Warum hat man einen Filmriss? Wie entsteht er? Erklärung

Warum hat man einen Filmriss, Wie entsteht er, Erklärung


Einen Filmriss zu haben bedeutet, dass sich die Betroffenen nicht mehr an bestimmte Sequenzen einer vergangenen Situation erinnern können. Werden einzelne Teile noch erinnert, handelt es sich um einen fragmentarischen Filmriss.

Was geschieht bei einem Filmriss? Erklärung

Bestimmte Bereiche des Gehirns sind beim Filmriss vollständig lahmgelegt, die Speicherung der Erinnerung funktioniert nicht mehr. Ein solches Black-out kann einige Minuten, aber auch ganze Stunden umfassen. Häufig ist der Auslöser zu starker Alkoholkonsum. Medizinisch gesehen ist diese Form von Filmriss eine anterograde Amnesie. Dadurch ist die Fähigkeit, neue Erinnerungen abzuspeichern, zeitweise beeinträchtigt. Man kann sich nicht erinnern, weil der fragliche Zeitraum nicht im Gedächtnis verankert wurde.

Bei einer retrograden Amnesie dagegen wäre lediglich der Zugang zu den gespeicherten Informationen blockiert. Vorübergehende Amnesien (transiente globale Amnesien) treten auch nach Gehirnerschütterungen, epileptischen Anfällen und Vergiftungen auf. Bei Demenzen und der Alzheimererkrankung handelt es sich dagegen um progressive organische Amnesien, die beispielsweise durch Defekte im Hippocampus und anderen Hirnarealen hervorgerufen werden. Daneben gibt es noch viele weitere Formen von Amnesien, die jeweils auf andere Ursachen zurückzuführen sind.

Was geschieht beim Black-out im Gehirn? Erklärung

Bis heute ist nicht vollständig erforscht, wie der zeitlich begrenzte Gedächtnisverlust nach Alkoholkonsum entsteht. Unbestritten bleibt, dass bestimmte Prozesse im Hippocampus gestört werden. Da Alkohol ein Zell Gift ist, beeinträchtigt er den Bodenstoffwechsel im Gehirn und die Signalverarbeitung. Der Hippocampus ist das älteste Assoziationsfeld des Großhirns und eine zentrale Schaltstelle im limbischen System. Hier werden Informationen aus mehreren Sinnesorganen gemeinsam verarbeitet. Auch im Alter werden im Hippocampus noch Nervenzellen gebildet, die dazu dienen, neue Information abzuspeichern. Der Hippocampus ist also fürs Gedächtnis von zentraler Bedeutung.

Hirnforscher nahmen lange Zeit an, dass Alkohol das Gedächtnis beeinträchtige, weil bei einem Rausch Hirnzellen absterben. Langjähriger Alkoholmissbrauch schädigt Hirnzellen tatsächlich und kann das Gedächtnis und Lernprozesse massiv beeinträchtigen. Doch mittlerweile geht man davon aus, dass ein akuter Filmriss nicht durch eine Hirnschädigung verursacht wird. Der Alkohol wirkt sich trotzdem sehr negativ auf die Hirnfunktion aus, denn er kurbelt die Produktion von Steroidhormonen an, die die Synapsen im Hippocampus beeinträchtigen.

Wie es zum Filmriss kommt, ist individuell verschieden

Alkohol geht nicht ins Fettgewebe über, sondern direkt ins Blut. Bei leerem Magen geht dieser Prozess deutlich schneller als wenn wir etwas gegessen haben. Etwa eine halbe bis eine Stunde nach dem Trinken ist die Alkoholkonzentration im Blut am höchsten. Trinken wir danach nicht mehr weiter, werden pro Stunde 0,1 Promille Alkohol abgebaut. Welche Alkoholmenge ein Black-out auslöst, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Wer rasch große Mengen Alkohol konsumiert, erlebt schneller ein Filmriss als jemand, der kontrolliert und über einen längeren Zeitraum trinkt. Alkohol ist und bleibt ein Gift, das beinahe sämtliche Neurotransmitter blockiert, die im Gehirn dafür zuständig sind, die Verbindung zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis herzustellen.

Filmrisse können peinlich sein, manchmal auch unheimlich. Langfristig schaden sie immer dem Gedächtnis. Menschen, die regelmäßig Alkohol konsumieren und schon einen Filmriss hatten, schnitten in Gedächtnistests schlechter ab als solche, die noch keinen Filmriss erlebt hatten. Hinzu kommt, dass ein Black-out das nächste begünstigt. Medikamente, die auf das Gehirn wirken (beispielsweise Benzodiazepine), verstärken die negative Wirkung des Alkohols. Dann reichen schon sehr geringe Mengen Alkohol aus, um einen Filmriss zu bewirken. Es wird auch angenommen, dass es eine genetische Veranlagung für Filmrisse gibt. Wer häufiger darunter leidet, sollte sich auf jeden Fall von seinem Arzt untersuchen lassen und den Alkoholkonsum so weit wie möglich einschränken. Derzeit wird intensiv daran geforscht, welche Medikamente die Erinnerungsbildung stärken können. Trotzdem gibt es keinen Zweifel daran, dass Alkohol die kognitiven Funktionen sowohl kurz- als auch langfristig schwächt. Die beste Methode, einen Filmriss zu vermeiden, ist ganz auf Alkohol, insbesondere in Verbindung mit Medikamenten, zu verzichten.

Siehe: Sober October

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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