Wenn die Rede vom Ruhrpott ist, denken wir instinktiv an Kohle und rauchende Schlote, an schlechte Luft und harte Arbeit. Aber auch Kult-Kommissar Horst Schimanski vom TATORT, Tauben im Hinterhof und die Zeit des Wirtschaftswunders sind Assoziationen, die eher positiv mit diesem Begriff verbunden sind. Aber woher genau stammt dieser Begriff eigentlich?
Der Topf aus dem Ruhrgebiet: Warum heißt es „Ruhrpott“?
Ein „Pott“ ist die Bezeichnung für ein Gefäß, der Kohlenpott ist dementsprechend ein Behältnis für die Lagerung bzw. den Transport von Kohle. Bereits im 18. Jahrhundert wurde in Deutschland Kohle auf industriellem Niveau gefördert und verarbeitet. Insbesondere der Abbau von Steinkohle trug lange Zeit zum Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland bei. Zur Blütezeit der Kohleförderung Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde an über 150 Standorten in der gesamten Bundesrepublik in den sogenannten Zechen nach dem schwarzen Gold gegraben. Neben dem Saarland und dem Tecklenburger Land war insbesondere das Ruhrgebiet die größte und bedeutsamste Lagerstätte für Kohle in Deutschland.
Das Ruhrgebiet
Mit über 5 Millionen Einwohnern auf ca. 4.400 Quadratkilometern ist das Ruhrgebiet einer der größten Ballungsräume in ganz Europa, der seine Bezeichnung der am südlichen Rand fließenden Ruhr verdankt. Das Ruhrgebiet war wie keine andere Region eng mit dem Bergbau verflochten, der das Aussehen der Landschaft entscheidend prägte und für einen Großteil der Arbeitsplätze verantwortlich war. Die sogenannte Kohlekrise in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts führte daher zu großen Verwerfungen. Als die Kohle aufgrund ausländischer Konkurrenz und neuer Technologien nicht mehr kostendeckend gefördert werden konnte und der gesamte Industriezweig schließlich auf immer weiter steigende staatliche Subventionen angewiesen war, begann der Niedergang der gesamten Kohle-Industrie. Erst durch den Strukturwandel und die mit ihm verbundene Erstarkung der Informations- und Kommunikationsindustrie, der Umwelttechnik sowie des Dienstleistungssektors gelang schließlich die erfolgreiche Etablierung neuer Erlösmöglichkeiten für die gesamte Region. Beispiele für einen erfolgreichen Strukturwandel, der das Ruhrgebiet auf neue Pfade führte, ohne dabei die eigene Geschichte aus dem Blick zu verlieren, sind das Gasometer in Oberhausen oder der Landschaftspark Nord in Duisburg, wo ein stillgelegter Hochofen in einen Hochseilklettergarten umfunktioniert wurde.
Der Ruhrpott – mehr als nur ein Kohlerevier
Was symbolisiert die enge Verflechtung des Ruhrgebietes mit dem Steinkohlebergbau besser als ein Begriff wie „Ruhrpott“? Der Name eines Kohlentopfes stellvertretend für eine gesamte Region, die von der Kohle lebte. „Dein Grubengold hat uns wieder hochgeholt“, so besang es Herbert Grönemeyer in seiner Hommage an die Ruhrgebietsstadt Bochum. Noch heute, nachdem die letzten Zechen im Ruhrgebiet längst geschlossen wurden, trägt die Region die Bezeichnung Ruhrpott mit Stolz. Viele Dinge erinnern an die gute alte Zeit und die Menschen im Ruhrgebiet schämen sich nicht für ihre Vergangenheit.
Das Herz am rechten Fleck
Gelten Norddeutsche oftmals als verschlossen und wortkarg, ist der Ruhrpöttler als gesellig, aufgeschlossen und authentisch bekannt. Hier wird „Tacheles“ und „frei Schnauze“, also Klartext gesprochen. Anders als der versnobte Düsseldorfer ist der Mensch aus dem Ruhrpott bodenständig und nahbar. Til Schweiger als Prolet mit Herz in „Manta, Manta“ oder Horst Schimanski als fluchender Raufbold-Kommissar beispielsweise griffen diese Klischees dankbar auf.
Der moderne Ruhrpott gedenkt seiner Wurzeln
Auch wenn die Zechen mittlerweile geschlossen sind, existieren doch noch viele der ehemaligen Arbeitersiedlungen, in denen die ehemaligen Malocher mit ihren Familien in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihren Arbeitsplätzen lebten. Manche von ihnen habe sich inzwischen sogar zu hippen gemausert, wie zum Beispiel die Gartenstadt Margarethenhöhe in Essen.
Ebenfalls erhalten geblieben sind die zahlreichen Büdchen im Ruhrgebiet – was dem Berliner Nachtmensch sein „Späti“, war für den Ruhrpott-Bewohner schon immer die Trinkhalle oder das Büdchen. Kleine Kioske, die rund um die Uhr Süßigkeiten, Zigaretten, belegte Brötchen oder ein kühles Pils anbieten, und wo man sich mit den Nachbarn auf einen kurzen Plausch trifft.