Jeder Mensch lügt. Wer das Gegenteil behauptet ist – wahrscheinlich ein Lügner. Dennoch legen die meisten Menschen sehr großen Wert darauf, für ehrlich gehalten zu werden. Ehrlichkeit gilt als edle Tugend und die meisten Eltern versuchen ihren Kindern sehr früh beizubringen, dass Lügen etwas Schlechtes ist und ehrlich am längsten währt.
Daher gibt es auch viele Sprichworte, die sich mit der Lüge beschäftigen und eines der bekanntesten ist „Lügen habe kurze Beine“. Doch woher kommt dieses Sprichwort eigentlich und lügt man wirklich mehr als 100-mal am Tag?
Ursprung im 17. Jahrhundert: Herkunft „Lügen haben kurze Beine“
Bereits 1663 findet sich dieses Sprichwort erstmals in einem deutschen Wörterbuch. Diesem sehr metaphorischen Ausspruch lag die Vorstellung zugrunde, dass ein Mensch mit kurzen Beinen nicht besonders schnell rennen kann. Die Lüge wird demzufolge als Person mit kurzen Beinen beschrieben, der die Flucht nicht gelingen wird, ein Entkommen vor der Entlarvung als Lügner also nur sehr schwer möglich sein wird. Die Wahrheit kommt also ans Licht, da es auf Dauer nicht möglich sein wird, ihr davonzulaufen.
Gewissermaßen als Gegenspieler der Idee von den kurzbeinigen Lügen fungiert das Sprichwort „Ehrlich währt am längsten“. Denn während die als kurzbeinig personifizierte Lüge nicht weit kommen kann und daher irgendwann aufgedeckt wird, setzt sich die Wahrheit langfristig durch und kommt schlussendlich ans Licht – zumindest nach Ansicht des Volksmundes.
Historische Lügner: Lügen haben kurze Beine
Jedes Kind kennt die Geschichten von Baron Münchhausen – mal reitet er auf einer fliegenden Kanonenkugel, mal zieht er sich selber mitsamt seinem Pferd am eigenen Schopf aus einem Sumpf. Diese Erzählungen gehen auf die historische Figur des Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen zurück, der im 18. Jahrhundert im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg lebte.
Prominente Lügner
Es gibt zahlreiche Lügner, die schmerzhafte Erfahrungen mit diesem Sprichwort machen mussten. So z.B. der ehemalige Fußballtrainer von Bayer Leverkusen, Christoph Daum. Er behauptete steif und fest, kein Kokain zu sich genommen zu haben und wollte dies sogar mit einer Haaranalyse belegen. Das für Daum sehr peinliche und eindeutig positive Ergebnis dieses Tests belegte nachdrücklich, wie kurz die Beine seiner offensichtlichen und öffentlichen Lüge waren. Und auch der amtierende amerikanische Präsident Donald Trump gilt als notorischer Lügner. Laut der „Washington Post“ tischte er der Öffentlichkeit in nur 601 Tagen mehr als 5000 Lügen auf.
Die kleine Schwester der Lüge – die Notlüge
Während die meisten Menschen die sogenannte dicke oder gar faustdicke Lüge als Vertrauensbruch ansehen, ist es in manchen gesellschaftlichen Zusammenhängen durchaus akzeptabel, sich mit einer kleinen „Notlüge“ aus der Affäre zu ziehen. Nicht ganz die Wahrheit zu sagen oder ein harmloses Flunkern macht das soziale Miteinander oftmals deutlich angenehmer. Der Kollegin ein Kompliment für die neue Frisur zu machen, auch wenn man nicht ganz davon überzeugt ist, gilt als charmant, nicht als gelogen. Und wer brächte es schon übers Herz, die künstlerischen Ambitionen einer Fünfjährigen in Frage zu stellen, nachdem sie voller Stolz ein selbstgemaltes, aber misslungenes Bild präsentiert?
Erfolg auch im Kino
Übrigens ist dieses Sprichwort bereits als Filmtitel verwendet worden. Die im Jahr 2002 erschienene US-amerikanische Filmkomödie „Big Fat Liar“ über einen notorischen Lügner mit Frankie Muniz und Paul Giamatti in den Hauptrollen kam mit dem Titel „Lügen haben kurze Beine“ auch in die deutschen Kinos.