Surströmming ist fermentierter Fisch aus der Dose.
Für Schweden ist die Fischspezialität ein kulinarisches und zugleich kulturelles Erlebnis. In Deutsch übersetzt bedeutet Surströmming so viel wie saurer Hering.
Die Geschichte von Surströmming
Ein Rückblick in die Geschichte trägt dazu bei, skandinavische Essgewohnheiten besser verstehen zu können: Nach der kurzen Sommer- bzw. Erntezeit war früher für die Menschen im Norden eine eigene Vorratshaltung absolut lebensnotwendig. Da Fisch als tierisches Produkt in ausreichender Menge zur Verfügung stand, suchten die Skandinavier ständig nach innovativen Konservierungs- bzw. Haltbarkeitsmethoden. Die ältesten archäologischen Funde der Fischgärung bzw. Fermentation sind übrigens rund 9200 Jahre alt und stammen aus Südschweden. So richtig bekannt wurde der Surströmming ab den 19. Jahrhundert mit der Erfindung der Konserve. Die schwedische Insel Norra Ulvön wurde damals zum wichtigsten Produktionsstandort. Neben Fässern werden dort jährlich rund 1,3 Millionen Büchsen von dem schwedischen Kultfisch produziert und vermarktet.
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Sürströmming: Die Produktion
Im Frühjahr werden vorwiegend vor der Ostseeküste von Mittelschweden ausgewachsene und laichreife Heringe gefangen. Danach wird der Fang in nahe gelegene Fischfabriken zu weiteren Verarbeitung geliefert. Dort werden die Heringe gründlich gesäubert und anschließend in eine hoch konzentrierte Salzlake eingelegt. Nach einem Tag kommt der Fisch für mindestens acht Wochen in eine deutlich schwächere Salzlösung.
Ab diesem Zeitpunkt startet die Fermentation: Bei diesem mikrobiologischen Prozess entwickeln sich beispielsweise Aminosäuren, Peptide und andere Stoffe, die unter anderem die Bakterienvermehrung stoppen, Proteine zersetzen und Geschmacksstoffe veredeln. Anschließend werden die Heringe in Konserven verpackt, wo sich der Fermentationsprozess fortsetzt. Traditionell ist am dritten Donnerstag im August der Reifungsprozess abgeschlossen und die traditionelle Surströmming-Saison wird eröffnet.
Sürströmming: Der Gesundheitsnutzen der Fermentation
Die Fermentation ist eine uralte Methode der Haltbarmachung und überzeugt durch unzählige gesundheitliche Vorteile: Insgesamt hat fermentierter Fisch einen positiven Effekt auf den gesamten menschlichen Organismus. Fermentierte Produkte beugen Allergien vor, stärken das Immunsystem, regen die Verdauung an und wirken präventiv gegen bestimmte Krankheiten. Zudem enthält die gesunde Fischspezialität Surströmming null Prozent Kohlenhydrate, durchschnittlich 36 Prozent Fette und etwa 64 Prozent Protein.
Sürströmming: Aufbewahrung, Dosenöffnen, Vorbereitung
Aufgrund der gewünschten Nachgärung entsteht in den Dosen ein Innendruck und der Deckel wölbt sich nach außen. Deshalb vor dem Öffnen die Fischbüchse auf Eis legen oder im Kühlschrank auf 4 bis 8 Grad Celsius runterkühlen. Anschließend die Dose schräg halten und vorsichtig mit dem Büchsenöffner ein Loch in den Deckel stechen. Danach die Fischbüchse auf einen Teller legen und behutsam öffnen. Nun Heringe hinausnehmen und aufschneiden, die Gräte entfernen und das Filet von der Haut lösen.
Sürströmming: Draußen essen, Schwangerschaft
Aufgrund des intensiven Geruches ist es empfehlenswert, die Fischdosen grundsätzlich in Außenbereichen zu öffnen. Einige Vermieter in Schweden haben das Öffnen einer Dose Sürströmming im Wohnungsbereich als Kündigungsgrund durchgesetzt. Denn der Geruch zieht in alle Wände.
Wer Sürströmming allein isst, aber mit Partner oder Familie reist, sollte sich auf ein bis zwei Nächte auf der Couch einstellen. Denn der Sürströmming-Geruch hält sich ein bis zwei Tage und ist über den Atem sehr gut riechbar.
In Schweden gilt eine sehr wichtige Sürströmming-Regel: Sürströmming darf nicht in der Nähe von Schwangeren geöffnet oder gegessen werden. Der beißende Gestank kann negative Einflüsse auf die Schwangerschaft haben.
Sürströmming: So wird das Nationalgericht serviert
Fast jede Familie hat ein eigenes Ritual und es gibt verschiedene Zubereitungsarten. Beliebt ist die Klämma (Eingeklemmtes). Dafür schwedisches Tunnbröd mit Saurer Sahne bestreichen und Västerbottenost (Käse) darauf verteilen. Jetzt fein dosiert das Brot mit Hering, roten Zwiebelringen, Tomatenscheiben und Dill belegen. Eine weitere Scheibe Tunnbröd zum Abschluss als Deckel auf das Ganze legen. Nun reinbeißen und das Kultgericht mit Bier, Milch oder hochprozentigen Schnaps genießen.
Sürströmming: Das besondere Geschmackserlebnis
Die Fermentation wirkt wie ein natürlicher Geschmacksverstärker. Die Aromen sind leicht säuerlich, der Fisch hat eine salzige Note und der Duft ist speziell. Anfängern wird empfohlen, die fermentierten Heringsfilets in kleiner Dosis zu konsumieren und sich langsam an den intensiven Eigengeschmack zu gewöhnen.
Für Skandinavier ist der fermentierte Dosenfisch eine echte Delikatesse und überall finden jährliche Surströmming-Feste statt.
Um den Surströmming ranken sich viele Geschichten, doch Skeptiker sollten akzeptieren, dass die Geschmäcker der Menschen zum Glück verschieden sind. Übrigens sind Sauerkraut, Sojasoße, Kimchi und viele andere Lebensmittel auch fermentiert – und niemand macht sich darüber lustig!