Was ist Green Finance? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Green Finance, Bedeutung, Definition, Erklärung


Green Finance bedeutet die Investition in umweltfreundliche Geschäftsmodelle. Mit dieser Strategie übernehmen Banken und andere Bereiche des Finanzsektors sowie Anleger Verantwortung für eine Wirtschaft, welche die Umwelt schont und damit dem Klimawandel entgegenwirkt. Neben der Geldanlage in nachhaltige und klimafreundliche Projekte werden bestehende Finanzprodukte auf ihre Klimarisiken überprüft. Dies kann zu Neubewertungen führen, die eigentlich zu schärferen Bewertungsstandards führen sollten. Doch dem ist nicht immer so. Ein bemerkenswerter Auswuchs der vermeintlich positiven Green Finance ist die Deklaration der Atomkraft als grüne Energie durch die EU-Kommission Anfang 2022. Dies hat Auswirkungen auf den Sektor der Green Finance: Investoren in europäische Atomkraftwerke können künftig behaupten, ihr Geld in eine umweltfreundliche Technologie zu leiten, was sogar zu Förderungen auf europäischer Ebene führen könnte. Einige Staaten wie Deutschland sehen das sehr kritisch.

Welche Bedeutung hat Green Finance?

Anleger am Kapitalmarkt wünschen Rendite, doch sie wollen auch mehrheitlich das Klima schonen. Dies gelingt nur, wenn in umweltfreundliche Projekte wie die erneuerbaren Energien so viel Geld fließt, dass sie zu einem rentablen Niveau entwickelt werden können. Dass dies funktioniert, beweist das deutsche EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz), das weltweit Nachahmer gefunden hat: Die Subvention von erneuerbaren Energien über die Einspeisevergütung hat in der Tat dazu geführt, dass die betreffenden Anlagen seit den 1990er-Jahren immer rentabler wurden und heute beispielsweise Solarenergie auf dem eigenen Dach schon zu echter energetischer Rentabilität führt – selbst ohne Einspeisevergütung. Zwar wird der Sektor immer noch gefördert, sämtliche Stromkunden tragen die betreffende Subvention über die EEG-Umlage mit. Auch Steuergelder fließen in die Förderung der erneuerbaren Energien. Doch sie sind auf dem besten Weg, konventionelle Energieträger ablösen zu können, ohne dabei exorbitante Mehrkosten zu verursachen. Dies gelang nur durch Investitionen. Sie wurden bislang überwiegend staatlich gelenkt. Green Finance bedeutet nun, dass sich private Investoren in so einem Sektor engagieren. Auf diese Weise leistet die Finanzwirtschaft einen essenziellen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz.

Welche Rolle spielen die Anleger bei der Green Finance?

In Green Finance investieren sowohl sehr langfristig orientierte Fonds mit großem Finanzvolumen als auch Kleinanleger. Die großen Fonds spielen zweifellos rein finanztechnisch die Hauptrolle. Kleinanleger können aber gezielt in solche grünen Fonds investieren, nur müssen sie sich die Fondsstruktur genau anschauen. Die vermeintliche Green Finance so eines Fonds kann manchmal eine Mogelpackung sein, weil das Geld auch in konventionelle Energieprojekte fließt. Das wären beispielsweise Gaskraftwerke, die zwar nicht ganz so umweltschädlich sind wie Kohlekraftwerke, aber eindeutig nicht zur grünen Technologie zählen. Manchmal investiert ein vermeintlich „grüner“ Fonds zwar auch in Windräder, Wasserkraftwerke sowie Solar- und Biomasseanlagen, aber eben teilweise auch in Gaskraftwerke. Selbst die Investition in Wasserkraftwerke ist nicht immer unumstritten, weil in manchen Weltregionen für ihren Bau Landschaften zerstört werden. Kleinanleger haben Mühe, diese ganzen Hintergründe zu durchschauen. Doch auch auf ihr Kapital kommt es in der Masse an. Daher benötigt Green Finance vor allem Transparenz und informierte Anleger.

Welche Finanzinstrumente gehören zur Green Finance?

