Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach (genannt „Sissi“) wurde am 24.12.1837 als eines von acht Kindern in München geboren. Die bayerische Prinzessin wurde erst durch die Heirat mit Franz Josef I. zur Kaiserin von Österreich und späteren Königin von Ungarn. Durch den Historienfilm „Sissi“ (1955) mit Romy Schneider in der Hauptrolle wurde die Figur weltberühmt. Das hier gezeichnete Bild ist allerdings verfälscht und kitschig verklärt.
Wie lebte Sissi?
Die junge Elisabeth liebte ihren Ehemann, der sich aufgrund politisch unruhiger Zeiten wenig um sie kümmern konnte. Von ihrer Schwiegermutter wurde Elisabeth nur widerwillig akzeptiert. Da sich Sissi nicht an die strenge Hofetikette in Wien gewöhnen konnte, mied sie den Hof so gut es ging. Ihr Leben war von zahlreichen Schicksalsschlägen geprägt. Der erste traf sie mit dem Tod ihrer zweijährigen Tochter Sophie. Eine ihrer Schwestern starb später bei einem Großbrand. Sissis Lebensmut schwand endgültig, nachdem sich ihr Sohn Kronprinz Rudolf das Leben genommen hatte. Von nun an wurde Elisabeths Leben noch rastloser, bestimmt von Einsamkeit und Schönheitswahn. Sie unternahm lange Reisen und verbrachte auf Korfu, Madeira und in Venedig viele Wochen. In ihren letzten Lebensjahren bestimmten Trostlosigkeit und Depressionen ihren Alltag. Sie reiste nun fast ohne Unterbrechung quer durch Europa.
Sissi: Umstände des Attentats
Im Jahr 1898 reiste Elisabeth mehrmals in die Schweiz. Dabei lehnte sie stets Personenschutz ab. Gerade in der Schweiz waren zur damaligen Zeit viele Anarchisten aktiv und ein Aufenthalt für eine hochgestellte Persönlichkeit immer gefährlich. Sissi verdrängte das Risiko. Da man ihr zudem eine allgemeine Todessehnsucht nachsagt, ist es durchaus möglich, dass sie das Risiko bewusst eingegangen war.
Am 9. September unternahm sie mit ihrer Hofdame Irma Gräfin Sztáray inkognito eine Schifffahrt. Ihr Ziel war das Hotel „Beau Rivage“ in Genf. Als beide am folgenden Tag das Schiff zur Rückfahrt besteigen wollten, näherte sich ihnen unweit des Hotels ein Mann. Es war der Anarchist Luigi Lucheni. Er stolperte auf die beiden Frauen zu und stieß Sissi mit einer dünn geschliffenen Feile in die Brust. Sissi fiel rückwärts zu Boden und bemerkte die Verletzung zunächst nicht. Sie ging davon aus, dass der Mann sie bestehlen wollte. Als Passanten zu Hilfe eilten, wiegelte sie ab und sagte: „Es ist nichts geschehen.“
Elisabeth und Gräfin Sztáray betraten das Schiff, wo sich ihr Zustand rapide verschlechterte. Sie rang nach Luft und wurde ohnmächtig. Noch einmal soll sie sich aufgerichtet und ihre Begleiterin gefragt haben: „Was ist denn mit mir geschehen?“ Als Sztáray Sissis Kleidung öffnete, um ihr das Atmen zu erleichtern, entdeckte sie einen Blutfleck auf Höhe des Herzens. Da Elisabeth nach dem Attentat noch eine Weile handlungsfähig war, wurde die Verletzung zu spät entdeckt.
Man brachte die Kaiserin zurück ans Ufer und in ihr Hotel. Irma Sztáray schickte ein Telegramm mit den Worten „Ihre Majestät die Kaiserin schwer verwundet“ nach Wien. Um 14:40 Uhr stellte ein Arzt Elisabeths Tod fest. Daraufhin wurde ein zweites Telegramm mit der Todesnachricht nach Wien geschickt.
Nach dem Attentat
Der Obduktionsbefund spricht von einem langen, spitzen Gegenstand, der sich 85 mm tief in die Brust gebohrt und eine Rippe verletzt hat, außerdem einen Lungenflügel, die linke Herzkammer und den Herzbeutel durchgeschnitten hat.
Am 13. September wurde der Leichnam Elisabeths in Genf eingesegnet und am 14. September in einem Sonderzug nach Wien gebracht. Unter den Augen einer riesigen Menschenmenge überführte man den Sarg in die Burgkapelle, wo am 16. September eine Messe stattfand. Abertausende Menschen nahmen von ihrer Kaiserin Abschied. Am 17. September überführte man den Sarg in die Kapuzinergruft, die Grabstätte der Habsburger. Hier liegt Elisabeth von Österreich neben Ehemann und Sohn, Kaiser Franz Joseph und Kronprinz Rudolf.
Was man über den Mörder von Sissi weiß
Ihr Mörder war der damals 25 jährige Luigi Lucheni, ein italienischer Hilfsarbeiter. Er hatte aus der Zeitung vom kaiserlichen Besuch in Genf erfahren. Nach seinem Angriff flüchtete Lucheni in die Rue des Alpes, wo Passanten ihn überwältigten. Die Polizei verhaftete ihn. Auf dem Revier gab er zu Protokoll, dass er eigentlich Prinz Heinrich von Orléans hatte töten wollen. Sollte das nicht gelingen, stand König Umberto von Italien auf seiner Todesliste. Da beide gar nicht in Genf anwesend waren, suchte sich Lucheni offensichtlich ein Ventil für seine Frustration und erstach Sissi aus reiner Mordlust.
Von seiner Verhaftung existiert ein Foto, auf dem Lucheni zufrieden grinst. Entgegen der Theorie vom Zufallsopfer ging die Polizei sofort von einem gezielten Mordkomplott aus, da sich Luigi zusammen mit einer Gruppe Anarchisten schon längere Zeit in der Schweiz aufgehalten hatte. Öffentlich bereute Lucheni seine Tat niemals. Im Gegenteil, er prahlte: „Ich würde die Tat noch einmal begehen“. 1910 erhängte er sich in seiner Zelle.