Die chinesische Internetplattform TikTok sorgt immer wieder für neue Trends und Kuriositäten, die zwar vor allem bei jungen Menschen, aber auch quer durch alle Altersschichten hindurch für Furore sorgen. Derzeit schafft es ein Song der Band Ch!pz die Menschen in seinen Bann zu ziehen, den ganzen November 2022 sorgt er für Tanzeinlagen und Videoclips, die millionenfach geklickt werden. Was hat es mit diesem Trend auf sich und warum ist der Song „1001 Arabian Nights“ derzeit so angesagt?
„1001 Arabian Nights“ von Ch!pz: Daten, Infos, Lied
Der Song wurde im Jahr 2005 von der niederländischen Band „Ch!pz“ veröffentlicht und wurde im Rahmen des Albums mit dem Namen „The World of Ch!pz“ auf den Markt gebracht. Der Song konnte sich für vier Wochen an der Spitze der niederländischen Singlecharts halten und erreichte in Österreich Platz zwei. In Deutschland und der Schweiz konnte der Song den dritten Platz der jeweiligen Singlecharts erreichen.
Der Song besitzt die Länge von 3:07 Minuten und ist dem Genre des Pop, Dance-Pop und Worldbeat zuzuordnen, was man ganz klar am Disco-Sound erkennen kann, der charakteristisch für diese Art der Musik in den 00er-Jahren des neuen Jahrhunderts ist. Das verantwortliche Label war „Universum“ und die Songwriter Tony Cornelissen und Allan Eshuijs waren an der Entstehung des Lieds beteiligt. Der Produzent des Albums und Songs war JayVandenberg. Kommerziell gesehen gehört der Song zu den erfolgreichsten Singles der Ch!pz.
„1001 Arabian Nights“: TikTok-Trend, Tanz
Auch wenn der diesjährige Trend dem Original abgekupfert ist und sich an diesem orientiert, gibt es einige auffällige Inhalte, die anders und neu interpretiert wurden. Da im originalen Videoclip von 2005 die Zahlen 1 und 0 mit den Armen geformt wurden und so zur Choreografie beitrugen, fällt sofort auf, dass der TikTok-Trend hier neue Reize setzt. Die User und Userinnen formen 2022 die Zahlen des Songtitels nämlich nicht mit den Armen, sondern vielmehr mit den Händen. Außerdem unterscheiden sich die Dance-Bewegungen der Nutzer teilweise sehr stark vom Original. So imitieren manche das Anlassen eines Motorrollers oder Motorrads mit den Händen, kurz nachdem die Zahlen mit den Fingern gezeigt wurden. Insgesamt fallen die Bewegungen vielfältiger und lebendiger aus als bei den vier Tänzern und Bandmitgliedern im Videoclip des Originals.
„1001 Arabian Nights“: Inhalt
Das Lied hat einen Titel, der stark auf die Geschichten von „1001 Nacht“ anspielt und die Elemente der dort niedergeschriebenen Erzählungen vereint. So greift das Lied das Thema des Orients auf und beschäftigt sich mit dem Fremdartigen und Mystischen, das die Menschen in Europa seit jeher mit dieser Weltregion assoziiert hatten.
Zu Zeiten des teilweisen dunklen und finsteren Mittelalters bedeutete der Orient den Menschen in Europa die Quelle der Weisheit und Moderne, da die Länder des Morgenlandes in vielen Teilen des gesellschaftlichen Lebens weitaus fortschrittlicher waren. So konnten die Teilgebiete der Medizin, Physik, Astronomie und Mathematik den Westen um Welten übertrumpfen und ganz deutlich in den Schatten stellen. Gelehrte des sogenannten Abendlandes machten sich nicht selten gen Osten auf, um sich fortzubilden und Dinge zu lernen, die in Mitteleuropa noch lange nicht realisiert werden konnten.
Das Thema von 1001 Nacht bedeutete außerdem, dass dort eine Kultur der Geheimnisse, des Verborgenen und des Mystischen vorherrschte, die mit vielen Sagen und Legenden umwoben war. Die Gerüche der exotischen Früchte und Gewürze auf einem Basar, die Geheimnisse eines Harems, romantische Oasen voller Leben inmitten der großen Sandwüsten – all das wird mit diesem Thema verbunden und wird im betreffenden Song aufgegriffen. So finden sich die Bandmitglieder in Indien wieder und müssen im Videoclip allerlei Prüfungen und Gefahren meistern, um letztlich einem Mann zu Reichtum und Ansehen verhelfen zu können.
Die Bekleidung der Bandmitglieder ähnelt der von Forschern und Orientreisen, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts vermehrt gen Osten aufmachten und damit begannen, die Geheimnisse und Legenden zu entschlüsseln. Die Band wollte somit die Klischees dazu nutzen, um eine exotische und romantische Vorstellung des Morgenlandes zu kreieren und dem Publikum die Thematik von 1001 Nacht näherzubringen. Nicht unerheblich für den Trend im November 2022, der das Lied wieder an die Oberfläche spülte und aus den Tiefen der Musikarchive befördern konnte, ist auch sicherlich die weltweite Thematik, die diese Weltregion aktuell umspannt.
So gibt es im Iran, der mit dem alten Persien ganz maßgeblich für den Orient steht, Massenproteste und Demonstrationen für Menschenrechte, die eine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zusätzlich findet im gleichen Monat die erste Fußball-Weltmeisterschaft in einem arabischen Land statt – auf Katar sind die Augen der ganzen Welt gerichtet. Durch diese Umstände ist das Thema von 1001 Nacht in all seiner Pracht in direktem Gegensatz zu der brutalen Realität, die aktuell das Morgenland beherrscht und bedroht.
Wer waren Ch!pz?
Die Musikgruppe Ch!pz besteht aus vier Mitgliedern und kommt aus den Niederlanden. Das Ziel der Gruppe war, mit einfachen und eingängigen Liedtexten und Melodien vor allem Kinder und junge Teenager anzusprechen. Gegründet wurde die Gruppe bereits 2003, was durch die Initiative des niederländischen Kindersenders Fox Kids erfolgte.
Die Mitglieder der Band sind zu gleichen Teilen Männer und Frauen. Die beiden Sänger Peter Rost und Kevin Hellenbrand werden dabei von den beiden Sängerinnen Cilla Niekoop und Rachel van den Hoogen ergänzt. Die Musikvideos der Gruppe sind zumeist nach dem gleichen Prinzip aufgebaut und vereinen Gesang und Tanz gleichermaßen.
In den Videos werden Geschichten erzählt, bei denen die vier Bandmitglieder in einer exotischen Umgebung Heldentaten vollbringen müssen und immer einen Auftrag zu erfüllen haben. Die Band wurde auch über die Niederlande hinaus berühmt und konnte vor allem im D-A-CH-Raum in Mitteleuropa durch hohe Platzierungen in den Singlecharts begeistern und auf sich aufmerksam machen.
Ein Fazit: „1001 Arabian Nights“ von Ch!pz
Man kann zu TikTok und seinen Trends stehen, wie man will – unbestritten ist, dass es dieser Song geschafft hat, die Massen zu mobilisieren und für einen echten Internet-Hit zu sorgen. Dabei ist es auch für den neutralen Zuschauer immer wieder faszinierend zu beobachten, wie ein Lied auch fast zwanzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung für eine erneute Fanbasis und Furore sorgen kann.