Um in umweltfreundliche Technologien zu investieren und klimarelevante Risiken bei gleichzeitiger finanzieller Stabilität auszugleichen, benötigt die Green Finance verschiedene Finanzinstrumente. Es gehören dazu:

  • Fonds für die Investition in klimafreundliche oder nicht klimaschädliche Technologien
  • Absicherungsinstrumente wie Katastrophenanleihen und indexierte Versicherungen für die Absicherung gegen zunehmende Naturkatastrophenrisiken
  • grüne Aktienindizes und Anleihen
  • freiwillige Entkarbonisierungsinitiativen

Wichtig zu wissen: Green Finance investiert nicht ausschließlich in Energieerzeuger. Die Investition in nicht klimaschädliche Technologien kann bedeuten, dass ein E-Auto-Hersteller durch Investitionen gefördert wird – in der Hoffnung, dass er mit diesen Investitionen in die Gewinnzone gelangt und damit den Anlegern eine Rendite beschert.

Ist Green Finance mit geringeren Renditen verbunden?

Nein, nicht automatisch. Die Anleger benötigen aber manchmal einen längeren Anlagehorizont. Zudem gelingt nicht jedes innovative Projekt, das auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit zielt. Doch das ist auch in anderen Bereichen so. Wer Geld anlegt, geht damit immer ein gewisses Risiko ein. Es gibt aber im Bereich der Green Finance schon Projekte (Wind- und Solarparks), die jährliche Renditen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich erwirtschaften. Mehr schaffen die meisten konventionellen Finanzanlagen auch nicht.

Welche Rolle spielen Staaten bzw. Regulierungsbehörden für die Green Finance?

Wie die oben genannte Beispiele der neuerdings „grünen“ Atomkraft in Europa, aber auch der EEG-Förderung zeigen, spielen Regierungen, Institutionen und Behörden eine bedeutende Rolle für die Green Finance. Sie schaffen Rahmenbedingungen und lenken direkt Förderungen in umweltfreundliche Sektoren, wobei diese Lenkung in Einzelfällen wie der zitierten grünen Atomkraft umstritten sein kann. Größtenteils gelingt sie aber. Das ist auch wichtig, denn Green Finance benötigt Förderungen sowie Offenlegungs- und Klassifizierungsstandards, um die Klimarisiken einzelner Technologien bewerten zu können. Nur so können Finanzinstitute und Investoren wirklich ihr Geld gezielt in grüne Technologien lenken. Diese Bewertung unterliegt einem ständigen Wandel. Bekanntlich ist auch die Klimafreundlichkeit von Elektroautos nicht unumstritten, weil für die Herstellung ihrer Batterien bestimmte Rohstoffe unter umweltfeindlichen Bedingungen abgebaut werden. Auch stellt sich immer die Frage, woher der Strom für den Betrieb kommt: Wenn ihn ein Kohlekraftwerk produziert, ist dies wenig klimafreundlich. Der Teufel steckt hier im Detail. Pauschal lässt sich sagen, dass ein Elektroauto umweltfreundlich ist, wenn es a) lange genug fährt (mindestens 80.000, besser 100.000 km) und seinen Strom aus erneuerbaren Energien bezieht. Regierungen und Behörden müssen nun mit der erforderlichen technischen Expertise hierfür entsprechende Rahmenbedingungen vorgeben. Diese betreffen beispielsweise auch die Förderung der Elektromobilität über den Umweltbonus, die mit Stand 2022 in Deutschland noch gigantische Ausmaße hat, während beispielsweise in Skandinavien mehr Elektroautos mit weniger Anschaffungsprämien fahren.

Akteure der Green Finance

Die Green Finance hat viele Akteure:

  • Fonds
  • Kleinanleger
  • nationale Banken
  • Zentralbanken
  • Finanzdienstleister
  • IWF
  • Normungsgremien
  • Unternehmen mit ihren Forschungsabteilungen
  • Staaten
  • Regulierungsbehörden
  • internationale Organisationen
  • Verbraucher (privat, Industrie, Gewerbe)

Die Verbraucher spielen eine bedeutende Rolle. Wer sein Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien bezieht, bezahlt im Jahr 2022 hierfür (in Europa) immer noch etwas mehr als für konventionellen Strom. Dass Verbraucher sich bewusst dafür entscheiden, lässt wiederum Mittel in die Green Finance fließen. Neben dem Energie- spielt übrigens auch der Wasserverbrauch eine bedeutende Rolle.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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