Was ist Veränderungsblindheit? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Veränderungsblindheit, Bedeutung, Definition, Erklärung


Veränderungsblindheit (englisch chance blindness) ist ein Phänomen der visuellen Wahrnehmung. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet es, dass wir selbst deutliche Veränderungen, die in einer bestimmten Szene, einem bestimmten Bild vor unseren Augen auftreten, häufig nicht erkennen. Das geschieht fast immer dann, wenn wir, oft nur für kurze Zeit, abgelenkt wurden oder wenn das was sich verändert, nicht im Zentrum unseres Interesses liegt. Im letzteren Fall sprechen die Psychologen auch von der Unaufmerksamkeitsblindheit( inattentional blindness)

Was ist Veränderungsblindheit? Bedeutung, Definition, Erklärung

Hier ein paar Beispiele, die von Psychologen immer wieder genannt werden, wenn von der Veränderungsblindheit die Rede ist:

In einer Filmszene tritt ein Mann im blauen T-Shirt auf. In der unmittelbar darauffolgenden Szene, in der der Mann nur ein paar Meter weit weg ging, ist das T-Shirt plötzlich grau. Eindeutig ein Regiefehler, den aber die meisten Menschen überhaupt nicht bemerken.

In einem Experiment lässt sich jemand an einem Info-Schalter den Weg erklären. Er wird kurz abgelenkt und als er sich dem Info-Mitarbeiter erneut zuwendet, sitzt dort inzwischen ein ganz andere Person. Kaum eine Versuchsperson registriert diese Veränderung.

In einem anderen, sehr bekannten Experiment wird der Film eines Ballspieles gezeigt, in dem Spieler in weißen und schwarzen Trikot durcheinander spielen. Die Zuschauer bekommen die Aufgabe, zu zählen, wie viele Spieler im weißen Trikot mitspielen. Während der Szene läuft ein Mensch im Affenkostüm mitten durch die Spieler und verschwindet. Obwohl er ganz deutlich zu sehen ist, sehen nur die wenigsten Testpersonen den Affen.

Oder das altbekannte Phänomen, dass Männer die plötzlich veränderte Haarfarbe ihrer Frau nach einem Friseurbesuch manchmal erst nach Stunden oder Tagen bemerken.

Solche und ähnliche Experimente gibt in großer Zahl. Alle zeigen das Phänomen der Veränderungsblindheit und sind auch Grundlage vieler toller Zauberkunststücke.

Siehe auch: Was ist Wahlblindheit?

Wie kommt es zur Veränderungsblindheit? Erklärung

Dazu gibt es unter Wissenschaftlern unterschiedliche Erklärungen, die teilweise kontrovers diskutiert werden:

Fest steht, dass das menschliche Gehirn erwiesenermaßen nur über eine begrenzte Speicherkapazität verfügt. Es muss deshalb ständig auswählen, was wichtig und was nebensächlich ist, was gespeichert werden muss und was in das Unterbewusstsein geschoben oder völlig vergessen werden kann. Die selektive Auswahl die permanent abläuft, trifft das Gehirn automatisch.

Eine zweite Theorie ist das sogenannte Überschreiben des Gesehenen. Es ist auch wahrscheinlich, dass im Gehirn neue visuelle Informationen die alten Informationen einfach ersetzen und deshalb nur ein sehr abstraktes Bild übrigbleibt. Dadurch ist es nicht möglich, dass das Gehirn das alte und das neue Bild in allen Einzelheiten miteinander abgleichen kann.

Eine andere Theorie geht einfach davon aus, dass der erste Eindruck einfach immer das ist, was wir behalten und das man bei einem veränderten Bild erstmal automatisch annimmt, dass sich nichts geändert hat.

Es ist aber auch annehmbar, dass keines der Bilder gespeichert wird und wir uns nur die erkannten Informationen merken, wenn das Bild verschwunden ist. Auch beim neuen Bild merken wir uns nur die nun erkannten Informationen. Deshalb vergleichen wir auch nicht das, was gesehen wurde, sondern nur das, was wir erkannt haben.

Eine weitere Theorie geht davon aus, dass das Gehirn alles Visuelle speichert, aber nichts vergleicht und erst wenn der Mensch auf Unterschiede aufmerksam gemacht wird, ihm Änderungen zwischen ähnlichen Objekten bewusst werden.

Vielleicht sind Menschen aber auch einfach nicht in der Lage, zwei Informationen auseinander zu halten und so entsteht eine Kombination der markantesten Merkmale aus beiden Bildern.

Auf jeden Fall ist die Veränderungsblindheit weder eine Krankheit noch auch nur eine Schwäche und schadet eigentlich auch niemanden.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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