Was sind Zeitfresser / Zeitdiebe? Bedeutung, Definition, Erklärung, Tipps

Was sind Zeitfresser, Zeitdiebe, Bedeutung, Definition, Erklärung, Tipps


Zeitfresser bzw. Zeitdiebe sind Aufgaben und manchmal auch Personen oder Konstellationen, die uns wertvolle Zeit für wichtige Dinge stehlen. Sie tauchen in unserem individuellen Umfeld auf und werden durch die Art unserer Berufsausübung und Lebensführung bestimmt. Es gibt auch einige allgemeine Hemmnisse, von denen wir alle betroffen sind, so der Stau im Berufsverkehr, doch das ist mit dem Begriff eines Zeitfressers eigentlich nicht gemeint.

Wichtige Beispiele für Zeitfresser

Am ehesten lässt sich die Begrifflichkeit anhand von Beispielen erklären. Diese zeigen auf, dass die Zeitdiebe in der Tat typisch für unsere ganz persönlichen Abläufe sind:

  • E-Mails: Wer hätte das gedacht: Eine Adobe-Studie ermittelte, dass wir im Durchschnitt pro Woche 31,5 Stunden mit E-Mails verbringen, davon je hälftig Job- und Privatmails. Das sind pro Kalendertag (!) glatt 4,5 Stunden – wer hätte das gedacht?
  • Meetings: In Firmen, die intern stark kommunizieren, benötigen einzelne Abteilungsleiter pro Woche 4,9 Arbeitsstunden, um Meetings zu koordinieren. Diese Zahl geht von sieben Meetings pro Arbeitswoche aus. Die Dauer der Meetings beläuft sich auf reichlich zwei Stunden. Das würde bedeuten, dass jeder der Teilnehmer rund 19 bis 20 Stunden mit Meetings befasst ist. Sind deren Ergebnisse wirklich so wertvoll, oder dienen sie vielmehr dazu, dass sich einzelne Manager in Position bringen?
  • Internet: Dies ist unser aller persönlicher Zeitfresser vor allem im Privatleben. Das liegt daran, dass dieses Medium überaus verführerisch ist. Wir lesen nichtssagende Artikel, nur weil sie da sind und Klatsch über Politiker verbreiten, wir schauen Videos, lassen uns zum nächsten Artikel und zum nächsten Video leiten – schon haben jede Menge überflüssiger Informationen unsere Zeit aufgefressen. Eine Schätzung besagt, dass rund 80 Prozent aller Menschen etwa zwei Stunden täglich auf diese Weise verplempern.
  • Smartphone: Hier finden die soeben beschriebenen Dinge im Internet ebenfalls statt, zusätzlich halten uns die Messenger auf. Viele Menschen kommunizieren lustvoll und ausgiebig per WhatsApp, was sagenhaft viel Zeit erfordert. Eine größere Verführung gibt es kaum. Außerdem schauen wir uns praktisch jede Nachricht (Mail oder Messengernachricht) erst einmal an, wenn sie das Smartphone mit einem Ton signalisiert. Auch das schafft Ablenkung und kostet Zeit.
  • Klatsch & Tratsch: Dieser findet im Büro und am Gartenzaun statt, er soll ein wichtiger sozialer Kitt sein. Doch mal ehrlich: Wie viel Zeit verlieren wir mit Geschwätz? Zum echten Zeitfresser wird Klatsch & Tratsch, wenn wir ihm nicht ausweichen können, weil die Kollegin oder der Nachbar ihre Kümmernisse vor uns ausbreiten und wir das Gespräch nicht beenden können, ohne extrem unhöflich zu wirken. Durchschnittlich tratschen wir täglich eine Stunde, bei 16 Prozent aller Menschen werden es bis zu zwei Stunden.
  • Helfersyndrom: Helfen ist Balsam für unsere Seele, aber auch a) ein Zeitfresser und b) nicht immer wirklich nützlich. Natürlich wagt es niemand, den Sinn des Helfens anzuzweifeln. Aber Helfer werden oft ausgenutzt, und zwar von Kollegen und Nachbarn, die einfach zu wenig Lust haben, ihre Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Es geht ausdrücklich nicht um die Tätigkeit in Hilfsorganisationen oder karitativen Einrichtungen. Diese ist und bleibt unumstritten. Doch auch hier müssen wir uns fragen, inwieweit wir uns das Engagement zeitlich leisten können und ob nicht eine kleine, regelmäßige Spende hilfreicher wäre.
  • Perfektionismus: Menschen, die aus einer Übermotivation heraus zu Perfektionismus neigen, stehlen sich selbst und anderen die Zeit. Schlimmstenfalls werden sie zur Workaholikern, die sich in Details verrennen. Es gibt nur wenige Tätigkeiten, die echte Perfektion erfordern, grob geschätzt sind es 20 Prozent aller Aufgaben. In den übrigen Fällen würde uns etwas mehr Gelassenheit wertvolle Zeit einbringen.

