Die Silver Society (wörtlich übersetzt: Silbergesellschaft) sind Menschen jenseits des 60. Lebensjahres, die sich fit fühlen und dementsprechend aktiv agieren. Ab etwa Mitte 60 genießen sie ihre Rente bei teilweise recht hohen Bezügen und einem angesparten Vermögen, das ihnen einen munteres Leben ermöglicht. Wenn sie gesund bleiben, können sie in eine spannende neue Lebensphase eintreten.
Was ist die „Silver Society“? Merkmale, Eigenschaften, Bedeutung, Definition, Erklärung
- Die Menschen in entwickelten Staaten werden dank guter Gesundheitsfürsorge immer älter und bleiben dabei immer länger gesund.
- Dieses Phänomen ändert unser Bild vom Altern. Es gilt nicht mehr als durchweg defizitärer Zustand, sondern als eine Lebensphase mit viel mehr Freizeit für das Verfolgen persönlicher Interessen bei einigermaßen guter Gesundheit.
- Ältere Menschen bleiben freiwillig viel länger aktiv. Teilweise arbeiten sie weiter, oft engagieren sie sich ehrenamtlich oder auch in künstlerischen und sozialen Projekten.
- Die aktiven Alten können sehr gut ihre Lebenserfahrung an Jüngere weitergeben. Damit treten sie in eine Lebensphase mit neuer Verantwortung ein. Das bietet ihnen Raum für eine Art der Selbstentfaltung, die ihnen in jüngeren Lebensjahren nicht möglich war.
- Die Wirtschaft reagiert auf die Silver Society und profitiert von ihr. Der Gesundheitssektor wächst stark, doch auch der Städte- und Wohnungsbau, der Verkehr und der Tourismus passen sich immer stärker an die Generation 60+ an.
- Der Jugendwahn dürfte irgendwann als obsolet gelten. Auch das Marketing verabschiedet sich schon länger vom Gedanken, dass die Zielgruppen ab 50+ eigentlich uninteressant sind und kaum umworben werden müssen. Ältere Menschen mit guter Rente können durchaus auch sehr konsumfreudig sein.
Silver Society und die verwandten Schlagworte
Es gibt zum Megatrend des Entstehens einer Silver Society einige verwandte Schlagworte. Eines davon lautet „Downaging“. Es bedeutet, dass sich die Menschen bei faktisch immer längerer Lebenszeit subjektiv länger jung fühlen. Das gefühlte Alter sinkt, was mit dem Wort Downaging beschrieben wird. Im Jahr 2020 geht man je nach individuellem Gesundheitszustand von 10 bis 15 Jahren in der Relation zwischen gefühltem und biologischem Alter aus. Das bedeutet: Ein Mensch von 70 Jahren kann sich wie 55 bis 60 fühlen. Seine Vitalwerte können dem sogar entsprechen, erst recht aber sein Lebensgefühl und -stil. Dazu gehören auch der Konsum, die Freizeitaktivitäten, die Mediennutzung und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ein anderes Schlagwort ist das von den „Forever Youngsters“. Diese Gruppe möchte sich immer jung fühlen und unternimmt auch viel dafür vor allem bei der Gesundheitsvorsorge, der Ernährung und auch dem sonstigen Lebensstil. Forever Youngsters möchten mit dem Rentenalter in ihren besten Lebensabschnitt starten und Projekte verwirklichen, zu denen sie lebenslänglich nicht gekommen sind. Das haben sie sich schon spätestens zehn Jahre vor der Rente vorgenommen. Die sogenannten „Free Ager“ wiederum sind schon ab 50+ zu finden. Ihr Lebensgefühl ist nicht an den Ruhestand gekoppelt: Vielmehr sind es Menschen, die in der Mitte ihres Lebens (ein euphemistischer Ausdruck für das Alter um 50) beschließen, auf die für sie wesentlichen Dinge zu fokussieren. Das klappt, wenn sie ihre Karriereziele erreicht oder sich innerlich von ihnen verabschiedet haben. Sie finden dann zu mehr Gelassenheit, Harmonie und Menschlichkeit, pflegen ihre familiären und freundschaftlichen Beziehungen, setzen sich für eine gesunde Umwelt ein und widmen sich deutlich stärker mindestens einem wichtigen Hobby. Mit dieser Haltung kann man zufrieden alt werden. Eine letzte Gruppe sind die „Golden Mentors“. Es sind ehemalige Fach- und Führungskräfte, denen es sehr wichtig ist, ihre Erfahrungen weiterzugeben. Das kann ein heikler Balanceakt sein, denn jemand muss sie nach ihren Erfahrungen fragen. Wenn das nicht geschieht, bieten sie diese manchmal auch ungefragt feil und machen sich damit unter den Jüngeren nicht nur Freunde. Im Zeitalter der Digitalisierung ist dieses Problem besonders heikel, weil sich Menschen zwischen dem 20. und 45. Lebensjahr heute anders informieren. Falls sie gesammelte Erfahrungen zu einem Thema benötigen, googeln sie diese ganz fix.
