Warum wird ein kalter Entzug auch „Cold Turkey“ genannt? Erklärung, Bedeutung, Definition

Warum wird ein kalter Entzug auch Cold Turkey genannt, Erklärung, Bedeutung, Definition


Der Begriff Cold Turkey ist gleichzusetzen mit einem kalten Drogenentzug. Wortwörtlich bedeutet Cold Turkey so viel wie kalter Truthahn. Der Ursprung dieser Redewendung liegt darin begründet, dass die entsprechende Person massive Entzugserscheinungen aufweist. Diese beginnen in einer ersten Phase mit einer auffallend kalten Hautoberfläche und Gänsehaut, welche an die eines kalten Truthahns erinnern.

Welche Arten von Entzügen gibt es?

Bei der Abhängigkeit von einer oder mehreren Substanzen existieren verschiedene Möglichkeiten des Drogenentzugs:

  • die langsame Verringerung der Dosis bis zur Abstinenz (Aversionstherapie)
  • das sofortige und vollkommene Absetzen der Droge
  • das Absetzen unter vorübergehender Anwendung von Ersatzdrogen
  • der Turbo-Entzug unter Narkose in besonders schweren Fällen und sekundären Erkrankungen

Welche Drogen verursachen einen Cold Turkey?

Der Cold Turkey tritt beim plötzlichen Absetzen einer Substanz auf, von der eine körperliche Abhängigkeit besteht. Oftmals sind – gerade nach lange andauerndem Konsum – körperliche sowie psychosomatische Symptome nicht klar voneinander abgrenzbar und beeinflussen sich wechselseitig.

Klassischerweise assoziiert man Alkohol, Opiate und Barbiturate mit schweren körperlichen Entzugserscheinungen. Das ist jedoch nur teilweise richtig. Auch als softe Drogen bekannte Stoffe wie Cannabis können nach jahrelangem und täglichem Gebrauch zu einem Cold Turkey führen. Ausschlaggebend sind die Dauer, Intensität und Regelmäßigkeit des vorigen Konsums.

Warum entstehen Entzugserscheinungen?

Entzugserscheinungen entstehen bei manchen Drogen bereits nach einmaligem oder seltener Gebrauch; beispielsweise bei Heroin oder Crack. Bei anderen substanzgebundenen Abhängigkeiten ist die Entwicklung von Entzugserscheinungen bei Abstinenz ein mittel- bis langfristiger Prozess.

Entzugserscheinungen treten auf, wenn dem Körper sich an die Zufuhr der Droge gewöhnt hat. Das erkennt man unter anderem daran, dass immer höhere Dosen in zunehmender Häufigkeit konsumiert werden müssen. Zunächst, um überhaupt noch das Gefühl des Highseins zu erreichen. In einem späteren Stadium lässt die Wirkung jedoch erheblich nach und reicht nur noch, um das Aufkommen eines Cold Turkeys zu verhindern. Der Teufelskreis der Sucht ist entstanden.

Was sind die Symptome eines kalten Entzugs?

Je mehr der Körper die Reste der Substanz abbaut, desto mehr Symptome treten auf. Zu Beginn bemerkt man Unwohlsein, Appetitlosigkeit, ein flaues Gefühl, Angespanntheit und Nervosität, eventuell Kopfschmerzen und Mundtrockenheit.

Die zu Anfang eher diffusen Anzeichen steigern sich im Verlauf. Hinzu kommen dann vegetative Symptome wie Zittern, Schweißausbrüche, Kreislaufprobleme sowie krampfartiges und nicht enden wollendes Erbrechen. Der Körper hat Schwierigkeiten, Blutdruck und Körpertemperatur zu regulieren. Extremes Frieren und Hitzewallungen wechseln sich ab, weil das Nervensystem außer Kontrolle gerät. Auf psychischer Ebene kann es zu einer Einengung des Bewusstseins bis hin zum Delirium kommen.

Was hilft bei einem kalten Entzug?

