Der Ausdruck butschern oder butschern gehen stammt aus dem niederdeutschen Sprachgebrauch. Das hochdeutsche Pendant steht für nach draußen gehen oder etwas zu unternehmen. Butschern gehen kann den negativen Anklang von Herumlungern und Stromern haben. Die Intention hinter dem Butschern ist keine zielgerichtete Handlung mit einer Erwartung. Ein Butscher lässt sich Treiben und nimmt die Dinge, wie sie passieren. Butschern ist ein Verb, das gleichbedeutend mit herumbutschern verwendet werden kann.
Butschern: Ursprung, Wortherkunft
Der Begriff stammt aus dem norddeutschen Raum. Abgeleitet wurde das Verb von der plattdeutschen Bezeichnung für einen kleinen Jungen. In der Region um Bremen und Bremerhaven wurden Jungen als Butscher bezeichnet. Es gibt zusätzlich die gleichbedeutenden Ausdrücke Butjer und Buttscher, die besonders in Mecklenburg-Vorpommern verbreitet sind. Der Ausdruck hat sich als Koseform für Jungs entwickelt, die sich durch eine besondere Raffinesse ausgezeichnet haben. Sie waren das, was das Plattdeutsche als plietsch bezeichnet. Pfiffige Jungs mit Selbstbewusstsein und einem Maß an Cleverness. Die ursprüngliche Bedeutung für einen Butscher schließt das Stromern und Herumtreiben ein. Butscher hielten sich gern in der Nähe von Häfen auf. Das Hafenmilieu war immer ein Versprechen auf Abenteuer und besondere Erlebnisse. Dies erklärt den Bezug zum norddeutschen Sprachraum. Die jungen Herumtreiber sind ohne Ziel unterwegs und diese Ziellosigkeit ist bis heute Teil der Bedeutung.
Im Duden wird die Bezeichnung Butscher als Straßenjunge geführt. Ein Begriff, der Interpretationsbedarf weckt. Als Jungs noch Butscher genannt wurden, haben sich Kinder viel auf der Straße aufgehalten. Die schulische Versorgung war noch nicht kontinuierlich und nicht jeder Gesellschaftsschicht zugänglich. Das Zuhause war eine Unterkunft mit einem Platz zum Schlafen und nicht der Ort, an dem Kinder sich den ganzen Tag aufgehalten haben. Besonders in den Nachkriegszeiten waren Kinder in dem Viertel des Wohnortes unterwegs. Die Anbindung an das Elternhaus hat sich von heutigen gesellschaftlichen Vorstellungen stark unterschieden. Der Ausdruck Straßenjunge hatte in der damaligen Zeit eine andere Bedeutung, als die heutige Assoziation erzeugt.
Butschern: Vom Streunern und Strolchen zum draußen Spielen
Die Lebendigkeit der Sprache wirkt auf Sprachen, die im Alltag nur eine geringen Anteil einnehmen. Das Plattdeutsch in Norddeutschland hat viele Unterstützter und einige Ausdrücke werden bis heute regelmäßig verwendet. Butschern zählt zu den gebräuchlichsten Wörtern und erfreut sich großer Beliebtheit. Zahlreiche Organisationen haben sich dem Schutz der Niederdeutschen Sprache gewidmet und rufen jährlich zur Wahl des beliebtesten plattdeutschen Wortes auf. Im Jahr 2021 wurde der Ausdruck butschern zum Sieger gekürt. Dies ist ein Zeichen für die Präsenz des Wortes im Alltag.
Butschern hat nach wie vor einen Bezug zu Kindern. Butschern gehen Kinder, die draußen spielen gehen. Das kann im Garten, im Wald oder irgendwo dort sein, wo Kindern nach einer Beschäftigung suchen, die ihnen zufällig begegnet. Gern wird das Spielen mit Pfützen und Matsch in Verbindung gebracht. Der Kern von Freiheit und Selbstständigkeit, vielleicht ein wenig Eigensinn dahinter, wenn Kinder heute butschern gehen. In jüngster Zeit hat sich der Begriff ausgeht und es gibt Butscherhosen und ähnliche Kleidungsstücke, die auf die moderne Abenteuersuche ausgerichtet sind.
Zum Einkaufen butschern gehen
Eine Einkaufbummel zu machen ist die elegante Ausdrucksweise, sich von den Angeboten inspirieren zu lassen und bei Gefallen etwas zu kaufen. Im norddeutschen Raum wird für dieses Beschäftigung auch das Wort butschern gehen verwendet. Es beschriebt das ziellose Losgehen und sich treiben lassen auf der Suche nach etwas, das man selbst noch nicht kennt. So butschern Norddeutsche über Flohmärkte und durch Geschäfte. Ausgedehnt wird der Begriff zusätzlich auf Unternehmungen, die in ein Café oder Ähnliches führen. Nicht zu verwechseln ist das Butschern mit dem Ausdruck auf den Swutsch gehen, denn dieser beschreibt ganz gezielt den Spaß, das Amüsieren und das abendliche Ausgehen.
Stromernde Haustiere
Haustiere und deren frei lebenden Artgenossen sind lassen sich ebenfalls beim Stromern beobachten. Folglich wird das Butschern auch auf Hunde und Katzen angewendet, die eine Entdeckungstour unternehmen. Besonders Besitzer von Freigänger-Katzen kennen das Verhalten, wenn das Tier für einige Tage nicht nach Hause kommt und vermutlich lediglich durch die Gegend gezogen ist.