Was bedeutet „emotionally unavailable“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet, emotionally unavailable, Bedeutung, Definition, Erklärung


Zu deutsch übersetzt bedeutet „emotionally unavailable“, dass jemand emotional nicht verfügbar beziehungsweise erreichbar ist. Um den Begriff wirklich zu verstehen, ist es hilfreich, sich vorerst mit dem Gegenteil zu befassen – emotional Erreichbarkeit. Eine der Grundvoraussetzungen für eine gesunde zwischenmenschliche Beziehung ist es, für den Partner, emotional zur Verfügung zu stehen. Das bezieht sich auf die eine harmonische und ausgeglichene soziale Interaktion.

Forscher definieren emotionale Erreichbarkeit als die Fähigkeit eines Individuums, auf die Bedürfnisse und Ziele andere Menschen eingehen zu können. Der Schlüssel hierzu liegt in der Akzeptanz von einer Reihe von Emotionen (bspw. Glück, Freude) und nicht nur die Fähigkeit auf Stress (bspw. Wut, Frustration, Trauer) zu reagieren.

Emotionally unavailable: Zeichen für emotionale Erreichbarkeit

  1. Empathische Resonanz in schwierigen Situationen
  2. Unterstützung und Aufmunterung
  3. Die Bezeugung von Zuneigung und Fürsorge
  4. Befürworten und reagieren auf emotionale Reaktionen
  5. Intimität und Bindung in einer Beziehung
  6. Eine bedeutungsvolle und tiefgehende Beziehung aufbauen

Um also zu definieren was es bedeutet emotional unerreichbar zu sein, muss in Betracht gezogen werden wie das Gegenteil und eine gesunde Beziehung aussieht. Vereinfacht gesagt, ist es das genau andersherum von den im oberen Teil beschriebenen Kriterien. Menschen die sich emotional abgrenzen und sich vor ihren Ängsten und Sorgen verschließen, schließen auch ihre Mitmenschen von Gefühlen aus. Das trifft dann nicht nur auf negative, sondern auf positive Emotionen zu. Beides ist aber eine Grundvoraussetzung für eine tiefgehende Beziehung. Intimität und Nähe, auf körperlicher wie gefühlsmäßiger Ebene, sind mit einem emotional unerreichbaren Gegenüber fast ausgeschlossen.

Siehe auch:

Emotionally unavailable: Woher kommt die innere Mauer?

Die Grundlage für eine emotionale Unerreichbarkeit ist Angst und Misstrauen. Wir erlernen in unseren ersten Kindheitstagen ein Vertrauensverhältnis zu unseren Eltern und anderen Vertrauenspersonen aufzubauen. Wenn dies nicht geschieht ist es enorm schwierig im Erwachsenenalter sich vollkommen zu öffnen und Emotionen zu teilen. Im Umkehrschluss entwickeln Kinder die sich aufgehoben und sicher fühlen auch die Eigenschaft Anteilnahme an den Gefühlen anderer zu zeigen. In einer klinischen Studie hat die Forscherin Mary Ainsworth (1978) verschiedene Formen von Sicherheit bestimmt und in drei Kategorien unterteilt. Diese wurde im Jahr 1990 von den Forschern Main und Solomon erweitert.

4 Arten der Eltern-Kind Beziehung

  1. Sicher und aufgehoben: Diese Kinder sind neugierig wenn ihre Eltern in der Nähe sind und protestieren wenn sie allein gelassen werden. Sie sind in der Lage ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten und begrüßen ihre Eltern mit Freude.
  2. Unsicher und ängstlich: Kinder sind in sich gekehrt und scheuen ihre Umgebung. Wenn sie allein gelassen werden regieren sie mit Stress und sind wütend und ärgerlich wenn die Eltern wiederkehren.
  3. Unsicher und vermeidend: Diese Kinder interagieren nicht mit ihren Eltern und zeigen fast keine Reaktion wenn sie alleingelassen werden oder die Eltern wiederkehren.
  4. Unorganisiert: Kinder sind verwirrt, desorientiert, wütend und hat keine Bindung zu den Eltern.

