Der Ausdruck „Kanake“ hat eine lange und wechselhafte Geschichte. Erst war er eine positive Bezeichnung für Seefahrer, dann wurde er in den 1960er Jahren zu einem Schimpfwort, welches ab den 1990er Jahren zu einer Selbstbezeichnung wurde (und trotzdem ein Schimpfwort blieb). In diesem Beitrag erfährst du mehr über das Wort „Kanake“ und seine Geschichte.
Woher kommt „Kanake“? Wortherkunft, Bedeutung
Das Wort „Kanake“ stammt vom hawaiianischen-polynesischen Ausdruck „kanak“ bzw. „kanaka“ ab, was auf deutsch „Mensch“ heißt.
Seeleute aus Ozeanien und Polynesien, die deutsche Seefahrer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begleiteten, wurden „Kannakermann“ oder „Kannaker“ genannt. Der Ausdruck war positiv besetzt, da die Seeleute aus Ozeanien und Polynesien als zuverlässig, treu und arbeitswillig galten, sowie wegen ihrem Wissen über die Seefahrt sehr beliebt waren.
Das Volk der Kanak lebt noch heute in Neukaledonien.
Die Bedeutung von „Kanake“ änderte sich ab den 1960er Jahren.
Wie „Kanake“ zum Schimpfwort wurde
Als Gastarbeiter aus Südeuropa (Spanien, Italien, Portugal, Griechenland), dem Nahen Osten, der Türkei und dem Orient nach Deutschland in den 1960er Jahren kamen, änderte sich die Bedeutung des Begriffes „Kanake“. „Kanake“ wurde abwertend negativ gebraucht, um Menschen mit südländischen Aussehen damit zu bezeichnen.
In und seit den 1990er Jahren wurden als „Kanaken“ auch Menschen aus dem arabischen Raum und Südosteuropa bezeichnet.
Der Begriff „Kanake“ wurde und wird dabei auf jene angewendet, die südländisch, arabisch oder orientalisch aussehen. Dies wird meistens an der Hautfarbe festgemacht. Asiaten werden nicht als „Kanaken“ bezeichnet. Auch Schwarze werden nicht als „Kanaken“ bezeichnet.
Das Wort „Kanake“ ist vergleichbar mit dem US-amerikanischen Schimpfwort „N*gger“.
Kanake als Selbstbezeichnungs: Kanak Attak, Ruhrpottkanaken, Azzlack
Ab den 1990er Jahren nahmen sich Jugendliche mit orientalischen, arabischen oder südländischen Wurzeln das Wort „Kanake“ an und fingen an sich selbst als „Kanaken“ zu bezeichnen. Sie nahmen damit den Begriff und änderten seinen Charakter. Dies führte zu unterschiedlichen Ausprägungen und Reaktionen:
Kanak Attak
„Kanak Attak“ war zunächst eine Gruppe von Personen, deren Ziel es wahr die öffentlichte Wahrnehmung und Einstellung gegenüber Menschen, welche als „Kanaken“ bezeichnet wurden, zu ändern.
Kanak Attak existierte zwischen 1998 und 2002. Es wurde jedoch nie offiziell aufgelöst.
Kanak Attak heißt ein im Jahr 2000 veröffentlichter deutsch-türkischer Film, der eine Verfilmung des Romans „Abschaum – Die wahre Geschichte des Ertan Ongun“ ist. Im Film wird die Geschichte von Menschen mit türkischen Wurzeln erzählt, die sich in Deutschland in kriminellen Milieus bewegen.
Kanak Sprak – kanakisch-Deutsch – Kanakendeutsch
Als „Kanak Sprak“ wird die Sprache von türkischstämmigen Deutschen bezeichnet, die zweisprachig in Deutschland aufgewachsen sind. Die Sprache die sie sprechen, wird unter anderem als „kanakisch“ bezeichnet.
„Kanak Sprak“ äußert sich durch eigene Grammatikregeln, wie das Artikel weggelassen werden: „Ich geh Supermarkt“ oder „Ich geh Klo“.
Mittlerweile sprechen nicht nur Kinder von Einwanderern in deutschen Großstädten „Kanak Sprak“, sondern auch Kinder deren Eltern keinen Migrationshintergrund haben.
Den Ausdruck „Kanak Sprak“ prägte Feridun Zaimoglus in seinem 1995 erschienen Buch „Kanak Sprak“.
„Kanak Sprak“ entstand durch eine Vermischung der deutschen und türkischen Sprache. In der türkischen Sprache werden Artikel nicht gebraucht. Bei der Übersetzung von türkisch zu deutsch wurden deswegen die Artikel weggelassen.
Kanakistan und Kanakster
Eine weitere Selbstbezeichnung für Menschen, die sich selbst als „Kanake“ bezeichnen, ist „Kanakster“.
Die Bezeichnung „Kanakistan“ diente und dient als Bezeichnung für die vermeintliche Herkunft von „Kanaken“.
„Kanakistan“ ist der Name eines Künstlerkollektivs. Seine Aufgabe ist – laut Selbstbeschreibung – (post-)migrantische Perspektiven und Themen politisch und poetisch in weite Teile der Welt tragen.
„Deutschland im Winter – Kanakistan“ ist ein 1997 veröffentlichter deutscher Film.
Ruhrpottkanaken
„Die Ruhrpottkanaken“ ist eine Punkband aus Mülheim an der Ruhr. Sie war von 1990 bis 2000 aktiv und gründete sich 2015 neu.
Lieder der Ruhrpottkanaken werden von „FC Schalke 04“-Fans gerne gesungen. Fans singen unter anderem „Wir sind die Ruhrpottkanaken“.
Das Wort „Kanake“ im Rap: Azzlack, Kanax, Lack
Im Rap verbreitete sich das Wort „Kanake“ als Selbstbezeichnung bis heute und wird immer noch gern genutzt.
Azzlack = Asozialer Kanake
Durch den Rapper Haftbefehl verbreitete sich der Ausdruck „Azzlack„. Er gründete das Label „Azzlackz“ und verwendet den Ausdruck Azzlack in seinen Liedern.
Kanax / Kanaks
Der Ausdruck „Kanax“ bildete sich als weitere Pluralform. Das „x“ steht für die Buchstaben „ks“. Unter anderem haben die Rapper KC Rebell und Farid ein Lied „Kanax in Paris“ genannt. Weitere Lieder von KC Rebell heißen: „Kanax in Moskau“ und „Kanax in Tokyo“. Ein Lied von Nazar heißt „Kanax“.
Anmerkung: „Kanax in Paris“ ist eine Reaktion auf „N*ggas in Paris“.
Lack
Teils wird die Endsilbe „Lack“, die für „Kanake“ steht mit anderen Worten kombiniert:
- Arztlack
- Azzlack
Kanaken, Kartoffeln und Almans
Während Deutschen nachgesagt wird, dass sie Ausländer als „Kanaken“ bezeichnen, wird Ausländern nachgesagt, dass sie Deutsche als „Kartoffel“, „Deutsche Kartoffel“ oder „Almans“ bezeichnen.
Die Worte – Kanaken und Kartoffeln – als Gegensatzpaar erhielten 2018 viel aufmerksam, als bekannt wurde, dass sich die deutsche Nationalfußballmannschaft in zwei Gruppen aufteile. Ein Teil der Mannschaft nannte sich „Kanaken“. Der andere nannte sich „Kartoffeln“. Damit unterteilten sich die Spieler nach Herkunft. Spieler, deren Eltern einen Migrationshintergrund haben, wurden als Kanaken bezeichnet. Spieler, deren Eltern keinen Migrationshintergrund haben, wurden als Kartoffeln bezeichnet.
Mit Begriffen wie „Kartoffeln“ und „Almans“ entstand in Deutschland im Sommer 2018 eine Diskussion über Rassismus gegen Deutsche.
Richtige Schreibweise: Kanake / Kanacke?
Das Wort „Kanake“ wird gerne als „Kanacke“ (mit „c“) falsch geschrieben.
Die richtige Schreibweise ist „Kanake“, da das hawaiianische Ursprungswort eben als „kanaka“ geschrieben wurde. Der Fehler mit dem „ck“ in Kanake entsteht dadurch, dass in der deutschen Sprache nach einem kurzen Vokal meist ein Doppelkonsonant folgt. „Kanake“ wird kurz gesprochen und nicht gedohnt.
Durch Ausdrücke wie „Azzlack“ oder „Polacke“, welche mit „ck“ geschrieben werden, entsteht leicht der Eindruck, dass „Kanake“ auch mit „ck“ geschrieben werden sollte.
Die Verwirrung um die richtige Schreibweise zeigt sich auch bei Google Trends. Dort wird „Kanacke“ häufiger gesucht als „Kanake“.
Weitere Bedeutung von Kanake
Das Volk der Kanak lebt in Neukaledonien. „Kanak“ ist – wie schon geschrieben – ein Wort mit hawaiianischen Ursprung und bedeutet „Mensch“. Während der Zeit der Kolonisation und Kolonien wurden viele nicht-europäische Menschen aus Ozeanien und Polynesien als Kannaker oder Kannakermann bezeichnet.
Im französischen existiert das Wort „canaque“ als Pendant zu Kanake.
In der griechischen Mythologie war „Kanake“ die Tochter des Aiolos und der Enarete. eine Geliebte von Poseidon.
„Die Kanaken“ heißt das 1984 von Cem Karaca veröffentlichte Studioalbum. Mehrere türkische Musiker beteiligten sich an der Platte.
„Kanaker“ ist ein Teil der armenischen Hauptstadt Jerewan.
ich liebe kanacken habibiiiiiii
Niger ist Latein und heißt schwarz oder dunkel übersetzt. Wobei Niger homine google mit schwarzer mann übersetzt und andere Seiten mit schwarzer Mensch. Worin liegt dabei die Beleidigung?
interessante Erläuterung, also darf „man“ als Deutscher N_gger sagen oder Kanaken (Mensch) ?
wohl echer nicht.
Viele Grüße
Pierre von BedeutungOnline.de