüngst als Titel für einen Tatortkrimi verwendet.
Was ist der „Elefant im Raum“? Bedeutung, Definition, Erklärung
Es gibt ein offensichtliches Problem. Seine Allgegenwart wirkt beunruhigend bis bedrückend, doch die Anwesenden sprechen es nicht an. Die Gründe dafür können Pietät, politische Korrektheit oder auch die Furcht vor einem Tabubruch sein. Nicht zu verwechseln ist der Elefant im Raum mit unserem im deutschen Sprachgebrauch schon lange bekannten Elefanten im Porzellanladen. Dieser zerschlägt mit seiner massigen Ungeschicklichkeit das Porzellan, was eine Metapher für Menschen ist, die durch ungeschickte oder gar ungehobelte Sprüche Vertrauen und Sympathie zerschlagen.
Woher kommt die Redewendung vom Elefanten im Raum? Herkunft
Die Engländer kennen die Redensart wohl erst seit 1959, bei den US-Amerikaner, Kanadiern und Australiern kam sie noch etwas später an. Ihren Ursprung hat sie im 1873 erschienen Roman „Die Dämonen“ von Fjodor Dostojewski, der wiederum einen Verweis auf die Kurzgeschichte „Der Wissbegierige“ von Iwan Krylow enthält (erschienen 1814). Krylow beschreibt in seiner Story einen Museumsbesucher, der sich ausschließlich auf die kleinsten Exponate fokussiert. Dabei entgeht ihm das schönste und größte Exponat, ein aufwendig präparierter Elefant. Diese Metapher verwendet Dostojewski mit ausdrücklicher Erwähnung seines Schriftstellerkollegen, dessen „Krylowsche Fabel“ er offenkundig sehr bewunderte, der aber viel weniger bekannt als er selbst wurde. Daher führen wir den Elefanten im Raum auf Dostojewski zurück, doch der Ruhm für die Erfindung des treffenden Bildes gebührt Iwan Krylow.
Deutsche Metapher: Wald vor lauter Bäumen
Man darf die deutsche, immer noch sehr gängige Metapher von der Person, die den „Wald vor lauter Bäumen“ nicht sieht, mit Fug und Recht als ursprüngliche Entsprechung für den Elefanten im Raum betrachten.
Allerdings gibt es einen sehr feinen metaphorischen Unterschied: Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, ist dazu vielleicht nicht imstande. Wer den Elefanten im Raum übersieht, tut dies mehr oder weniger bewusst bzw. vorsätzlich. Dies unterstellt schon Krylow unterschwellig seinem Museumsbesucher.
Im Übrigen scheint der Elefant als Sinnbild für übersehene Sachverhalte allgemein sehr beliebt zu sein, er taucht in noch mehr Sprichwörtern auf. Dabei kennzeichnet er häufig einen Sachverhalt, den die Anwesenden eigentlich unmöglich übersehen oder bestreiten können. Das British Journal of Education nennt als Beispiel in seiner Ausgabe von 1915 die metaphorische Fragestellung: „Is there an-elephant in the classroom?“
Damit soll eine Frage gemeint sein, die doch eigentlich jeder Schüler beantworten müsste. Der Philosoph Alfred Whitehead illustriert mit dem Elefanten die Gültigkeit oder Objektivität von unmittelbaren Sinneseindrücken. Auch Russell und Wittgenstein nutzten die Metapher Anfang des 20. Jahrhunderts bei ihren Diskussionen zum philosophischen Realismus, wobei sie anstelle des Elefanten ein Nashorn verwendeten. Sie wollten ergründen, inwieweit sich Sachverhalte von Behauptungen unterscheiden.
Adaption im Film „Elefant im Raum“
Im Jahr 2019 erschien der Tatortkrimi „Der Elefant im Raum“, womit die Redewendung im deutschen Sprachgebrauch endgültig zum Mainstream gehörte. Der Film unter der Regie von Tom Gerber (Drehbuch: Felix Benesch, mit den Darstellern Stefan Gubser, Delia Mayer, Aaron Hitz, Mona Petri und weiteren) schildert ein Attentat im politischen Milieu, das der Attentäter nach eigener Darstellung verübt hat, weil es Probleme mit kriminellen Politikern gibt, die eigentlich jeder sehen könnte, aber niemand sehen will („Elefant im Raum“) und auf die er deshalb mit einem Anschlag aufmerksam machen musste.