Es gäbe sicher noch mehr Beispiele. Sie alle belegen, dass manche Aktionen unsere Zeit regelrecht auffressen und dass wir in den meisten Fällen dafür selbst verantwortlich sind. Am Arbeitsplatz allerdings werden die Zeitdiebe oftmals vom Chef verordnet. Die Meetings sind in manchen Firmen berüchtigt. Deutlich hat sich das während der Coronapandemie gezeigt: Da viele Beschäftigte im Homeoffice arbeiteten, fanden zwar noch virtuelle Konferenzen statt, die aber längst nicht den Umfang und Aufwand der Präsenzmeetings erreichten. Dennoch klagte praktisch kein Unternehmen über gesunkene Effizienz. Einen besseren Beleg dafür, dass Meetings zu mindestens 50 Prozent überflüssig sind, kann es kaum geben.

Was tun gegen die privaten Zeitdiebe? Tipps

Es gibt verschiedene Ansätze, die von der Art des Zeitfressers abhängen. Die Zeit, die wir uns selbst privat stehlen, können wir uns auch nur selbst durch eine Änderung unseres Verhaltens zurückholen. Das ist leichter gesagt als getan. Wir werden mit immer mehr Informationen überschüttet, die aber größtenteils redundant sind, weil die Journalisten voneinander abschreiben und in schlimmeren Fällen auch noch Nachrichten mit reißerischen Headlines überflüssig betonen und aufblähen. Es kann helfen, bestimmte Medien strikt zu meiden. Zu diesen gehören im Bereich des vermeintlich sachbezogenen Journalismus:

  • BILD
  • Münchner Merkur
  • Frankfurter Rundschau
  • Der Westen

Obgleich manche Meldungen der BILD-Zeitung oder des Münchner Merkurs in seltenen Fällen sogar in der ARD-Tagesschau zitiert werden, verbreiten die hier beispielhaft genannten Medien zu 99 Prozent geistigen Müll, der bestenfalls aus schlecht aufbereiteten Informationen besteht, die es in anderen Medien zeitiger (etwa einen Tag) und gehaltvoller gibt. Wir tun uns daher einen Gefallen, wenn wir diese Medien konsequent ignorieren.

Zeitdiebe im Büro: Erkennen und meiden

Im Büro können Kollegen zu Zeitdieben werden. Hier helfen nur klare Regeln: Ich kann mich mit dir in der Kaffeepause kurz über Privates unterhalten, sonst aber nicht. Dienstliche Gespräche sollten fokussiert und knapp stattfinden. Viel schwieriger wird es mit dem Chef oder der Chefin. Vor allem männliche Chefs schaffen es oft nicht, ihr Ego abzulegen: Jede Kommunikation streichelt dieses, während die übermittelten Sachinformationen marginal sein können (ein Problem bei den Meetings). Der Chef redet sich selbst dabei ein, seine Untergebenen zu „motivieren“. In Wahrheit frustriert er sie und stiehlt ihnen ihre wertvolle Zeit. Schlimmstenfalls fragt er ein wenig später, warum sie ihre Arbeit nicht geschafft haben. Doch dies wäre der passende Moment, ihm seine Rolle als Zeitdieb vor Augen zu führen: Als Betroffene/r können Sie ihm dann freundlich erklären, dass Ihnen die drei weniger gehaltvollen Meetings in dieser Woche wertvolle Zeit gestohlen haben. Bedenken Sie, dass ihn das erheblich frustriert. Chefs sind Zeitdiebe, weil sie süchtig nach Selbstdarstellung sind. Doch entweder geht er in sich und überdenkt seine Rolle, oder Sie müssen für sich die Konsequenzen auf eine von zwei denkbaren Weisen ziehen:

  • a) Sie arrangieren sich mit dem zeitfressenden Chef und werden auf Dauer krank dabei.
  • b) Sie kündigen.

