Was ist eine Impfprämie? Vorteile, Nachteile, Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist eine Impfprämie, Vorteile, Nachteile, Bedeutung, Definition, Erklärung


Mit einer Impfprämie sollen Bürgerinnen und Bürger motiviert werden, sich gegen Corona impfen zu lassen. Das Modell gibt es zumindest im Ausland schon seit2021, in Deutschland setzt es sich nur langsam und meistens durch privatwirtschaftliche Initiativen durch. Die Impfprämie kann direkt in Geld gezahlt werden, doch auch andere Anreize sind möglich: Bundesweite Schlagzeilen machten 2021 Gemeinden in Thüringen, die den Impfwilligen nach dem Pieks eine kostenlose Bratwurst spendierten.

Warum kommt die Diskussion um eine Impfprämie auf?

Dass eine Schutzimpfung die Folgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 am besten auffängt oder diese Infektion gleich ganz verhindert, gilt zumindest in der Wissenschaft als unstrittig. Die Impfung mag aber nicht jeder, es gibt bekanntlich erklärte Gegner dieser Vorsichtsmaßnahme. Eine Impfpflicht, über die der deutsche Bundestag am 26. Januar 2022 erstmals debattierte und die in Österreich inzwischen beschlossen wurde, dürfte allerdings zur Radikalisierung einiger Impfgegner führen. Da radikale Strömungen auch immer einen Teil der eigentlich unentschlossenen Bevölkerung beeinflussen, wie an den Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen zu erkennen ist, wäre eine Impfprämie ein sanftes Motivationsmittel, um diese große Menge der Unentschlossenen zur Impfung zu bewegen. Die Privatwirtschaft hat das schon längst erkannt: In den USA boten schon im Frühjahr 2021 einige große Unternehmen ihren Beschäftigten Impfprämien an, gleich nachdem es erste Impfstoffe gab. Viele deutsche Unternehmen folgen inzwischen diesem Weg. Ihre Motivation ist vollkommen klar: Sie brauchen geimpfte Mitarbeitende, wenn ihre Produktion weiterlaufen soll.

Impfprämie: Beispiele aus Deutschland

Gerade in den Bundesländern Sachsen und Thüringen, in denen die Impfquote deutschlandweit am niedrigsten ist, preschen Firmen mit einer Impfprämie für ihre Beschäftigten vor. Sie lassen sich von Forschungsdaten leiten, welche die Motivation durch die Prämie belegen. Der Unternehmerverband Sachsen begrüßt das Modell grundsätzlich, verweist aber darauf, dass sich dieses weder alle Firmen noch alle Branchen leisten können. Hinter dieser Aussage stecken handfeste Zahlen: So zahlt die Böttcher AG aus Thüringen (Büroversand) jedem Mitarbeiter 5.000 Euro Prämie für die Impfung. Das ist eine enorme Summe, die in der Tat nur wenige Unternehmen stemmen können.

Böttcher-Vorstand Danilo Frasiak kann die Entscheidung aber begründen, die kurz vor dem Weihnachtsgeschäft 2021 getroffen wurde: Im Versandhandel (wie auch in anderen Handelsbereichen) ist der Dezember mit Abstand der stärkste Monat des Jahres. Die Böttcher AG konnte sich keine Ausfälle durch Coronaerkrankungen oder Quarantänemaßnahmen leisten. Die Prämie rechnete sich für das Unternehmen. Dieses steuerte damit auch den extrem hohen Inzidenzen in Thüringen und Sachsen entgegen. Frasiak führt aber noch weitere Gründe außerhalb der reinen Ökonomie für die Impfprämie an. Man habe, so der Manager, die Belegschaft zur Auseinandersetzung mit dem Impfthema bewegen wollen.

