Was ist der Rabbit-Hole-Effekt? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist der Rabbit-Hole-Effekt, Bedeutung, Definition, Erklärung


Als Rabbit-Hole-Effekt wird ein Phänomen bezeichnet, bei dem Personen sich mit einem Thema beschäftigen, weitere ähnliche Inhalte (in den sozialen Medien) zu dem Thema vorgeschlagen bekommen und sich so immer intensiver mit dem Thema beschäftigen. Dies kann im Extremen zu Abkapselung, Isolation und Radikalisierung führen.

Der Rabbit-Hole-Effekt führt unter anderem zu Doomscrolling und sorgt dafür, dass Aufmerksamkeit gebunden wird und jemand sich ohne externes Feedback immer tiefer mit einem Thema beschäftigen kann. Dies führt dazu, dass jemand sich so in eine „andere“ Welt begibt, die mit der Realität nicht viel zu tun haben muss.

Rabbit-Hole-Effekt: Ursprung, Herkunft

Der Rabbit-Hole-Effekt hat seinen Namen aus dem Kinderbuch “Alice im Wunderland” entliehen, das 1865 vom britischen Schriftsteller Lewis Caroll veröffentlicht worden ist. Am Anfang des Buches entdeckt das junge Mädchen Alice im Garten ein weißes Kaninchen. Als sie dem Kaninchen folgen will, verschwindet es in seinem Bau. Neugierig folgt Alice dem Kaninchen und fällt in ein Loch, das sie in eine andere Welt führt, wo sie wundersame Dinge erlebt

Dieses Loch, beziehungsweise der lange Tunnel, durch den Alice in dem Buch fällt, ist allgemeinsprachlich als Rabbit Hole bekannt, was auf Deutsch einfach “Kaninchenbau” bedeutet.

Was beschreibt der Rabbit-Hole-Effekt? Bedeutung, Definition, Erklärung

Der Rabbit-Hole-Effekt tritt immer dann ein, wenn jemand sich eigentlich für eine bestimmte Sache interessiert, aber sich dann doch in dem Thema verliert. Dieser Effekt wird beispielsweise von Social Media Plattformen wie YouTube, Facebook und Co. eingesetzt.

Bei diesen Plattformen funktioniert es so, dass man sich ein Video oder einen Beitrag ansieht und noch während des Anschauens verschiedene Empfehlungen erhält, die für den Nutzer auch interessant sein könnten. Wenn die Nutzer auf die Empfehlung klicken, bekommen sie wieder neue Empfehlungen und immer so weiter.

Viele Online-Plattformen nutzen den Rabbit-Hole-Effekt, um Besucher möglichst lange auf den verschiedenen Seiten zu halten und um möglichst hohe Klickzahlen zu generieren. Portale wie YouTube nutzen dafür verschiedene Algorithmen, die analysieren, welche Videos sich die Nutzer anschauen. Die Algorithmen suchen anhand der zuletzt angeschauten Videos andere Inhalte heraus, die ähnlich sind, um dadurch die Chance zu erhöhen, dass ein Nutzer sie auch anklickt.

Kritik am Rabbit-Hole-Effekt

Auch wenn der Rabbit-Hole-Effekt im Prinzip neutral sein soll und sich allein an den Interessen der einzelnen Nutzer orientiert, berichten manche Besucher von YouTube oder Facebook, dass die Empfehlungen der Algorithmen teilweise in bedenkliche Richtungen gehen. Gerade bei YouTube existieren viele Videos, die mit Extremismus, Rassismus, Intoleranz oder ähnlichen negativen Intentionen versehen sind. Durch den Rabbit-Hole-Effekt sollen die Nutzer angeblich zu solchen Videos weitergeleitet werden, selbst wenn sie sich harmlose Videos wie Nachrichten anschauen.

Die Betreiber von Social Media Plattformen haben allerdings in offiziellen Stellungnahmen bestritten, dass es überhaupt einen Rabbit-Hole-Effekt auf ihren Plattformen geben würde. Die Nutzer würden nicht bewusst zu solchen Inhalten weitergeleitet. Trotzdem versprechen die Betreiber, dass die Algorithmen überprüft werden und verdächtige Videos auch so schnell wie möglich entfernt werden sollen.

Rabbit-Hole-Effekt als Lerntheorie

Ein weniger verbreiteter Ansatz zum Lernen neuer Inhalte setzt auf den Rabbit-Hole-Effekt, um den Einstieg in neue Lerninhalte zu erleichtern. So soll der Effekt genutzt werden, um die Neugierde der Lernenden anzuregen.

Wie der Rabbit-Hole-Effekt zum Lernen genutzt werden kann, zeigt das Beispiel einer Fremdsprache. Jemand möchte eine neue Sprache lernen und fängt zunächst mit Vokabeln an. Wenn die Vokabeln relativ gut sitzen, geht man einen Schritt weiter und überlegt, in was für Sätzen die Vokabeln eingebaut werden könnten, wie sie sich grammatisch verändern lassen oder ob es neue Worte gibt, die sich aus den bekannten Vokabeln bilden lassen. Auf diese Weise sollen die Lernenden sich selber dazu motivieren, mehr in die Strukturen einer Sprache einzusteigen und so immer weiter zu lernen, so als wären sie im Kaninchenbau verschwunden.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert