Von „Hirnschmalz“ spricht man, wenn jemand besonders intelligent und geistig begabt ist. Doch gibt es tatsächlich Schmalz im Gehirn, der die Denkleistung fördert?
Was bedeutet „Hirnschmalz“? Bedeutung, Wortherkunft, Definition, Erklärung
Vermutlich ist der umgangssprachliche Begriff im süddeutschen oder österreichischen Sprachraum entstanden. In diesen Regionen sagt man bevorzugt „Hirn“ statt „Gehirn“ und die Wurzeln des Wortes „Schmalz“ liegen ebenfalls in Bayern und Österreich.
Der Duden führt den Begriff unter „Gehirnschmalz“ und im neutralen Geschlecht. Es heißt also „das Gehirnschmalz“ und nicht „der Gehirnschmalz“. Umgangssprachlich wird das oft verwechselt.
Im Grunde ist die Klassifizierung durch den Duden als neutral nicht voll nachvollziehbar oder begründet. Immerhin heißt es einheitlich „der Schmalz“.
Schmalz bezeichnete ursprünglich ausgelassenes Schweinefett. Schmalz kann auch aus anderen Tierarten gewonnen werden. Es wird aus Schlachtvieh abgelassen. Abgekühlt nimmt es eine zähe Form an. Wird Schmalz wieder warm, zerfließt er zart. Schmalz galt in früheren Zeiten als besonders nahrhaft. Besonders in der kalten Jahreszeit war eine wertvolle und leicht haltbare Nahrungsergänzung.
Hirnschmalz: Gibt es Schmalz im Gehirn?
Nein. Es gibt zwar einen gewissen Anteil Fette im Gehirn, die für die einwandfreie Funktionsweise notwendig sind, „Gehirnschmalz“ in dem Sinn gibt es aber nicht.
Hier handelt es sich eindeutig um eine Wortschöpfung aus der Umgangssprache. Schmalz wird allgemein mit flüssig, gängig und geschmiert assoziiert. Früher verwendete man Tierschmalz auch als Schmiermittel für Räder, Flaschenzüge oder andere technische Einrichtungen.
Manchmal bringen Menschen Intelligenz und Denkkraft mit technischen Abläufen in Verbindung. Sie stellen sich die Vorgänge im Gehirn wie Zahnräder einer Maschine vor. Laufen die „Denkrädchen“ im Gehirn besonders geschmeidig, kommen gute Resultate und Ideen dabei heraus. Sind sie gut gefettet, läuft das Denken „wie geschmiert“.
Schmalz in seiner flüssigen Form wird manchmal auch mit emotional besonders übertriebenen Gedichten, Musikstücken, Kunst oder Andenken in Verbindung gebracht. „So ein Schmalz“ bezeichnet das emotionale Zer- oder Überfließen. In diesem Fall ist Schmalz in etwa gleichbedeutend mit „Kitsch“.
Hat Gehirnschmalz mit Ohrenschmalz zu tun?
Nein, auch diesen Zusammenhang gibt es nicht. Ohrenschmalz befindet sich zwar nahe dem Gehirn, dringt aber nicht bis ins Gehirn vor.
Ohrenschmalz ist eine zähflüssige gelbe Substanz. Sie wird von Drüsen im Inneren des Ohres gebildet. Ihre Aufgabe ist die Reinigung der Gehörgänge. Durch die offenen Ohrmuscheln können Fremdkörper, Staub, Mikropartikel oder Bakterien in die Gehörgänge gelangen. Der antibakterielle Ohrschmalz fließt vom Inneren des Ohres nach außen und sammelt dabei alle Fremdkörper ein.
Korrekte Verwendung und Synonyme für Hirnschmalz
Hirnschmalz wird regional verwendet und dort, wo es einfach passt. Bei der Verwendung umgangssprachlicher Begriffe muss man etwas Gefühl aufbringen. Insbesondere dann, wenn einem der Begriff in der vollen Bedeutung nicht geläufig ist.
„Hirnschmalz“: Beispiele
„Die hat aber viel Hirnschmalz“, für eine besonders begabte junge Frau, die mit 25 Jahren bereits die Doktorwürde verliehen bekommt.
„Da habe ich so viel Gehirnschmalz reingesteckt, das muss jetzt einfach funktionieren“, für eine Sache die lange und gut durchdacht und geplant war.
„Denen würde ein bisschen Hirnschmalz nicht schaden“, für eine Gruppe von Menschen, die sich offensichtlich dumm oder unpassend verhält.
Statt Hirnschmalz kann man auch Denkvermögen, Intelligenz, Klugheit, Geisteskraft, Scharfsinnigkeit, Verstand oder Vernunft sagen.
Andere umgangssprachliche Begriffe sind Köpfchen, Grips und Grütze haben oder ein Gscheidle sein (süddeutsch für besonders intelligent).