„Einen Korb geben“ ist eine der im deutschen Sprachgebrauch wohl geläufigsten Sprichwörter. Verwirrend zwar, denn man könnte meinen, einen Korb zu erhalten sei etwas Gutes. Manch einer mag bei der Aussicht, einen Korb zu bekommen, gar frohlocken und ein mit leckeren Speisen und beschwingenden Getränken gefülltes Präsent zu erwarten. Doch weit gefehlt – einen Korb zu erhalten ist nichts Gutes sondern die höchste Form der Ablehnung. Man stelle sich die Verwunderung vor: Statt eines Geschenks erhält der Werbende eine Abfuhr.
Einen Korb geben: Wie kam es zu dieser sprachlichen Verwirrung?
Die Redewendung „Jemandem einen Korb geben“ stammt aus dem Mittelalter. Bis in das 17. Jahrhundert hinein gehörte es zur romantischen Brautwerbung, unter dem Fenster der Angebeteten um ein Rendezvous zu bitten. Die Brautwerbung war eine hohe Kunst – der Freier gab sich große Mühe, tüftelte tage- oder wochenlang, erdachte Gedichte und Minnegesang für seine Angebetete. Würdigte die Dame des Herzens all die Mühe und erlag schlussendlich dem Werben des Freiers, so ließ sie einen Korb aus ihrem Fenster hinunter. In diesen Korb nun setzte der Jüngling sich hinein und wurde alsdann von seiner Lieblingsdame hinauf gezogen. Sein Lohn für all die Liebesmüh waren gemeinsame Schäferstündchen mit der Liebsten. Nicht selten dürften sich aus diesen Verbindungen glückliche Ehen ergeben haben.
Mitunter hatten die Damen – besonders die Begehrenswerten – jedoch Probleme mit allzu aufdringlichen Freiern, deren Lockrufen sie nichts abgewinnen konnten. Wie sollten sie sie loswerden? Und – wie könnten sie den besonders Unangenehmen unter ihnen noch eine besondere Demütigung angedeihen lassen? Die Damen griffen zu einer perfiden List – sie ließen auch für die unangenehmen Freier nach deren Werben einen Korb hinunter. Allerdings hatten diese Körbe einen präparierten Boden. Stieg der Jüngling hinein und wurde er hochgezogen, so brach der Boden hinaus und der liebeskranke Freier fiel unsanft auf den Hosenboden. Damit dürfte auch dem letzten liebeskranken Jüngling klar geworden sein, dass die Dame seinen Antrag ablehnte. Das Sprichwort „einen Korb geben“ verdanken wir also eifrigen Jünglingen und listigen Damen aus längst vergangener Zeit.
Einen Korb geben: Wortherkunft, Bedeutung
Übrigens – nicht alle Damen konnten es sich leisten, Körbe zu präparieren. Körbe waren teuer und schwer zu bekommen. Weniger betuchte Damen ersannen daher eine weniger kostspielige weitere List. Sie ließen einen unbeschädigten Korb hinunter, nach vermeintlich erfolgreichem Werben stieg der Jüngling in den Korb und wurde dann …. nur zur Hälfte wieder hinauf gezogen. Die Herzensdame ließ ihren Freier hängen. Und wie er dort so baumelte, so mag dem Freier aufgegangen sein, dass sein Werben nicht erfolgreich war. Und auch diese ersonnene List schaffte es über die Jahrhunderte hinein in unsere Sprache: „Jemanden hängen lassen“ besagt noch heute, dass der Angesprochene tunlichst nicht mehr mit uns rechnen sollte und wir sein Werben nicht erhören.
Reiche Damen wandelten den Brauch ebenfalls ein wenig ab. Sie konnten Körbe in Hülle und Fülle vergeben, auch solche ohne Boden. Sie ersparten sich demnach die Mühe des Heraufziehens und sandten ihrem unliebsamen Freier einen Korb ohne Boden. Merken Sie es? Noch heute nennen wir eine Gemeinheit mitunter bodenlos und erheben die einfache Gemeinheit damit in eine höhere Dimension.
Für mich klingt das nach ausgedachtem Unsinn.