Was ist Tipflation? Bedeutung, Erklärung, Definition

Was ist Tipflation, Bedeutung, Erklärung, Definition


Wie mit Trinkgeld (engl. tip) umgegangen wird, ist von Land zu Land unterschiedlich. Während in Deutschland 10 bis 15 % des Rechnungsbetrages als Trinkgeld empfohlen wird und es der Gast freiwillig gibt, wenn er zufrieden war, ist es beispielsweise in den USA üblich, das Trinkgeld direkt auf die Rechnung zu setzen und zu den Kosten des Verzehrs zu addieren.

In Deutschland haben Gäste die Freiheit, mit dem Trinkgeld zu knausern oder es ganz zu verweigern, wenn sie mit dem Service oder der Speise nicht zufrieden waren. Hier gibt es keinen Anspruch auf Trinkgeld, allerdings wird es in den meisten Fällen gewährt. In den USA dagegen setzen die Gastwirte bzw. das Servicepersonal Trinkgelder als selbstverständlich voraus. Hier betrachtet man sie als Teil des Einkommens, denn die Löhne in der Gastronomie sind so niedrig, dass man davon kaum seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

Tipflation ist die Inflation des Trinkgeldes

Nun hat sich in den USA ein neuer Trend herauskristallisiert: die Tipflation, eine Wortschöpfung aus Inflation und Tip beschreibt den Zustand, das Trinkgelder, fast wie selbstverständlich, übertrieben angestiegen sind. Beschäftigte in der Gastronomie setzen das Trinkgeld von vorneherein als festen Betrag mit auf die Rechnung – das können 20 % und mehr sein, denn weniger wird grundsätzlich als schlechtes Trinkgeld angesehen.

In Relation zum geleisteten Service sind die Tips immer seltener gerechtfertigt, denn der lässt immer häufiger sehr zu wünschen übrig. Bereits während der Corona-Pandemie sind die Trinkgelder in den USA kräftig angestiegen. Jetzt (2023) verschärfen Lokale und Gastronomiepersonal ihre Forderungen noch einmal. Sie glauben, ein Anrecht auf hohe Trinkgelder zu haben und beklagen sich massiv, wenn das Trinkgeld ihrer Meinung nach zu niedrig ausfällt.

Da Servicemitarbeiter in den USA ihr Trinkgeld nicht als Belohnung für guten Service, sondern als Teil ihres Gehalts betrachten, glauben sie, immer mehr fordern zu können. Bei Kreditkartenzahlungen ist dieses Verhalten besonders stark ausgeprägt. Der Gast wird gar nicht gefragt, ob er bereit ist, ein Trinkgeld zu zahlen, man gibt ihm stattdessen eine feste Summe vor. Die Gäste werden zu Trinkgeldzahlungen genötigt. Immer mehr fühlen sich übervorteilt und finden die hohen Ansprüche schlicht unverschämt.

Tipflation: Die Trinkgeldkultur in den USA wird zum Ärgernis

Trinkgelder sind in den USA ein erheblicher Anteil des Einkommens von Beschäftigten im Dienstleistungssektor. Umfragen zufolge sind Trinkgelder von Oktober bis Dezember 2022 um 17 % angestiegen (verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres). Das gilt nicht nur für Restaurants, sondern auch für Imbissketten, die aufgrund ihrer Konzeption von vorneherein weniger Service und Qualität bieten.

Mittlerweile setzen Restaurantketten sogar bei Selbstabholern Trinkgelder auf die Rechnung. Auch an Supermarktkassen, bei denen Kunden die Ware selbst scannen, werden neuerdings Trinkgelder auf die Rechnung gesetzt. Die Tipflation greift dermaßen um sich, dass sogar Hotels Trinkgeldpauschalen verlangen. Dier könne durchaus bei 30 US-Dollar pro Nacht liegen.

Fazit: Tipflation

In den USA hat sich mittlerweile ein Trinkgeldzwang entwickelt, der zu immer mehr Unmut unter der Kundschaft führt. Nach wie vor besteht keine Einigkeit darüber, wann und vor allem wieviel Trinkgeld gegeben werden soll. Infolge der Corona-Pandemie und des Ukrainer-Krieges müssen immer mehr Beschäftigte in der Dienstleistungsbranche mit Gehaltseinbußen rechnen. So wird auch in Europa der Ruf nach höheren Trinkgelder immer lauter. Doch Kunden einen indirekten Zwang aufzuerlegen, ist zutiefst unseriös.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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