Zeitfressende Ablenkungen

Es gibt zahllose Möglichkeiten, sich nicht nur bei der Arbeit, sondern auch bei privaten Verrichtungen ablenken zu lassen. Jüngere Menschen lesen zum Beispiel die Status-Updates ihrer Freunde oder schauen sich Food-, Katzen- oder Reisevideos an. Ältere Personen reden nur zu gern miteinander oder führen ausgiebige Selbstgespräche. Vielfach kosten solche Aktivitäten jeweils nur Minuten oder gar Sekunden, doch diese Zeit summiert sich. Es klingt ein wenig hart, doch dagegen hilft tatsächlich nur eiserne Disziplin. Diese lehrt uns das Leben: Wenn wir nämlich abends Überstunden einlegen müssen, weil wir tagsüber zu viel Zeit verplempert haben, werden uns die Zeitfresser schmerzhaft bewusst.

Umgang mit E-Mails

Wir können E-Mails nicht komplett ignorieren, doch wir können den Umgang mit ihnen effizienter organisieren. Dabei hilft es, nicht jede neu ankommende Mail sofort zu öffnen. Allein dieser Vorgang kostet nämlich Zeit und lenkt uns von der aktuellen Aufgabe ab. Die Gefahr liegt dabei in der ursprünglichen Intention, „ich will nur mal schnell wissen, wer mir hier geschrieben hat, beantworten kann ich das später“, die wir nicht durchhalten und die auch nicht hilfreich wäre: Denn dann würden wir uns mit dem Vorgang gedanklich zweimal befassen. Sinnvoller sind diese Maßnahmen:

  • Schalten Sie die akustische E-Mail-Benachrichtigung auf dem Smartphone aus.
  • Lesen Sie E-Mails zu festgelegten Zeiten, zum Beispiel alle fünf oder sechs Stunden.
  • Informieren Sie wichtige Kommunikationspartner darüber, bieten Sie Ihnen aber für extrem zeitkritische Nachrichten einen anderen Kommunikationskanal an. Dieser Kanal darf wirklich nur für diese Nachrichten da sein. Sie können hierfür einen gesonderten Messengerdienst verwenden.

Es erscheint erst einmal schwierig, unsere natürliche Neugier zu zügeln, indem wir uns und unseren Kommunikationspartnern diese Fesseln anlegen. Doch an diese Arbeitsweise gewöhnt man sich. Vor 30 oder 40 Jahren haben wir nur ein Bruchteil der heutigen Nachrichten empfangen. Dabei waren wir nicht unglücklicher.

Lassen sich alle Zeitfresser eliminieren?

Kurze Frage, knappe Antwort: Nein, das ist unmöglich. Wir sind Menschen und keine Automaten. Es hat verschiedene Arten von Zeitdieben schon immer gegeben, viele sind durch unsere moderne Medien- und Kommunikationslandschaft hinzugekommen. Diese stellt uns tatsächlich vor große Herausforderungen im Umgang mit unserer Zeit, die zur wichtigsten Ressource geworden ist. Vielleicht wäre es wichtig, heute schon Kindern beizubringen, wie sie mit Medien, Kommunikationsmitteln, Informationen und Zeit sinnvoll umgehen. Medienkompetenz vermitteln die Schulen zwar inzwischen, auch viele Eltern sind hier sehr engagiert. Doch es gilt auch, das Bewusstsein für den unerhörten Wert von Zeit zu schärfen. Zu diesem Zweck ist es wichtig, Prioritäten richtig zu setzen. Vor allem bedarf es etwas mehr Ruhe bei der Informationsverarbeitung, um nicht jedem flüchtigen Impuls nachzujagen und dabei Zeitfressern auf den Leim zu gehen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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