Das englische Wort „Reality“ kann auf Deutsch „Realität“ und „Wirklichkeit“ oder auch „Sachverhalt“ bedeuten. Das Wort „Check“ bedeutet „Kontrolle“ oder „Überprüfung“. Entsprechend bedeutet „Reality Check“ das Überprüfen einer Wirklichkeit oder eines Sachverhalts. Eine Kontrolle ermöglicht ein Erkennen und Verstehen, insofern ist ein Reality Check nichts anderes als ein Augenöffner, ein „eye-opener“.
Jeder Mensch nimmt die Wirklichkeit subjektiv wahr. Es gibt also unzählige Wirklichkeiten, die jeder Einzelne als real ansieht. Wird ein bestimmter Sachverhalt überprüft, geschieht dies innerhalb einer subjektiven Wahrheit. Wer sich dessen bewusst ist, kann versuchen, eine möglichst objektive Perspektive einzunehmen. Je objektiver die Sichtweise, desto aufschlussreicher der Reality Check. Oder anders gesagt: Wer einen Reality Check völlig subjektiv durchführt, wird wenig Klarheit über den überprüften Sachverhalt erlangen.
Reality Check – Selbstbild und Selbstwahrnehmung
Wer einen Reality Check macht, möchte wissen, wie sich ein Sachverhalt tatsächlich darstellt. Es geht nicht darum, eine Situation so zu deuten, dass sie den eigenen Erwartungen oder Wünschen entspricht. Vielmehr soll gerade einer solchen Interpretation entgegengewirkt werden. Das Überprüfen einer Situation dient zur Korrektur der subjektiven Wahrnehmung. Ein Reality Check ist eine Art kritischer Blick auf uns und auf das, was wir erleben und wahrnehmen.
Bevor also ein Reality Check eines Sachverhalts sinnvoll durchgeführt werden kann, sollte der Blick nach innen gehen. Wie sieht unser Selbstbild aus und wie das Fremdbild? Gibt es Überschneidungen oder unterscheiden sich die Wahrnehmungen? Diese Fragen sind wichtig und müssen geklärt werden. Denn wer sich nicht kennt oder wessen Selbstbild sich möglicherweise radikal von seinem Fremdbild unterscheidet, wird kaum einen wahrhaftigen Reality Check durchführen können. Er wird immer nur das finden, was er sehen möchte. Vor einer Überprüfung einer bestimmten Situation ist es also sinnvoll, in dieser Sache einen Reality Check der eigenen Person durchzuführen.
Reality Check: Bestandsaufnahme der eigenen Wirklichkeit
Es gibt viele Situationen im Leben, die einem die Augen öffnen können, über sich selbst, über andere oder über die Natur der Dinge. Doch geschieht dies normalerweise nicht nur durch das Erleben dieser Situation, sondern durch Reflexion, durch Nachdenken über das eigene Verhalten. Ein Reality Check ermöglicht ein Erkennen und Verstehen darüber, ob die eigene Wahrnehmung den Tatsachen entspricht oder ob sie sich nur innerhalb der eigenen Realität abspielt.
Beispiel: Der Nachbar grüßt nicht. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen: Er ist unhöflich, er kann niemanden leiden, er hat Sorgen und ist mit seinen Gedanken woanders oder er hat schlechte Laune. Ob eine der Erklärungen zutrifft, können wir nicht wissen, ohne der Sache näher auf den Grund zu gehen. Wir könnten den Nachbarn direkt darauf ansprechen. Tun wir das nicht, sind wir vermutlich beleidigt oder finden ihn unsympathisch. Eine direkte Nachfrage könnte allerdings auch ergeben, dass der Nachbar uns tatsächlich nicht mag.
Auch ein solches Ergebnis kann uns die Augen öffnen – über uns. Wir können in uns hineinhorchen, um herauszufinden, weshalb der Nachbar so über uns denkt und wie wir mit dieser Tatsache umgehen. Nun kann eine Bestandsaufnahme der Wirklichkeit durchgeführt werden: Wie sehen unsere Erwartungen aus und können sie tatsächlichen Ereignissen standhalten? Es sind unsere Erwartungen, die uns tagtäglich auf den Boden der Realität zurückholen. Der Reality Check ist ein Augenöffner für uns selbst. Er ermöglicht es uns, uns selbst zu sehen, zu erkennen und zu verstehen.
Reality Check als objektiver Blick
Um einen Sachverhalt verstehen zu können, braucht es einen objektiven Blick darauf. Der ist alles andere als selbstverständlich. Subjektive Perspektiven müssen zunächst bemerkt und anschließend so gut es geht ausgeschlossen werden. Neutral und objektiv eine Sache zu beurteilen, ist eine Kunst, die gelernt sein will. Das kann nur, wer sich selbst einer Realitätsbetrachtung unterzogen und eigene Einblicke in sein Innenleben zugelassen hat.
