Was ist Trinkgeld-Nudging? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Trinkgeld-Nudging, Bedeutung, Definition, Erklärung


Als Trinkgeld-Nudging wird das selbstständige Festlegen der Höhe des Trinkgeldes durch Service-Einrichtungen oder -Dienstleister bezeichnet.

In anderen Worten: Trinkgeld-Nudging ist, wenn Orte und Einrichtungen, an denen man Service und Dienstleistungen erfährt, selbst festlegen wie hoch das Trinkgeld ist. (Kein Scherz!)

Das Trinkgeld-Nudging geschieht auf zwei Arten: Die Service-Einrichtungen legen einfach selbst das Trinkgeld fest (Bsp.: 15 Prozent) oder die Dienstleister geben Gästen (in der Regel) drei Auswahlmöglichkeiten für die Höhe des Trinkgeldes, wobei perfider Weise die kleinste Höhe selten Null ist. (Bsp.: 10, 15 oder 20 Prozent)

Vom Trinkgeld-Nudging erhoffen sich Service-Einrichtungen zwei Dinge: 1) Kunden geben überhaupt Trinkgeld, also mehr als null Euro und 2) Kunden geben mehr Trinkgeld als gewöhnlich.

Was ist Trinkgeld-Nudging? Bedeutung, Definition, Erklärung

Die unsägliche und freche Taktik des Trinkgeld-Nudging stammt aus den USA. Dort erhalten Service-Mitarbeiter in Restaurants in der Regel kein festes oder nur ein sehr sehr geringes Gehalt. (Kein Scherz!) Sie leben von den Trinkgeldern. Daher sind sie auf die Trinkgelder angewiesen und natürlich auch an eine gewisse Höhe der Trinkgelder. Die Trinkgeldkultur ist in den USA also eine ganze andere als in Deutschland.

Trinkgeld-Nudging: In den USA und mittlerweile auch in Europa findet meist folgende Situation statt. Beim Bezahlen bekommen Kunden ein iPad vor die Nase gehalten. Auf dem iPad steht, dass sie gebeten werden, Trinkgeld zu geben. Dann haben sie drei Auswahlmöglichkeiten: 10, 15 oder 20 Prozent. Wird nun eins davon gewählt, so wird das Trinkgeld automatisch auf die Gesamtsumme für das Essen draufgerechnet, dann wird bezahlt und das Geld wird (per Karte oder App) abgebucht. Eine Barzahlung findet nicht statt.

In anderen Situationen wird einfach ein festes Trinkgeld auf die Rechnung gebucht. Wer beim Kartenleser oder im Checkout (der App) nicht aufpasst, zahlt das Trinkgeld (oder eine sogenannte „Servicegebühr“) dann mit. (Dieses Praxis ist (noch) nicht illegal in Deutschland. Stand Januar 2024)

Die Orte an denen Trinkgeld-Nudging stattfinden kann, sind unter anderem:

  • Restaurants
  • Cafés
  • Imbisse
  • Bistros
  • Schnellrestaurants
  • Taxis
  • Lieferungen / Lieferanten
  • Friseure

Trinkgeld-Nudging kann praktisch überall stattfinden, wo direkter Kundenkontakt besteht. Leider findet es in Orten mit Selfservice und Selbstbedienung statt.

Was ist Nudging? Erklärung

Die Idee des Nudging ist, dass das Verhalten von Kunden auf (eigentlich) subtile Art und Weise zu Gunsten des Unternehmens beeinflusst werden soll. („To nudge“ bedeutet auf deutsch „anstoßen“, „schubsen“. Kunden sollen also zu bestimmen Handlungen geschubst werden.)

Wenn das Trinkgeld bezahlen freiwillig erfolgt, so müssen Gäste selbst aktiv werden oder sie zahlen gar kein Trinkgeld. Haben Gäste jedoch eine Auswahl vor sich, so können sie sich einfach für eine von drei Optionen entscheiden und schon ist die Sache erledigt.

Ein Beispiel für Nudging: Worauf fällt Ihnen leichter eine Antwort ein?

a. Was willst du heute essen?
b. Willst du heute Nudeln, Brot oder Kartoffeln essen?

Während a. eine offene Frage ist, ist b. eine geschlossene Frage. Bei a. muss man überlegen, bei b. muss man sich einfach eins der drei aussuchen und fertig. Der mentale Aufwand für b. ist einfach geringer.

Kritik am Trinkgeld-Nudging

Trinkgeld war mal freiwillig und sollte Wertschätzung gegenüber der Dienstleistung ausdrücken.

Das Problem am Trinkgeld-Nudging ist, dass Unternehmen mit Trinkgeldern als feste Einnahme rechnen und planen. Sie sind also auf diese Einnahme angewiesen, um Kosten, insbesondere Lohnkosten, zu decken. In anderen Worten: Auf Kunden wird das Zahlen des Gehaltes direkt abgewälzt. Damit hat für Deutschland das Trinkgeld jeden Sinn verloren. (Denn das Trinkgeld sollte auf den Lohn oben draufkommen, nicht Teile des Lohnes ersetzen!)

Ferner noch erzeugt, das Trinkgeld-Nudging, wenn es den Lohn ausgleichen soll, ein moralisches Problem und Dilemma: Gäste bzw. Kunden entscheiden darüber, ob ein Kellner oder Service-Mitarbeiter gut oder schlecht bezahlt wird.

In Restaurants Trinkgeld zu geben, findet der Autor dieses Beitrages normal. Denn hier interagiert ein Kellner oder eine Kellnerin mit mir und ich möchte ggf. Wertschätzung ausdrücken. Es gibt aber mittlerweile auch Berichte, dass für banale Dienstleistungen wie z.B. das Reichen eines Brötchens, einer Flasche Wasser oder eines Kaffees auch Trinkgeld verlangt wird. Den Autor macht das wütend und es führt dazu, dass er nicht mehr gewillt ist überhaupt Trinkgeld zu geben.

Außerdem muss die Frage gestellt werden, ob beim bargeldlosen Zahlen das Trinkgeld überhaupt bei den Mitarbeitern ankommt. Wer hier auf Nummer sicher gehen möchte, bezahlt mit Bargeld.

Was kann man gegen Trinkgeld-Nudging tun?

Sich beim Service-Personal zu beschweren, bringt nichts. Denn das Service-Personal legt dieses Gebaren nicht fest. Inhaber und Unternehmer sind das. Doch die erreicht man nicht.

Eine Möglichkeit wäre online eine Rezension über das Trinkgeld-Nudging abzugeben, um dem eigenen Ärger Luft zu machen. Aber bitte sachlich bleiben!

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

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