Als „asymmetrische Wahlkampfführung“ bzw. „asymmetrischer Wahlkampf“ wird ein ungleicher Wahlkampf bezeichnet, bei welchem Wahlkampfteilnehmer anderen Teilnehmern technologisch und medial überlegen sind. Dies bedeutet, dass die technologisch und medial überlegenen Wahlkampfteilnehmer über Kompetenzen, Fähigkeiten, Wissen, Einfluss oder Reichweite verfügen, welche den unterlegenen Wahlkampfteilnehmern fehlen. Das hat zur Folge, dass die überlegenen Wahlkampfteilnehmer Menschen erreichen und Meinungen beeinflussen können, was den unterlegenen Wahlkampfteilnehmern kaum bis gar nicht möglich ist.
Europawahl 2019, Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), Rezo: Was wirklich „asymmetrische Wahlkampfführung“ ist
Nach der Europawahl 2019 beklagte die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (abgekürzt: AKK) die „asymmetrische Wahlkampfführung“ im Internet. Dies tat sie im Hinblick auf die Verluste der CDU bei der Europawahl (-7,4 Prozent auf 28,9 Prozent), das Rezo-Video „Die Zerstörung der CDU“, die Reaktionen der CDU auf das Video und den Aufruf von 70 YouTubern nicht die CDU, nicht CSU, nicht die SPD und nicht die AfD zu wählen. Außerdem wurde das Thema „Asymmetrische Wahlkampfführung“ als dritter Tagesordnungspunkt der CDU-Klausur am 2. Juni 2019 festgelegt.
In einer Stellungnahme nach der Europwahl 2019 sagte Annegret Kramp-Karrenbauer, dass sie sich frage, was in Deutschland los wäre, wenn 70 Zeitungsredaktionen einen Aufruf machen würde, nicht CDU zu wählen.
Im Hinblick auf die Wahlkampfteilnahme der YouTuber, ihre Netzkampagne, die Kritik an der CDU und ihre Empfehlung die CDU nicht zu wählen, bedeutet asymmetrische Wahlkampfführung, dass Influencer und YouTuber im Internet („Neuland„) mit ihrer Reichweite viele Menschen erreichen und so Wahlen beeinflussen können. Die Influencer und YouTuber nutzen erfolgreich Plattformen wie Facebook, Instagram, Twitter und YouTube, um Menschen zu erreichen. Sie haben die Mechaniken und Algorithmen dieser Plattformen verstanden, um Aufmerksamkeit zu erhalten und Reichweite aufzubauen. Hier ist im Nachteil, wer a) die Plattformen nicht nutzt oder b) nicht verstanden hat, wie die Plattformen erfolgreich genutzt werden können.
Anzumerken ist, dass die Influencer und YouTuber ihre Neutralität und Überparteilichkeit waren, in dem sie keine Partei empfehlen, sondern empfehlen, welche Parteien nicht gewählt werden sollten. (Im Sinne des Begriffs bedeutet „Parteilichkeit“, dass jemand sich für eine Partei engagiert. „Überparteilichkeit“ bedeutet, dass jemand unabhängig von Parteien ist und über den Parteien steht.)
Woher kommt der Ausdruck „asymmetrische Wahlkampfführung / Wahlkampf“? Herkunft, Bedeutung
Der Begriff „asymmetrische Wahlkampfführung“ bzw. „asymmetrischer Wahlkampf“ leitet sich vom Ausdruck „asymmetrische Kriegführung“ bzw. „asymmetrischer Krieg“ ab.
Als „asymmetrischer Krieg“ wird ein Krieg zwischen zwei ungleichen Parteien bezeichnet. Sie unterscheiden sich stark durch die verwendeten Waffen, die Zahl der Waffen, die Waffentechnologie, ihre Strategie, ihre Mannstärke und den Einsätz der Streitkräfte. Dies führt dazu, dass die überlegene Partei, die unterlegene Partei stark dominiert.
Der Ausdruck „asymmetrische Wahlkampfführung“ erinnert stark an den Ausdruck „asymmetrische Demobilisierung„. Der SPD-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2017, Martin Schulz, warf Angela Merkel vor, dass sie eine Strategie der „asymmetrische Demobilisierung“ betreibe. Damit meinte er, dass die CDU unter der Führung Angela Merkel Themen des politischen Gegners aufgreife und umsetze. Dies führt dazu, dass die Forderungen erfüllt werden und die Gründe wegfallen jene Parteien zu wählen. Mehr über die „Asymmetrische Demobilisierung“ hier.