Was ist der „Non Bathing“-Trend? Bedeutung, Definition, Erklärung

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Der „Non Bathing“-Trend lehnt übermäßiges Baden, Duschen und sogar Waschen ab. Der Abschied von Duschgel und Shampoo soll die Haut und die Umwelt gleichermaßen entlasten. Hautärzte stimmen dem prinzipiell zu: Der Körper muss keinesfalls wie das Auto in der Waschanlage eingeseift werden. Während der Coronapandamie hat sich der „Non Bathing“-Trend verstärkt, denn Menschen im Homeoffice beachten viel weniger, ob sie mehr oder weniger gut riechen. Dabei stellten sie fest, dass sich der Körpergeruch nach einer gewissen Zeit ohne tägliche Dusche von allein einreguliert.

Was ist der „Non Bathing“-Trend? Bedeutung, Definition, Erklärung

Er wirkt wie der letzte Schrei seit Ende 2020, doch in Wahrheit ist er nicht neu, sondern uralt: Nie in der Menschheitsgeschichte hat sich der Mensch so oft gewaschen wie seit dem späten 20. Jahrhundert. Daran hat die Kosmetikindustrie keinen unerheblichen Anteil, die schließlich ihre Produkte unters Volk bringen muss. Schon seit einigen Jahren wehrten sich immer mehr Menschen zuerst heimlich und schließlich sogar offen dagegen.

Der Hintergrund ist eigentlich leicht verständlich: Wer sich noch täglich duscht oder badet, möge einmal danach den eigenen Hautgeruch genau beobachten. Diese Personen werden feststellen, dass nach der Körperpflege dieser zunehmen kann, was wir anschließend mit viel Deo übertünchen.

Dass es ohne allzu viel Körperpflege besser funktioniert, müssen wir aber zuerst ausprobieren. Das funktioniert am besten in einem Frühjahrs- oder Frühherbsturlaub mit relativ ausgewogenen klimatischen Verhältnissen (Außen- und Innentemperaturen meistens um 22 °C): Wer sich jetzt mäßig bewegt, dabei so gut wie nicht schwitzt und sich dementsprechend so gut wie nicht duscht oder badet, sondern bestenfalls die schmutzigen Füße, die Achselhöhlen und den Intimbereich wäscht, wird feststellen, dass der eigene Körpergeruch nach rund zwei Wochen praktisch nicht mehr wahrnehmbar ist. Das betrifft jedenfalls haut- und kreislaufgesunde Menschen.

Siehe auch: Was ist „cleansing reduction“?

Woher kommt der „Non Bathing“-Trend? Herkunft, Ursprung

Öffentliche Vorreiter waren US-Stars, deren Bekenntnis zur reduzierten Körperpflege alsbald wissenschaftliche Unterstützung fand. Der US-amerikanische Arzt James Hamblin hat ein Buch mit dem Titel „Natürlich waschen!“ geschrieben, das es inzwischen auch auf Deutsch gibt. Er hat den Trend selbst getestet und weiß gut zu begründen, warum zu viel Wasser und Duschbad unserer Haut mehr schaden als nutzen. Mit seinen Auffassungen traf er einen Nerv während der Coronakrise, in der viele von uns weniger geduscht und gebadet haben. Es gab einfach viel weniger Anlässe, um sich zu stylen: Viele von uns sahen die Kolleg*innen im Büro nur noch höchstens wöchentlich, manchmal noch seltener. Auch ins Restaurant, Theater oder zum Indoor-Sport durften wir nicht mehr.

Die Hersteller von Shampoo und Duschgels bemerkten das nach eigenen Angaben sehr deutlich an Umsatzrückgängen. Im Herbst 2021 hat sich der Markt leicht erholt, befindet sich aber noch nicht auf dem Niveau vor der Pandemie. Da inzwischen kaum noch Lockdowns gelten, machen Experten eine neue Ursache dafür aus: Der „Non Bathing“-Trend konnte sich seit 2020 in der Gesellschaft fest etablieren. Das oben angesprochene Experiment mit der eigenen ungeduschten Haut, das sonst nur im Urlaub möglich gewesen wäre, führten nun wahrscheinlich Millionen von Menschen unbekümmert durch. Und siehe da: So viel Duschen und Baden ist wirklich nicht nötig! Die Hollywood-Stars wussten es schon früher. Bekannt haben sich inzwischen dazu:

