Die korrekte Mehrzahl von „Praktikum“ lautet „Praktika“. Zwar sind umgangssprachliche Formen wie „Praktikas“ und „Praktikums“ oder „Praktikume“ erklärlich. Denn in der deutschen Sprache endet der Plural nämlich nie auf a, sodass es scheinbar nahe liegt, ein derart gebräuchliches Wort mit einer deutschen Pluralendung zu versehen. Jedoch sind dise erklärlichen Formen falsch. Der korrekte Plural (Praktika) entspringt jedoch nicht der deutschen, sondern der lateinischen Grammatik. In deren Regelwerk endet der Plural sächlicher Substantive auf a.
Plural / Mehrzahl von Praktikum: Praktika ist korrekt
Allerdings ist „Praktikum“ ursprünglich kein lateinisches Wort, sondern eine spätmittelalterliche Wortschöpfung in latinisierter Form, die ihre Verbreitung in sämtliche durch das Lateinische beeinflusste Sprachen gefunden hat.
Wortherkunft: Praktikum
Die Römer selbst kannten nur das griechische Fremdwort „Praxis“, woraus später unter anderem das Adjektiv practicus (practica, practicum) und das Verb „practicare“ entstanden. Alle mit „pract-“ beginnenden Wörter sind relativ jung und bezeichnen etwas Tätig-Anschauliches, wobei sie den Gegensatz zum Theoretisch-Abstrakten betonen.
Sie erschienen in einer Zeit, in der Wissen und Status der Universitätsgelehrten sich deutlich vom Praktizierenden abhoben, der nach seiner handwerklichen Ausbildung einer praktischen Tätigkeit nachging. Besonders anschaulich wird das am Unterschied zwischen dem Universitätsmediziner und dem Bader: Beide waren im heutigen Sinne Ärzte, allerdings besaß der Akademiker wenig praktische Erfahrung, während der Bader die Schriften der Gelehrten kaum kannte.
Noch im 16. Jahrhundert bezeichnete man jemanden als „Praktikanten“, der sich offiziell nicht anerkannter Methoden bediente. Darin ist wiederum die Wurzel „Praxis“ zu erkennen, denn sie bedeutet sowohl „Tätigkeit“ als auch „Verfahren“ (im Sinne einer bestimmten Methode, etwas zu tun). Erst seit dem 17. Jahrhundert gilt das Praktikum als tätige Fortsetzung der theoretischen Ausbildung, also als das Aneignen praktischen Könnens in Ergänzung zum bereits erworbenen Wissen. Diese positive Sichtweise auf konkrete Erfahrung schlägt sich auch in weiteren Wortschöpfungen nieder, etwa in der materia practica, dem Anschauungsmaterial.
Da sämtliche dieser Begriffe im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit entstanden, als Latein sowohl kirchliche als auch akademische Sprache war, richten sie sich nach den Regeln der lateinischen Grammatik.
Erst in der Neuzeit entstand das deutsche Wort „Praktikum“. Es leitet sich vom lateinischen „practica“ ab.
Mehrzahl / Plural: Praktika ja, Praktikums nein!
„Praktika“ ist die Mehrzahl von Praktikum. Wer von „Praktikas“ redet, begeht eine sprachliche Redundanz. Denn mit dem Wort „Praktikas“ findet eine doppelte Pluralbildung statt. Es wird nämlich der Plural vom Plural gebildet.
Die Verwirrung, die hier entsteht, hängt mit der Pluralbildung in der deutschen Sprache zusammen. Im deutschen Sprachsystem wird nämlich der Plural meist mit „-s“ oder „-e“ am Ende gebildet. Im lateinischen Sprachsystem wird der Plural mit „-a“ oder „-i“ gebildet. (Siehe: Status, Datum)
Wer das Wort „Praktikume“ oder „Praktikums“ bilden will, liegt zwar nach der Logik der deutschen Sprache richtig, aber verletzt vereinbarte sprachliche Regeln. Für den Plural vom Wort „Praktikum“ gilt, dass die lateinische Pluralbildung angewendet wird, auch wenn wir uns in der deutschen Sprache befinden.