Als Neophyten werden pflanzliche Einwanderer bezeichnet. Sie breiten sich dort aus, wo sie sonst nicht heimisch waren und etablieren sich an ihrem neuen Standort. Die Verbreitung der Neophyten passiert oftmals unabsichtlich durch den Mensch. Als blinde Passagiere kommen Neophyten aufgrund des weltweiten Warenverkehrs in fremde Gebiete.
Was sind Neophyten? Bedeutung, Eigenschaften, Erklärung, Definition
Schon längere Zeit bei uns heimische Pflanzen, die aber dennoch in der Jungsteinzeit oder durch den Handel der Römer zu uns kamen, nennt man Archäophyten. Hierunter fällt beispielsweise die Esskastanie.
Neue Pflanzenarten sind dabei in unserer Pflanzenwelt gar nicht so ungewöhnlich. Die meisten unserer Pflanzenarten sind schon nach der Eiszeit nach Mitteleuropa gekommen. Neben der Esskastanie brachten die Menschen bezüglich des Ackerbaus und dem Getreide auch viele Ackerwildkräuter zu uns, wovon noch heute einige auf der Roten Liste stehen. Das mitteleuropäische Pflanzenreich ist von nicht einheimischen Pflanzenarten geprägt.
Dadurch, dass der internationale Personen- und Warenverkehr immer mehr zunahm und vor allem auch nach der Entdeckung Amerikas, haben sich hier viele fremde Pflanzenarten breit gemacht. Nur die Hälfte der Neophyten, die bei uns leben, wurden absichtlich eingeführt. Dabei handelt es sich bei circa 30 % der Neophyten um reine Zierpflanzen und die restlichen 20 % existieren als forst- und landwirtschaftliche Nutzpflanzen, wie beispielsweise der Mais, die Kartoffel oder die Tomate. Die andere Hälfte der eingeschleppten Neophyten gelang unbeabsichtigt und war in den meisten Fällen eine unerwünschte Beimischung des Saatguts.
Gehen Gefahren von den Neophyten aus?
Mit nur 0,2 % ist der Anteil der gebietsfremden Neophyten relativ klein. Als ökologisch bedenklich werden Arten, wie beispielsweise der Japanische Knöterich und das Indische Springkraut eingestuft. Diese Pflanzen können einen sehr dichten Bestand bilden und drängen heimische Pflanzenarten ab. Für den Menschen stellen zudem Arten wie Riesenbärenklau oder das Beifußblättrige Taubenkraut gesundheitliche Gefahren dar. Insbesondere das Taubenkraut kann für Allergiker plagend sein, da es aggressive Pollen bildet. Sogar Menschen, die bisher noch nicht auf Blütenpollen reagiert haben, können dadurch allergische Reaktionen entwickeln. Symptome wie Schnupfen, Asthma, Atemnot oder Augenbrennen sind dann keine Seltenheit mehr.
Kommt man mit dem Pflanzensaft des Riesenbärenklau in Berührung, kann dieser die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. So können schon bei einer nur schwachen Sonneneinstrahlung schmerzende Brandblasen und Rötungen auf der Haut entstehen. Gegen ein solches Gefahrenpotenzial vorzugehen, stellt eine schwierige Aufgabe dar. Bereits etablierte Neophyten lassen sich nur schwer wieder beseitigen. Dennoch bemühen sich lokale Naturschutzvereine mit diversen regelmäßigen Aktionen, diese Schädlinge entweder durch Ausgraben oder Abmähen zu beseitigen. Sollte man im eigenen Umfeld Taubenkraut oder Riesenbärenklau ausfindig machen, sollten diese beseitigt werden. Am besten werden diese mit einem tiefen Spatenstich inklusive Wurzel ausgehoben, noch bevor sie beginnen zu blühen. Da Verbrennungsgefahr besteht, sollte niemals ohne langärmelige Kleidung oder Handschuhe gearbeitet werden.