Siehe auch: Was ist der „Female Shift“?
Lebt die Silver Society in einem goldenen Lebensabschnitt?
Natürlich nicht. Man mag leben, wie man will: Altern ist ein unausweichlicher Prozess. Exzessiver Sport verlangsamt ihn keinesfalls, im Gegenteil. Er kann Menschen ab dem 60. Lebensjahr sogar schneller verschleißen lassen. Die gesunde Lebensweise ist natürlich immer zu empfehlen und wird ohne schwerwiegende Erkrankungen vermutlich das eigene Leben um ein bis drei Jahre verlängern, doch mehr ist nicht drin. Die Lebensuhr wird sehr stark durch unsere genetische Veranlagung bestimmt. Wenn Sie wissen wollen, wie alt Sie vielleicht werden könnten, schauen Sie sich die Lebenszeit Ihrer Großeltern an (wenn diese keine schwerwiegenden Krankheiten hatten). Wenn also die Generation der heute 55- bis 65-Jährigen mit einer Lebensspanne zwischen rund 80 bis 90 Jahren kalkuliert, kann sie versuchen, bis Anfang 80 halbwegs aktiv zu bleiben. Das können 15 bis 25 sehr gute Jahre sein, die aber aus der Perspektive des Alters um 60 eine überschaubare Spanne sind. Davon abgesehen macht sich der Körper nach dem 50. Lebensjahr durchaus deutlich bemerkbar – und sei es dadurch, dass man ständig seine Lesebrille sucht und immer weniger isst (ansonsten nimmt man maßlos zu und hat körperliche Beschwerden). Das ändert dennoch nichts daran, dass ein finanziell gut abgesichertes Leben für den gesunden Menschen im Rentenalter durchaus sehr genussvoll sein kann.
Silver Society: Hat Altern auch Vorteile?
Unter der Prämisse, gesund und nicht arm zu sein sowie keine unnatürlichen Verluste in der Familie beklagen zu müssen (vorzeitiger Tod von Geschwistern oder gar eigenen Kindern), kann ein höheres Lebensalter durchaus Vorteile mit sich bringen. Man wird deutlich gelassener und durchschaut das Geschwätz von Politikern und vor allem von Werbetreibenden und Journalisten sehr viel schneller. Das ist übrigens auch ein Grund dafür, warum die Werbewirtschaft die Generation 50+ nicht so sehr in den Fokus nimmt. Sie ist mit den üblichen Plattitüden, die sich ein 35-jähriger „Werbefachmann“ ausdenkt, praktisch nicht zu erreichen. Da nun die Älteren aber immer mehr Geld haben und immer länger konsumieren, muss die Werbewirtschaft auf sie eingehen. Das dürfte am besten über 50-jährigen Werbenden gelingen, wenn sich diese dazu herablassen. Da wir aber soeben über den geistigen Vorzug der Gelassenheit und Weisheit in einem etwas höheren Lebensalter resümieren, müssen wir ihm leider auch die Kehrseite dieser Medaille gegenüberstellen: So schlau und erfahren zu sein kann schnell Überdruss erzeugen. Man findet in diesem Alter im Fernsehen, in der Zeitung und auf Google News praktisch nichts Geistvolles mehr. Das Geschwätz jüngerer Autoren und selbst der TalkmasterInnen Maybrit Illner, Anne Will, Frank Plasberg und erst recht Markus Lanz (ganz schlimm!) ist unerträglich. Die Forderung der Silver Society lautet daher: Lasst Autoren der Silver Society schreiben und Moderatoren dieser Generation die Talkshows übernehmen! Das ist in den USA längst üblich.