Einige Medikamente können die Symptome des kalten Entzugs deutlich reduzieren. Dazu werden – meist im stationären Setting – Clomethiazol und Benzodiazepine verwendet. Sie wirken angstlösend, beruhigend und verhindern Krampfanfälle. Alternative Heilmethoden wie Shiatsu und Akupressur zeigen im Rahmen ganzheitlicher Therapien vor allem auf psychischer Ebene gute Effekte, indem sie die Selbstregulation des Körpers unterstützen.

Die Entgiftung sollte man zudem mit ausreichend Bewegung an der frischen Luft fördern. Sie bringt Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung. Über die Atmung und Transpiration werden Schadstoffe ausgeschieden. Tee aus Mariendistel, Löwenzahn und Artischocke sowie Cranberry-Saft unterstützen die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten.

Wie gefährlich ist ein Cold Turkey bei schwerer Abhängigkeit?

Gerade bei schwerer körperlicher Abhängigkeit können außer Kontrolle geratene Entzugssymptomatiken in ein Delirium tremens münden, welches tödlich enden kann. Man unterscheidet unterschiedliche Schweregrade dieses Deliriums: die Vorphase, das voll ausgeprägte Delirium und den intensivmedizinischen Notfall.

Neben Halluzinationen, starkem Zittern, Schweißausbrüchen und Angstzuständen ist die Störung des Bewusstseins ein zentrales Kriterium des organischen Psychosyndroms. Kennzeichnend sind Störungen von Aufmerksamkeit, Denken, Gedächtnis, Psychomotorik, Wahrnehmung und Schlaf-Wach-Rhythmus. Je nach Schweregrad des Deliriums, Alter und Gesamtkonstitution der Person sowie Komorbiditäten kann das Delirium leicht bis tödlich verlaufen. Insbesondere bei schweren, seit Jahren bestehenden Suchterkrankungen sollte deshalb genau abgewägt werden, ob der kalte Entzug stationär erfolgen sollte, da die Sterblichkeitsrate unbehandelt bei etwa 25 % liegt.

Wo finde ich Unterstützung für einen kalten Entzug?

Ein kalter Entzug ist eine Mammutaufgabe. Zwar erfolgt die Entgiftung zunächst nur auf körperlicher Ebene, jedoch ist die Psyche untrennbar in den Prozess involviert. Zum Einen, weil körperliche und psychische Symptome sich gegenseitig beeinflussen, zum Anderen, weil psychische Vorgänge ursächlich an der Entstehung der Sucht beteiligt waren. Daher sollte man Körper und Psyche gleichermaßen in den kalten Entzug involvieren.

Der erste Schritt zu medizinischer Hilfe kann über den Hausarzt erfolgen. Er kann die Überweisung und ambulante oder stationäre Weiterbehandlung durch einen Facharzt veranlassen. Die Drogenberatung sozialer Träger wie der Caritas vermittelt sozialtherapeutische Angebote, welche den Entzug psychologisch und sozial begleiten. Zudem hilft der Austausch mit anderen Betroffenen, Scham, Schuld und soziale Phobien zu überwinden.

Warum sollte man einen kalten Entzug machen?

Wer über einen kalten Entzug nachdenkt, hat den ersten Schritt bereits unternommen. Betroffenen sind die mit ihrer Sucht eingehenden Nachteile bewusst; sie wünschen sich ein Leben, welches frei von Abhängigkeiten und selbst auferlegten Einschränkungen ist.

Meist sind es Ängste, unverarbeitete Konflikte und Traumata, welche den eigenen Bewegungsradius Stück für Stück eingeschränkt haben. Mit dem richtigen Werkzeug an der Hand ist es ein wunderbares Gefühl, sich den persönlichen Lebensraum wieder langsam und durch eigene Kraft zurückzuerobern sowie Perspektiven und Handlungsalternativen zu entwickeln, die einem die Freiheit verschaffen, nach der man durch den Konsum ursprünglich auf der Suche war.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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