Auch beim Spaziergang kann man mit Taubenkraut konfrontiert werden. Die Pflanze sollte dann am besten sofort herausgerissen werden. Hierbei sollte ebenfalls der direkte Hautkontakt gemieden werden. Entdeckt man größere Bestände, informiert man am besten die zuständige Gemeinde, so dass diese weitergehende Maßnahmen in die Wege leiten kann.
Wer in einem fremden Land Urlaub macht, sollte niemals Samen oder Pflanzen mitnehmen, die man nicht kennt. Zudem ist in den meisten Ländern die Ausfuhr von Pflanzen ohnehin verboten. Außerdem können die Auswirkungen fremder Arten auf die heimischen Arten nicht weit genug abgeschätzt werden.
Eine Pflanzenart, die insbesondere über Vogelfutter verbreitet wird, ist die Beifuß-Ambrosie. Ihre Pollen können bei Menschen heftige Allergien auslösen. Aktuell befindet sich in Bayern eine recht starke Ausbreitung dieser Neophyte. Damit dieser Pflanzenart Einhalt geboten werden kann, hat das Bayerische Umweltministerium die Aktion „Ambrosiabekämpfung in Bayern“ initiiert.
Vorteile: Welche positiven Auswirkungen können Neophyten haben?
Einige Neophyten können aber auch für ein bestehendes Ökosystem von Vorteil sein. Beispielsweise können so neue Nahrungsnetze zwischen neu angesiedelten und heimischen Pflanzenarten entstehen. Im Sommerflieder aus China sind beispielsweise circa 11 Raupenarten und 43 Tagfalter zu Hause. Der Sommerflieder kann zudem primär im Sommer eine gute Nahrungsquelle für Insekten darstellen. Auch im Spätjahr, wenn die heimische Flora fast keine Blüten mehr zur Verfügung stellt, stellt die Riesenstaude noch eine üppige Nahrungsquelle dar. Die eingewanderte Rosskastanie sowie die einhergehenden Larven der Rosskastanienminiermotte können für die heimischen Kohl- oder Blaumeisen eine wichtige Nahrungsquelle für ihre Jungvögel darstellen.
Was geht noch mit den invasiven Neophyten einher?
Von invasiven Neophyten wird gesprochen, wenn sich Pflanzenarten in Gebieten ansiedeln, in denen sie vorher nicht heimisch waren und dort zu Problemen führen. So können gebietsfremde Pflanzen folgende Probleme mit sich bringen:
- Die Unterhaltungskosten von Gewässern und Straßen können höher ausfallen.
- Die Biodiversität nimmt aufgrund der Verdrängung der heimischen Fauna und Flora ab.
- Es können gesundheitliche Beeinträchtigungen entstehen.
- Die Forst- und Landwirtschaft erleidet einen finanziellen Ausfall.
- Bauwerke können beschädigt werden.
- Wertzerfall, zum Beispiel bei Grundstückspreisen.
Fazit: Nicht alle Neophyten sind schlecht
Man sollte sich stets den Aspekt vor Augen halten, dass nur wenige nicht einheimische Pflanzen das heimische Ökosystem stören. Und noch weniger dieser Arten sind gesundheitsgefährdend. Während in der Eiszeit viele einheimische Arten ausgestorben sind, gibt es noch viel ökologischen Raum für neue Arten. Die Widerstandsfähigkeit des mitteleuropäischen Ökosystems ist im Laufe der Eiszeiten sehr robust gegenüber Einwanderern in der Pflanzen- und Tierwelt geworden. Neue Arten können sich oftmals ohne weitere negative Folgen in unserem Ökosystem etablieren. Schon vor circa 10.000 Jahren wanderten neue Arten nach Mitteleuropa ein. Auch durch den Klimawandel wird dieses Phänomen zusätzlich verstärkt. Schon aufgrund der Erderwärmung kann davon ausgegangen werden, dass sich die Verbreitungsgebiete vieler Arten ausschlaggebend verlagern kann. Deshalb muss sich der Naturschutz in Zukunft vermehrt um die zahlreichen Einwanderer kümmern. Solche Arten, die schon während der Eiszeiten in Mitteleuropa heimisch waren, sollten auch heute von uns toleriert werden.