Warum haben Vögel keine Zähne? Erklärung

Warum haben Vögel keine Zähne, Erklärung


Vögel sind allgegenwärtige Begleiter in Natur und Städten. Spatzen, Tauben, Amseln oder Krähen sehen wir tagtäglich und sie sind für uns keine Seltenheit. In Schwärmen erobern sie die Luft. Wir beobachten, wie sie am Boden nach Würmern graben oder Körner picken. Viele Menschen füttern sie gern im Park. und Vögel beflügeln wortwörtlich seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen und bieten Stoff für Märchen, Lieder und Legenden.
Ein Punkt jedoch macht uns stutzig. Viele andere Tiere, auch solche um uns herum, besitzen Zähne, um ihre Nahrung zu zerkleinern. Hunde, Katzen, Hamster, Kaninchen…warum besitzen Vögel keine solche Beißwerkzeuge? Mittlerweile wissen wir doch, dass sie direkte Nachfahren der Dinosaurier sind. Jene hatten sehr wohl ein ausgeprägtes Gebiss. Beispielsweise ist ein Tyrannosaurus ohne Reißzähne schlichtweg nicht vorstellbar.

Vögel und Zähne: Zahnschwund durch neue Nahrungsquellen?

Dieses Thema beschäftigt die Wissenschaft schon seit geraumer Zeit. Wir wissen, dass es zu Veränderungen der Lebensbedingungen auf unserer Erde gekommen ist – nicht zuletzt durch die Katastrophe, welche wohl für das Aussterben der Dinosaurier gesorgt hatte. Tatsächlich verringerte sich das Nahrungsangebot durch den Asteroideneinschlag dramatisch. Weder die riesigen Bäume, welche den großen Pflanzenfressern als Nahrung dienten, noch kleinere Beutetiere der Raubsaurier, existierten noch. Sie verbrannten in der Feuerglut des Einschlags oder starben durch mangelndes Sonnenlicht ab. War also eine notwendige Nahrungsumstellung der Auslöser, warum die Nachkommen der Dinosaurier mit Schnäbeln anstatt Zähnen ausgestattet wurden?

Dies ist tatsächlich eine der am ehesten akzeptierten Thesen. Kleine Pflanzen und Samen befanden sich nahe der Erdoberfläche oder darunter. Auch mehrere Arten von Insekten waren flink und versteckten sich versteckten sich in Spalten und Erdlöchern vor ihren Fressfeinden. Ein Maul voller Reißzähne würde hier wenig bringen. Ein Spitzer Schnabel hingegen konnte Samen aus dem Erdreich picken, Würmer aus der Erde ziehen und Kleingetier auch in Felsspalten erwischen.

Doch geht eine solche Anpassung so schnell vonstatten? Eine globale Katastrophe geschieht. und schon wachsen den Sauriern Schnäbel? Dieser Gedanke ist eher abwegig. Die Evolution braucht hunderte oder gar tausende von Jahren, um sich an neue Gegebenheiten anzupassen. So konzentrierten sich die Forscher auf einen neuen Fakt: Nicht alle Dinosaurier mit Zähnen ausgestattet, sondern besaßen bereits Schnäbel. Seien es Entenschnabelartige wie der Hadrosaurier oder der prominente Archaeopteryx. Dieser vogelartige Dinosaurier-Hybrid wird als einer der ersten Vorfahren der modernen Vögel angesehen. Er besaß einen Schnabel, wie heutige Vögel auch, der allerdings mit einer Reihe scharfer Zähne versehen war. Die ersten Nachkommen dieser Spezies hatten also demnach auch Zähne, die sie nach und nach verloren. Heute erinnert einzig ein kleines Indiz an diese Vergangenheit: Schlüpfende Küken heutzutage einen Eizahn an der Spitze des Schnabels. Mit ihm brechen sie die schützende Eischale auf, um sich aus ihr herauszukämpfen.

Vögel und Zähne: Den Kopf in den Wolken – Fliegen ohne Übergewicht?

