Eine Schnitzeljagd ist ein beliebtes Geländespiel, bei dem die Teilnehmer eine Spur verfolgen und / oder Rätsel lösen müssen, um ein Ziel zu erreichen. Die eine Personengruppe folgt dabei Hinweisen, die eine andere Gruppe oder Einzelperson zuvor im Gelände hinterlassen hat. Sie versucht durch richtige Deutung dieser Informationen entweder die erste Gruppe am Ende zu finden oder den Ort zu entschlüsseln, an dem ein bestimmter Gegegenstand oder eine Belohnung versteckt worden ist. Schnitzeljagden sind besonders bei Kindern sehr populär und werden häufig bei Kindergeburtstagen oder Jugendfreizeiten durchgeführt.
Warum heißt die Schnitzeljagd eigentlich „Schnitzeljagd“? Wortherkunft
Die Schnitzeljagd hat mit dem Schnitzel im engeren Sinne, also einem meist panierten Fleischstück, erst einmal nichts zu tun. Es kann zwar sein, dass am Ende der Schnitzeljagd auf die Teilnehmer ein Schnitzelessen wartet, grundsätzlich ist das aber kein wesentlicher Bestandteil der Schnitzeljagd.
Die „Schnitzeljagd“ wird in einigen Teilen Deutschlands auch als „Schnipseljagd“ bezeichnet. Dieser Unterschied beruht grundsätzlich auf linguistischen Variationen innerhalb der Deutschen Sprachfamilie, allerdings deuten beide Begriffe ebenso auf die traditionell bei der „Schnitzeljagd“ zur Kennzeichnung verwendeten Materialien hin: Das sind zum einen Papierschnitzel oder -schnipsel, zum anderen Holzschnitzel, also kleine, feine Holzstückchen oder Sägespäne. Der Begriff „Jagd“ in der Wortkombination „Schnitzeljagd“ deutet gleichzeitig auf eine hohe Dynamik des Spieles hin. Die Teilnehmer befinden sich nicht permanent an einem Ort, sondern jagen sprichwörtlich den Hinweisen (also den Schnitzeln), einer zweiten Gruppe und einem Ziel hinterher.
Das Fleischschnitzel spielt bei der „Schnitzeljagd“ zwar keine Rolle, eine Wortverwandtschaft zu den Papier- und Holzschnitzeln besteht allerdings dennoch. Alle drei Begriffe sind aus dem mittelhochdeutschen Wort „sniz“, das soviel wie „Schnitt“ bedeutet, hervorgegangen. Aus einem Ganzen entstehen durch Zerschneiden dünne Scheiben, die dann als Schnitzel bezeichnet werden.
Variationen des Klassikers „Schnitzeljagd“
Die klassische Schnitzeljagd findet grundsätzlich im Freien, häufig im naturnahen Gelände statt. Eine Durchführung in urbanen Bereichen mit Straßen und Wegen ist allerdings ebenfalls vorstellbar. Eine traditionelle Schnitzeljagd ist so konzipiert, dass eine Gruppe vorausgeht und in regelmäßigen Abständen, insbesondere aber bei Richtungswechseln ihren Standort markiert. Hierzu werden Papier- (z.B. Konfetti) oder Holzteilchen (z.B. Sägespäne) an der jeweiligen Stelle verstreut. Die zweite Gruppe folgt dieser Spur und versucht, die andere Gruppe aufzuspüren oder, wenn dies das Ziel des Spieles ist, aufgrund der Hinweise an einem vorher unbekannten Ort einen „Schatz“ zu finden. In diesem Fall wird die „Schnitzeljagd“ häufig als „Schatzsuche“ bezeichnet.
Die Weitergabe der Informationen kann ebenfalls variieren. Die Verwendung von Holz- oder Papierschnitzeln ist nicht zwingend notwendig. Es lassen sich genauso gut Richtungssymbole verwenden, die entweder in den Weg geritzt oder unter Verwendung von Pfeilen aus Holz oder Pappe an Bäumen oder Mauern angebracht werden. Die Verwendung von Waldläuferzeichen, bei der zur Darstellung von Informationen Zweige, Steine und andere Materialien im Naturraum kombiniert werden, kann den Reiz und den Schwierigkeitsgrad erhöhen. Sehr beliebt sind ebenfalls Rätsel, die an einzelnen Stationen zu lösen sind und Informationen zum Erreichen des nächsten Zwischenziels oder des Endziels enthalten.
Schnitzeljagden können auch in ihren Abläufen variieren. So kann das Ziel beispielsweise feststehen, aber nur erreicht werden, wenn an den einzelnen Stationen Gegenstände gefunden oder Informationen gesammelt werden. Diese eignen sich beispielsweise, um anschließend am Zielort Schatztruhen öffnen oder Rätsel lösen zu können. Die „Schnitzeljagd“ lässt sich demnach auch so definieren, dass einzelne Bestandteile (Schnipsel) zusammengetragen werden, um sie am Ende wie ein Puzzle zusammenzuführen. In diesem Sinne sind auch der Orientierungslauf im sportlichen und der Orientierungsmarsch im militärischen Bereich Variationen der Schnitzeljagd, aber auch die Sportarten Biathlon und Geländereiten sind konzeptionell mit dem beliebten Geländespiel verwandt.
Varianten: Moderne Adaptionen der „Schnitzeljagd“
Die klassische „Schnitzeljagd“ wird zunehmend durch moderne Varianten ersetzt, bei der technische Hilfsmittel immer stärker an Bedeutung gewinnen. Eine sehr beliebte neue Art ist das sogenannte „Geocaching“, bei der wiederum zwei Gruppen interagieren. Die Koordinaten der „Caches“ (engl.: Verstecke, geheime Lager) werden von der vorbereitenden Seite im Internet veröffentlicht, während die „jagende“ Seite mit GPS-Unterstützung versucht, das Versteck zu finden. Der Vorteil dieser Schnitzeljagd-Variante ist, dass sie praktisch jederzeit und auch allein durchgeführt werden kann, gleichzeitig ist das dafür notwendige technische Equipment heutzutage in jedem Smartphone vorhanden. Geocaching hat sich in den Jahren stetig weiterentwickelt, so dass heute zahlreiche Varianten wie Multi-Cache, Nacht-Cache oder Wherigo-Cache existieren.
Eine weitere beliebte Neuinterpretation der Schnitzeljagd ist „Alleycat“, bei der sich die Teilnehmer mit Fahrrädern allein oder in Teams durch urbane Räume bewegen. Sie müssen bei dieser Variante verschiedene Checkpoints abfahren und oft ganz unterschiedliche, häufig witzige Aufgaben lösen. Den Streckenverlauf und eine Liste der Aufgaben erhalten die Teilnehmer meist kurz vor dem Start, so dass „Alleycat“, was soviel wie Streunende Katze bedeutet, gleichzeitig eine Variation des Orientierungslaufes ist.
Selbstverständlich existieren mittlerweile zahlreiche Adaptionen der klassischen „Schnitzeljagd“, die digitale Welten mit der Realität verknüpfen oder ausschließlich im digitalen Raum stattfinden. Es ist dabei umstritten, ob Augmented-Reality-Games wie „Pokemon Go“ oder „Harry Potter“ digitale Varianten der Schnitzeljagd sind, allerdings gibt es zahlreiche Games und Apps, die das ursprüngliche Konzept der Schnitzeljagd viel stärker in den Mittelpunkt rücken.