Der positive Anreiz einer hohen Prämie habe dabei als echter Motivationsbooster gewirkt. Frasiak spricht damit die beiden Seiten des Bonus-Malus-Systems via Geld an: Dem Bonus der Impfprämie würde nämlich bei der Einführung einer Impfpflicht als Malus die Geldbuße bei der Impfverweigerung gegenüberstehen. Wirtschaftsvertreter setzen ganz eindeutig auf den Bonus, also die Impfprämie. Sie wissen, wie man Menschen am besten motiviert. Hier einige Zahlen dazu:

  • Die 5.000 Euro bekommen die Beschäftigten der Böttcher AG nach der Zweitimpfung, und zwar auch, wenn sie diese schon vor dem Beginn der Prämienaktion bekommen hatten. Auch das ist wichtig bei einer Impfprämie. Sie muss gerecht ausgeschüttet werden.
  • Das Unternehmen bezahlte für seine Großzügigkeit drei Millionen Euro.
  • Es freut sich über eine Impfquote von 100 % in den meisten Abteilungen.
  • Niedriger als 80 % (eher: ~90 %) lag sie Anfang Januar 2022 in keinem Bereich des Unternehmens.
  • Zum Vergleich: Die deutschlandweite Quote der zweimal Geimpften lag am 26. Januar 2022 bei 73,6 %.
  • Seit Mitte Dezember 2021 gab es nur noch einen einzigen Infektionsfall bei der Thüringer Böttcher AG.

Die Belegschaft habe durchweg positiv auf das Prämienangebot reagiert, auch wenn es nicht ausnahmslos von allen Mitarbeitenden angenommen wurde, so Frasiak. Es wurde auch niemand benachteiligt, der sich nicht impfen lassen wollte.

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Impfprämie

Solche Modelle gibt es in der Privatwirtschaft weltweit, die Forschung hat sich seit März 2021 (erste Impfprämien durch US-Unternehmen) damit befasst. Das Ergebnis der Untersuchungen ist eindeutig: Die Impfquote steigt direkt proportional zur Höhe der Impfprämie. Der Geldwert der Prämie darf hierfür aber nicht zu niedrig liegen.

Im Sommer 2021 ermittelte das KIT (Karlsruher Institut für Technologie) eine Mindestprämie von 100 Euro, um einen nennenswerten Effekt zu erzielen. Prof. Nora Szech vom KIT verweist darauf, dass die Impfprämie die Zeit für die Impfung kompensiere. Es gibt aber auch gegenteilige Meinungen aus der Wissenschaft. Der Doktorand Philipp Sprengholz von der Universität Erfurt führte im Sommer 2021 eine Studie durch, bei der er den Testpersonen zwischen 25 und 200 Euro nach der Impfung zahlte. Laut seinen Untersuchungen konnte er die Impfbereitschaft damit nicht steigern.

Durch Befragungen will er ermittelt haben, dass die Prämie mindestens 1.000 Euro betragen muss, um die Impfbereitschaft um wenige Prozentpunkte zu steigern. Dem widerspricht wiederum Prof. Szech, die auf US-Studien verweist. Schon ab 100 Euro steige demnach deutlich die Impfbereitschaft, und zwar bei 80 % aller Studienteilnehmer*innen. Ab 500 Euro waren es 90 %. Es gebe aber auch einen gegenteiligen Effekt durch die Prämie, so die Forscherin. Bei Prämien bis 20 Euro ließe die Impfbereitschaft nach. Prof. Szech verweist gleichzeitig auf den ökonomischen Wert einer Impfung, der sich durch ausbleibende Schäden infolge einer Coronainfektion oder einen schweren Krankheitsverlauf auf ~1.500 Euro pro geimpfter Person schätzen lasse. Gleichzeitig weisen jüngere Untersuchungen darauf hin, dass die Prämie nicht alternativlos ist.

Neben einer Strafzahlung nach Einführung einer allgemeinen Impfpflicht sind auch Zwischenlösungen möglich. So setzt der Hartmannsdorfer Kommunikationsdienstleister Komsa AG auf durchgängige, sehr leicht zugängliche Testungen und freiwillige Impfangebote. Die Impfprämie ist dem sächsischen Unternehmen zu teuer, zudem möchte es seine Mitarbeitenden weder positiv noch negativ auf die Impfung hin motivieren. Die Entscheidung solle der einzelne Mitarbeiter selbst treffen, so die Firmenleitung. Wie viele deutsche Unternehmen inzwischen Impfprämien zahlen (und in welcher Höhe), ist mit Stand Ende Januar 2022 noch nicht bekannt. Aus Befragungen von Journalisten, die allerdings kein statistisch exaktes Datenbild ergeben, geht hervor, dass in vielen Firmen eine Impfprämie von rund 100 bis 500 Euro gezahlt wird.