Eine andere Hypothese findet zwar weitaus weniger Anhänger, ist aber dennoch nicht von der Hand zu weisen. Demnach meinen viele Wissenschaftler, ein vollständiges Gebiss sei einfach zu schwer und als solches nicht stromlinienförmig genug, um fliegen zu können. Der Flug war aber notwendig, um nach Nahrung zu suchen, die das Tier am Boden nicht einfach entdecken konnte. Ebenso halfen leichte Knochen, den flugunfähigen Vögeln, schneller einem Fressfeind zu entkommen und Deckung zu suchen. Um fliegen zu können, waren die Skelette der Dinosaurier zu dieser Zeit noch gänzlich ungeeignet. Deren Knochen waren schwer und kompakt. In der Folge hat die Evolution dafür gesorgt, dass das Skelett einiger Arten mit der Zeit Hohlräume entwickelten. So wurde erst der Gleitflug und später richtiger Flug ermöglicht. Dieser Gewichtseinsparung seien denn auch die Zähne zum Opfer gefallen, das diese über ein Zuviel an Dichte verfügten. Tatsächlich wichen allgemein die schweren Knochen einem Skelett, dass bei heutigen Vögeln hohl ist. So verloren sie im Lauf der Evolution immer mehr Masse verloren, bis sie leicht genug für den Flug waren. Die Zähne wären in diesem Prozess dem Schnabel gewichen, da dieser ebenfalls weitaus leichter war.

Vögel und Zähne: Schutz des Embryos?

Die Universität Bonn befasst sich, ebenso wie viele andere Fakultäten, seit Jahren mit diesem Phänomen. Kürzlich haben ihre Wissenschaftler eine gänzlich neue Idee aufgestellt. Der Ausgangspunkt, warum Vögel Schnäbel und keine Zähne besitzen, seien weder mit der Nahrungssuche auf der einen noch mit der Ausbildung eines leichten, flugtauglichen Skelettes auf der anderen Seite vereinbar.

Pionierarbeit hatten Amerikanische Paläontologen geleistet. Sie fanden heraus, dass die Eier der Dinosaurier sehr langsam inkubieren. Dies bedeutet, dass das Embryo eine lange Zeit benötigt, um vollständig ausgebrütet zu werden. Vogelküken dagegen beschleunigten den Prozess: Sie brauchen weit weniger Zeit in der fragilen und oft ungeschützten Schale, bevor sie schlüpfen. Die Wissenschaftler gehen also davon aus, dass dieser schnellere Prozess dazu dient, sich besser vor Fressfeinden zu schützen und ein Überleben der fragilen Zeit als Küken zu optimieren. Ohnehin häuften sich harsche und stetige klimatische Umbrüche. Dem folgte eine Anpassung mehrerer Spezies, die sich auf das Rauben von Eiern spezialisierten.

Dementsprechend war eine schnelle Inkubationszeit überlebenswichtig für die Nachkommen der Dinosaurier. Wenn sie schneller schlüpften, war die Wahrscheinlichkeit einfach größer, zu überleben. Ein flügge gewordener Vogel war in der Lage, Räubern, Vulkanausbrüchen oder Unwettern zu entgehen, ohne auf die Hilfe seiner Eltern angewiesen zu sein.

Schnäbel konnten durch den Embryo viel schneller ausgebildet werden als kompakte, schwere Zähne und verringerten die Brutzeit dementsprechend um entscheidende Tage oder gar Monate, was zu einem evolutionären Vorteil gegenüber den länger brütenden Echsen führte. Untersuchungen an versteinerten, embryonalen Wachstumslinien von Dinosaurierzähnen ergaben, dass diese Embryos tatsächlich etwa sechs Monate benötigten, bevor sie schlüpften, was die These durchaus untermauerte.

Diese Theorie findet große Beachtung. Auf ein Manko sei jedoch hingewiesen: So kann sie nicht auf das Fehlen von Zähnen beispielsweise bei Schildkröten übertragen werden. Diese benötigen ebenfalls eine sehr lange Brutzeit, bevor sie aus ihren Eiern schlüpfen. Wissenschaftler hoffen nun, mithilfe von Gentechnologie mehr Licht in das Dunkel zu bringen und Forschungen in dieser Richtung laufen weiter an.

Warum haben Vögel keine Zähne? Erklärung, Fazit

Paläontologen, Gentechniker, Botaniker und Biologen arbeiten zusammen, um dieses Rätsel zu lösen. Die Wissenschaft hat einige schlüssige Theorien aufgestellt. Doch auch nach intensiver Forschung und dem Einsatz modernster Technologien bleiben sämtliche Hypothesen theoretisch, und niemand kann zu 100 Prozent erklären, warum Vögel Schnäbel anstatt Zähne besitzen.

Vielleicht – oder gerade deswegen – sei hier noch eine romantische Theorie angerissen: Vögel haben eine eigene Sprache, mit der sie bis zu einem gewissen Grad tatsächlich kommunizieren können. Gerade die Singvögel erfreuen uns oft mit ihren vielfältigen Stimmen, und von Rabenvögeln und Papageien wissen wir, dass sie sprechen lernen können. Ob sie wohl wissen, was sie ihrer Umwelt erzählen? Vielleicht hilft ihnen der Schnabel ja auch einfach dabei, fröhliche Lieder zu singen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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