Der Begriff „Gold Plating“ stammt aus dem Englischen und leitet sich von „Gold plated“ ab. Übersetzt bedeutet es „Vergoldung“. Obwohl Gold Plating auf den ersten Blick positiv klingt, ist die Bezeichnung negativ behaftet. Gold Plating beschreibt die Übererfüllung einer vereinbarten Dienstleistung. Im Zeitmanagement ist die Rede von „über einen Zeitpunkt hinaus zu arbeiten, an dem der Gewinn sinkt“. In vielen Fällen lässt sich Gold Plating mit der Phrase „Gut gemeint, aber schlecht gemacht“ übersetzen.
Gold Plating – ein Beispiel
Ein Entwickler arbeitet an der Finalisierung eines Produkts. Bei der Fertigstellung sind alle Anforderung an das Produkt erfüllt. Trotzdem entscheidet sich der Entwickler, weitere Verbesserungen vorzunehmen. Er ist in der Annahme befangen, dass der Kunde sich über nicht vereinbarte Zusatzfunktionen freuen müsste. Bedauerlicherweise ist der Kunde von dem Produkt enttäuscht und partiell verärgert. Der Mehraufwand des Entwicklers war vollkommen umsonst. Obendrein verliert sein Unternehmen sowohl den Auftrag als auch den Kunden.
Gold Plating vermeiden und Risiken minimieren
Prinzipiell können nicht geplante und zusätzliche Features einen Mehrwert generieren. Gleichzeitig stellt jede außerplanmäßige Zusatzfunktion eine neue Risikoquelle dar. Zusätzliche Dokumentationen, Kosten, Tests und Zeitpläne sind notwendig, um die Sicherheit und Funktionalität des Produkts zu garantieren. Im schlimmsten Fall lehnt der Kunde die Zusatzleistungen ab und annulliert den Vertrag.
Der PMBOK-Guide (A Guide to the Project Management Body of Knowledge) und die britische Projektmanagement-Methode PRINCE2 stuften Gold Plating bereits als schlechte Projektmanagerpraxis ein. Die nicht vereinbarte Praxis verstößt zudem gegen ein Prüfungskriterium der Qualitätssicherung. In dem Fall ist die Rede von „Abwesenheit (vom Kunden) nicht spezifizierter Funktionalitäten“.
Gold Plating gilt es grundsätzlich zu vermeiden. Es bedeutet aber nicht, dass Verbesserungen und Zusatzfunktionen nicht erwünscht sind. Diese sollten jedoch im Vorfeld mit dem Kunden besprochen werden. Ferner müssen sie dem offiziellen Änderungsverfahren entsprechen. Die Auswirkungen der Veränderungen gilt es exakt zu kalkulieren und in allen Bereichen des Projekts zu berücksichtigen.
Gold Plating bei Lieferungen
Auch eine Lieferung lässt sich im übertragenem Sinn unnötig vergolden. Exemplarisch hierfür sind Lieferanten, die ihren Kunden mehr liefern, als vereinbart war. Obwohl der Lieferant mit der Übererfüllung etwas Positives bezwecken möchte, können daraus für den Empfänger Probleme entstehen. Möglicherweise hat er nicht ausreichend Platz für die zusätzliche Lieferung oder muss diese anschließend entsorgen.
Gold Plating und Overengineering
Der Begriff „Overengineering“ behandelt eine ähnliche Thematik wie Gold Plating. Hier steht ebenfalls die Überoptimierung eines Produkts oder einer Dienstleistung im Vordergrund. Ziel ist es, dem Kunden durch Mehraufwand eine höhere Qualität anzubieten, als vereinbart war. Zum Ärger des Kunden ist Overengineering meist mit zusätzlichen Kosten verbunden. Außerdem erhöht es die Fehlerwahrscheinlichkeit bei der Produktion.
Gold Plating in der Politik
In der Politik bezeichnet Gold Plating eine Form der Überregulierung. Ursächlich sind einzelne Mitgliedstaaten, die mit einer Übererfüllung von EU-Richtlinien die nationale Rechtsordnung und Volkswirtschaft belasten.
Gold Plating – Ursachen
Häufig führt ein übertriebener Perfektionismus zum Gold Plating. Auch fehlende Kenntnisse über die Kundenbedürfnisse spielen eine essenzielle Rolle. Der Wert eines Produkts ergibt sich durch Kundenbewertungen. Beim Gold Plating sowie beim Overengineering werden die Kunden nicht gefragt und vor vollendete Tatsachen gestellt. Zudem ist Gold Plating mit längeren Lieferzeiten verbunden. Das bietet der Konkurrenz die Chance, ein Produkt mit weniger Leistungsmerkmalen auf den Markt zu bringen, das den Wünschen des Kunden entspricht.