Katastrophisieren bedeutet, dass Bagatellen und kleine Missgeschicke zu großen Unglücken bzw. Katastrophen aufgebauscht werden. Menschen, die dieses Verhalten zeigen, gehen bei nahezu allen Gelegenheiten vom Schlimmsten aus und malen sich die künftigen Ereignisse zudem bildhaft aus.
Katastrophendenker leiden unter einer besonders schweren Form des negativen Denkens. Durch die ständige Beschäftigung mit der vorgestellten Katastrophe manifestieren sich die vorgestellten Bilder im Unterbewusstsein, die Ängste vergrößern sich und werden schließlich zum Selbstläufer. Betrachtet man die Geschehnisse nüchtern, gibt es keinen Grund, derartige Ängste zu entwickeln.
Was bedeutet „Katastrophisieren“? Bedeutung, Erklärung, Definition
In der Welt von Katastrophendenkern existieren nur Schwarz und Weiß, wobei sie grundsätzlich zur dunklen Seite tendieren. Es ist aber keine Marotte, die Betreffenden leiden wirklich unter der Vorstellung eines nahenden „Worst Cases“.
Katastrophisieren ähnelt zwar Pessimismus und Schwarzsehen, ist aber eine viel extremere Form des Blicks auf die Zukunft. Die negativen Gedanken können sich so weit verselbstständigen, dass katastrophisierende Menschen immer mehr den Bezug zur Realität verlieren. Das geht sogar so weit, dass sie in allem nur noch Gefahren sehen. Infolge ihrer negativen Ausstrahlung wendet sich das Umfeld von ihnen ab und die Katastrophendenker drohen zu vereinsamen.
Wie kommt es zum Katastrophisieren?
In der Regel hängt die negative Sichtweise auf die Welt mit Erlebnissen in der Vergangenheit zusammen. Egal ob schwierige Kindheit, Unfälle, Fluchterfahrungen oder der Tod von Angehörigen, das Erlebte war meist so dramatisch, dass sich die Betroffenen ausgeliefert fühlten. Bei den traumatischen Ereignissen handelte es sich tatsächlich um reale Katastrophen.
Doch die liegen in der Vergangenheit und es besteht kein wirklicher Anlass, diese Gedanken auf das Jetzt zu übertragen. Doch bei Katastrophendenkern sind die negativen Gefühle tief im Unterbewusstsein gespeichert, quasi konserviert und werden nun auf jede neue Situation übertragen – auch wenn in Wirklichkeit keine Katastrophe vorliegt. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, ihre eigenen Handlungsoptionen wahrzunehmen, sondern fühlen sich erneut ausgeliefert und machtlos. Katastrophendenker verbleiben in der Opferhaltung, während Menschen mit gesunder psychischer Widerstandsfähigkeit gestärkt aus Krisen hervorgehen.
Folgen von Katastrophisieren
Katastrophendenker sind nicht durch reale Gefahren bedroht. Sie haben aber eine verschwommene Wahrnehmung der Realität, die für sie subjektiv wahr und richtig ist. Sie leben in ständiger Sorge und haben dadurch eine verminderte Lebensqualität. Sie ziehen aus den Reizen, die auf sie einströmen, falsche Schlussfolgerungen und bleiben in ihrer negativen Ansichten verhaftet. Ein Ereignis wird mit einer Reihe von negativen Zukunftsvisionen verknüpft, obwohl die Gründe völlig harmlos und leicht erklärbar sind.
Beispiel: Ein Freund oder Verwandter hat sich längere Zeit nicht gemeldet. Normalerweise würden wir vermuten, dass er gerade viel zu tun hat, vielleicht auch kurzzeitig erkrankt ist und sich sicher bald melden wird. Beim Katastrophendenker setzt dagegen einer Abwärtsspirale aus negativen Mutmaßungen ein. Oftmals bezieht er das Verhalten auf sich, glaubt beispielsweise, dass er etwas Falsches gesagt hat und der Freund böse auf ihn ist. Oder er vermutet einen Autounfall mit schlimmen Folgen, vielleicht sogar den Tod des Freundes. All diese Mutmaßungen sind reine Fantasie. Zusätzlich ist die Sprache eines Katastrophendenkers mit Superlativen gespickt, was die innere Alarmbereitschaft noch steigert. Doch in seinem Kopf sind die Annahmen so präsent, als seien sie tatsächlich geschehen oder stünden kurz bevor. Die düstere Sicht auf die Zukunft mündet nicht selten in einer Depression, sodass Betroffene häufiger suizidgefährdet sind.
Was hilft gegen Katastrophisieren?
Hinter dem Katastrophendenken liegt eine enorme Angst vor Kontrollverlust. Die Angst kann so stark sein, dass sich auch körperliche Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Probleme einstellen. Da das Problem tiefer liegt, helfen Appelle wie „positives Denken einüben“ nicht.
Es kann entlasten, seine Gedanken aufzuschreiben. Denn werden sie zu Papier gebracht, erhalten sie Struktur und der Katastrophendenker kann sich leichter von ihnen distanzieren. Durch eine Gegenüberstellung von Alternativgedanken lässt sich der Blick auf die Situation relativieren.
Eine weitere Technik, vom schädlichen Muster loszukommen, ist die Konfrontationsmethode. Es geht darum, sich vorzustellen, was im schlimmsten Fall passieren würde. Wer beispielsweise Angst hat, vor Publikum zu sprechen, weil er einen Black-out befürchtet, sollte sich klarmachen, dass es sich nur um eine menschliche Schwäche handelt, die vom Publikum leicht verziehen wird. Im Gegenteil, es wird aller Wahrscheinlichkeit nach positiv darauf reagieren, wenn sich Redner oder Rednerin von ihrer menschlichen Seite zeigen.
Hilft das nicht, dann sind Coaching oder eine Therapie wirksame Möglichkeiten, die negative Gedankenspirale zu stoppen. Diese Methoden sind aber nur fruchtbar, wenn die Betroffenen auch ernsthaft an sich arbeiten möchten.