Wer immer wieder unangenehme Erfahrungen macht, sollte sich selbst einem Reality Check unterziehen. Nur so kann geklärt werden, wie diese Erfahrungen einzuordnen sind und welche Ursachen sie haben. Ein Realitätscheck öffnet einem die Augen, aber nur dann, wenn er konsequent durchgeführt wird. Wer bewusst die Augen vor bestimmten Tatsachen verschließt, wird sich nicht ändern und immer wieder die gleichen unangenehmen Erfahrungen machen.
Ein Reality Check ist gleichbedeutend mit einem Augenöffner, der entweder ganz oder gar nicht funktioniert. Man kann zwar einen Teil der Wirklichkeit anerkennen und gleichzeitig einen anderen Teil ablehnen, aber das Ergebnis kann einem nicht die Augen öffnen. Wer den Teil seiner Wirklichkeit ignoriert, den er nicht kennen will, bleibt auf diesem Auge bewusst blind. Von einem Reality Check kann dann aber keine Rede sein.
Wie kann ein Reality Check aussehen?
Wer etwas über sich erfahren möchte, kann sich selbst einem Reality Check unterziehen. Dazu muss er sich bestimmte Fragen stellen, die ehrlich beantwortet werden müssen. Alles andere wäre keine Überprüfung seines Standpunktes und einer bestimmten Sachlage, sondern lediglich ein Fall von Selbsttäuschung. Die Fragen könnten wie folgt lauten:
- Möchte ich etwas aus dieser Situation lernen?
- Bin ich bereit, mich zu verändern und zu verbessern?
- Was genau hat mich an der Situation geärgert. Was ist der wahre Grund meines Ärgers?
- Wer hat Schuld an meinem Ärger. Bin ich vielleicht selbst schuld und wenn ja, woran liegt es?
- Habe ich mich falsch verhalten oder etwas falsch interpretiert. Kann ich mir meiner Interpretation zu 100 Prozent sicher sein?
- Wie kann ich mich ändern, ohne dass es mir dabei schlecht geht?
Es braucht einiges an Eigeninitiative, um mit sich selbst auf Grundlage eines Reality Checks voranzukommen. Vor allem braucht es eine Wahrnehmungsänderung, die einen auch das Positive an einer unangenehmen Situation erkennen lässt.
Reality Check – was ist real, was ist ein Traum?
Eine interessante Variante des Reality Checks ist die Frage, ob man wach ist oder gerade träumt. Es handelt sich dann um sogenannte Klartraum-Techniken. Ein Klartraum ist ein Traum, der im Schlaf als solcher erkannt wird. Die Klartraum-Techniken beruhen auf der Unterscheidung zwischen logisch und unlogisch bzw. realistisch und unrealistisch. Im Traum ist das „Logikzentrum“ unseres Gehirns inaktiv. Träume kommen deswegen völlig real daher und das Traumgeschehen wirkt normal. Aus diesem Grund müssen Klartraum-Techniken tagsüber im Wachzustand geübt werden. Wer die Techniken beherrscht, kann während des Träumens im Schlaf den Traum als Traum erkennen. Sie ermöglichen es, im Schlaf das Logikzentrum zu aktivieren.
Reality Checks, bei denen es darum geht, einen Traum von der Realität zu unterscheiden, sind im Grunde nichts anderes als Aufmerksamkeitsübungen und haben nur entfernt etwas mit einem Augenöffnen zu tun. Wer sich die Nase zuhält und trotzdem weiteratmen kann, träumt. Wer in die Luft springt und nicht wieder auf dem Boden ankommt, träumt. Diese Art der Reality Checks führen nicht zu mehr Verständnis der Realität, sondern leiten im Gegenteil weiter davon weg. Denn das Ziel von Klarträumern ist, Träume bewusst zu lenken und diese dann so zu erleben, als wären sie real. Das Ergebnis sind dann „fantastische“ Klarträume als Gegenmaßnahme zur „langweiligen“ Wachrealität.
Reality Checks als Augenöffner
Reality Checks sind für Klarträumer Augenöffner in einem speziellen Sinn. Es geht hier nicht um Selbsterkenntnis, sondern um eine Art Bewusstseinserweiterung. Sie „öffnen“ als Klartraum-Techniken die Augen für die Traumwelt. Traumzeichen müssen erkannt, aufgegriffen, weiterverfolgt und kontrolliert werden. Durch permanentes Training entwickeln Klarträumer eine Art Wachbewusstsein im Schlaf und erleben auf diese Weise eine Traumwelt, die die Realität an faszinierenden Möglichkeiten bei Weitem übertrifft.
Ein Reality Check ist ein Augenöffner, der durch das Hinterfragen des eigenen Verhaltens zu neuen Erkenntnissen führt. Dadurch wird ein bewussteres Erleben in der Realität ermöglicht. Für Klarträumer fördern Reality Checks hingegen ein bewussteres Erleben der Traumwelt. Weniger als Augenöffner im eigentlichen Sinne, bei denen es um innere Einsicht geht, sondern vielmehr als Augenöffner für Sachverhalte, die sich in der Traumwelt abspielen.