Diese frühen Bindungsmodelle sind oftmals verantwortlich für die spätere emotionale Erreichbarkeit im Erwachsenenalter. Kinder, die in gelernt haben ihre Gefühle für sich zu behalten und mit Abwehr oder Wut auf Konflikte zu reagieren sind auch eher dafür prädestiniert Schwierigkeiten bei dem führen von gesunden Beziehungen zu haben. Selbstverständlich kann nicht alles mit der Kindheit erklärt werden. Auch Traumata im späteren Leben können dazu führen, dass Menschen sich emotional abkapseln. Allerdings sind Menschen mit einer glücklichen, sicheren Kindheit eher in der Lage mit diesen Traumata umzugehen und sie zu verarbeiten.

Anzeichen für emotionale Unerreichbarkeit

Diese Checkliste hilft Symptome bei sich selbst oder auch Partnern zu identifizieren.

  1. Bindungsangst/Unbeständigkeit: Das kann sowohl auf zwischenmenschliche Beziehung als auch im beruflichen Leben der Fall sein. Andere Optionen sollen offen gehalten werden. Beispielsweise in einer offenen Beziehung.
  2. Misstrauen: Intentionen von Anderen werden hinterfragt und eher vom schlechtesten Szenario ausgegangen.
  3. Kein Tiefgang: Relevante Themen, Konflikte und Gespräche über Emotionen werden vermieden.
  4. Defensiv: Reaktives statt proaktives Verhalten. Emotionen werden aus dem Weg gegangen. Die eigenen sowohl als die der anderen.
  5. Bagatellisierung von Gefühlen: Emotionen von anderen Menschen werden als lästig und überflüssig empfunden. Das Gegenüber bekommt somit das Gefühl vermittelt zu dramatisch oder feinfühlig zu sein.
  6. Abwehrhaltung: Angriff ist die beste Verteidigung. Das bedeutet in diesem Kontext, dass Menschen die emotional unerreichbar sind, Kritik mit Gegenkritik beantworten. Sie lehnen jede Reflexion mit der eigenen Gefühlslage ab. Das ist in neuesten Forschungen auch als “Gaslighting” bekannt geworden.
  7. Unbeständig Kommunikation: Das sogenannte “Ghosten” zählt zu diesem Verhaltensmuster. Nach einer Phase der Nähe kommt eine Zeit der Distanzierung. Telefonanrufe werden nicht beantwortet und das Gegenüber wird ohne ersichtlichen Grund ignoriert. Pläne werden geändert oder im letzten Moment abgesagt. Das macht das Leben unberechenbar und ein harmonisches Zusammenleben schwer.

Umgang mit emotionaler Unerreichbarkeit (emotionally unavailable)

Annahme und Anerkennung der Problematik

Wer diese Symptome teilweise oder vollständig an sich selbst oder am Partner feststellt hat sehr wahrscheinlich in der Vergangenheit oft problematische Beziehungen geführt. Voraussetzung für eine Besserung ist die Annahme und Identifizierung des Problems. Nur wer erkennt, dass er an sich arbeiten möchte, kann auch Hilfe annehmen. Ansonsten ist mit einer Abwehrhaltung zu rechnen. Wie bereits erwähnt neigen emotional unerreichbare Menschen dazu das Problem in anderen Menschen oder der Gesamtsituation zu sehen und nicht bei sich selbst. Eine fehlende Bereitschaft zur Heilung kann zu einer ungesunden, schädlichen Beziehung führen.

Hilfe von Außen

Menschen nehmen Ratschläge eher von außenstehenden Personen an. Es ist immer schwer für Leute die emotional involviert sind einander zu helfen. Oft enden diese Gespräch in Vorwürfen und Unterstellungen. Daher kann eine neutrale Meinung helfen zu vermitteln. Zudem können viele Betroffene sich eher öffnen wenn sie keine so starke emotionale Bindung zu der anderen Person haben.

Raus aus dem Teufelskreis

Dieser destruktive Kreis besteht aus Ablehnung und Abwehr. Die Angst verletzt zu werden sorgt dafür, dass Gefühle abgegrenzt oder ausgeblendet werden. Das wiederum hat zur Folge, dass Menschen sich entfernen und der eigentliche Wunsch nach einer tiefgehenden Bindung immer unwahrscheinlicher wird. Die Akzeptanz des Problems und die Bereitschaft daran zu arbeiten sind oft schon ausreichend um eine Basis zu bilden. Um emotional erreichbar zu werden muss paradoxerweise vorerst rationalisiert werden. Die eigenen Emotionen wie Wut, Angst und Verzweiflung in einen neutralen Kontext gerückt und versucht in Vertrauen, Freude und Zuversicht verwandelt zu werden.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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