Impfprämie in Österreich

Die österreichische Bundesregierung will Impfprämien an Gemeinden nach dem Stand der Impfquote ausschütten, deren Höhe allerdings mit Stand 27. Januar 2022 noch nicht bekannt ist. Außerdem wurde eine Impflotterie aufgelegt. Jede geimpfte Person nimmt daran automatisch teil und kann also das große Los ziehen. Hinter der Aktion stehen die ÖVP, vertreten durch den Bundeskanzler Karl Nehammer, die Grünen, die mit Werner Kogler den Vizekanzler stellen, und auch die SPÖ, deren Chefin Pamela Rendi-Wagner an der Ausarbeitung des Prämienmodells beteiligt war. Gemeinden, die eine Impfquote von 80, 85 und 90 % erreichen, profitieren abgestuft mit immer höheren Prämien vom „Anreiz- und Belohnungspaket“. Darauf reagierten viele Gemeindevorstände äußerst positiv.

In Eisenerz etwa (Bezirk Leoben) zeigte man sich überrascht und erfreut. Die Impfquote liegt dort schon über 80 %, sodass das Extrageld der Gemeinde ohne weitere Anstrengung in den Schoß fällt. Der Bürgermeister Thomas Rauninger (ÖVP) will mit dem Geldsegen seine Stadt neu belegen, in der aktuell viele Häuser leerstehen. Der Tourismus soll eine Finanzspritze erhalten, aber auch die Kinderbetreuung wird die Kommune verbessern.

Es gibt allerdings auch kritische Stimmen, so aus der Nachbargemeinde Vordernberg, wo der Bürgermeister Walter Hubner (SPÖ) den Bonus als „irritierend“ bezeichnete. Er empfindet den Anreiz eher als Bürde, weil die Motivationsarbeit nun den Gemeinden zugeschoben würde. In Österreich diskutiert man ebenso wie in Deutschland über ein generelles Versagen der Bundesregierung in der Coronapandemie. Hubner verweist daneben auf ein praktisch-technisches Problem: Man müsse darüber reden, welche Personen in die Quote hineingerechnet würden. Im hiesigen Anhaltezentrum (Abschiebegefängnis für abgelehnte Asylbewerber) säßen derzeit 130 Schubhäftlinge, von denen nicht einmal eine Handvoll geimpft seien, so der Lokalpolitiker. Dies würde ihm ungerechterweise die Impfquote drücken. Ohne die Schubhäftlinge hätte sein Ort eine Impfquote von bis zu 84 %.

Impfprämien in den USA schon seit 2021

In den USA schütteten Unternehmen wie erwähnt schon seit März 2021 Impfprämien aus. Sie gingen dabei unterschiedlich vor. Prämien waren:

  • Geld
  • Freibier
  • Donuts
  • Gratis-Substanzen-Zigaretten in Bundesstaaten, in denen Cannabis legal ist

Zu den Firmen zählten auch damals schon die deutschen Discounter Aldi und Lidl, die in den USA viele Filialen unterhalten. Ihren US-Angestellten zahlten und zahlen sie Prämien für die Impfung (Aldi durchschnittlich zwei Stundenlöhne und Sonderkosten, Lidl bis 200 Dollar), in Deutschland sind sie bis heute nicht so großzügig, auch wenn sie mit diversen Maßnahmen die Impfbereitschaft ihrer Beschäftigten unterstützen, so etwa über die eigenen Betriebsärzte und bezahlte Freistellungen für den Impftermin. Die US-Fluggesellschaft American Airlines vergibt als Impfprämie an ihre Angestellten 50 Bonusmeilenpunkte und einen Tag Sonderurlaub.

Amazon zahlt 80 Dollar, bei McDonald’s beträgt die Prämie vier Stundenlöhne. Einige US-Unternehmen verknüpfen die Impfprämie mit ihrem Marketing. Die Lebensmittelkette Krispy Kreme, berühmt für ihre Donuts, spendiert allen Mitarbeitenden für den Impfnachweis einen glasierten Donut – und zwar täglich, nachdem sie am Betriebstor ihren Impfpass vorgezeigt haben. In New Jersey spendieren Brauereien den dortigen Einwohnern schon nach der ersten Impfung Freibier. Den Joint gibt es im Bundesstaat New York gratis von Aktivisten, die für die Cannabislegalisierung in New York gekämpft haben.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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