  • Julia Roberts
  • Brad Pitt (schon vor Jahren)
  • Jennifer Aniston
  • Kristen Bell
  • Charlize Theron
  • Jake Gyllenhaal
  • Mila Kunis
  • Ashton Kutcher

In Interviews gaben diese Schauspieler*innen überwiegend zu, sich höchstens einmal pro Woche zu duschen, wobei es ihnen vorrangig um den Umweltschutz gehe. Wenn sie ins Detail gingen, merkten einige von ihnen an, wo sie sich genau waschen: an den Achseln, den Füßen, der Brust und im Intimbereich. Hierfür genüge ein Stück Seife. Natürlich gibt es wie bei jedem Trend auch Gegenstimmen. Dwayne Johnson (bekannt als „The Rock“) duscht nach eigenem Bekenntnis sogar gerne mehrmals täglich. Auch sonst ist er der Körperpflege und Kosmetik nicht abhold, unter anderem schwört er auf Gesichtspeeling.

Welchen Einfluss hat die Kosmetikindustrie auf unsere Körperpflege?

Er dürfte enorm sein. Allein in Deutschland geben die Menschen pro Jahr mehr als 15 Milliarden Euro für Körperpflegeprodukte aus. Das steht im Hamblin-Bestseller des Münchner Verlages Kunstmann „Clean: The New-Science of Skin“. In diesem Buch ist nachzulesen, dass es für den Nutzen von Hautpflegeprodukten kaum eindeutige wissenschaftliche Belege gebe, weil die komplette Forschung dazu von der Kosmetikindustrie gesponsort wird. Daher gibt es so wenig Einigkeit darüber, was denn unserer Haut nutzt und was ihr schadet.

Der Autor Hamblin sagte dem Magazin der Süddeutschen Zeitung dazu, dass nach seinen Recherchen Seife und die darauf aufbauende Industrie seit dem 19. Jahrhundert durchaus die öffentliche Gesundheit verbessert habe. Nur sei das Angebot im 20. Jahrhundert aus dem Ruder gelaufen. Diejenigen Wissenschaftler, mit denen er sprechen konnte, die aber nicht namentlich genannt werden wollten, äußerten einhellig, dass Seife zum Hände- und Füßewaschen grundsätzlich nützlich, aber schon für den Intimbereich und die Achselhöhlen eher eine Empfehlung sei. Das exzessive Einseifen unter der Dusche in den Werbefilmen der Kosmetikindustrie sei überflüssige und eigentlich sogar schädliche Propaganda zum Zweck der Verkaufsförderung.

Häufig haben solche Werbespots einen sehr erotischen Touch, weil das so ein Sujet hergibt. Dieser Versuchung können die Anbieter von Shampoos natürlich nicht widerstehen: Eine unter der Dusche gefilmte, sich einseifende Frau (aber auch ein Mann) können mit einem gut gemachten Spot den Umsatz in der Tat kräftig ankurbeln. Hamblin kritisiert, dass diese Werbung nicht nur den Verbrauch von Pflegeprodukten, sondern auch den von Wasser erhöht. Beides belastet die Umwelt: die Produkte übrigens nicht nur im Abwasser, sondern auch dadurch, dass ihre Inhaltsstoffe mehrmals rund um den halben Globus transportiert und nicht zuletzt in Plastikflaschen abgefüllt werden.

Was passiert durch „Non Bathing“?

In den ersten Tagen des Dusch- und Badeverzichts riechen wir leicht stärker, aber nur an heißen Tagen oder bei starker körperlicher Aktivität. Alsbald jedoch stellen die Haut und die Haare ein neues Gleichgewicht her, was Hautärzte bestätigen. Vor allem langes und heißes Duschen oder Baden strapazieren die Haut und können ihren natürlichen Säureschutzmantel stärker beinträchtigen, als uns lieb ist.

Menschen mit Hauterkrankungen wie Neurodermitis spüren das besonders. Unsere Hautdrüsen produzieren Öle für den Schutz, die durch exzessives Baden oder Duschen in stärkstem Maße entfernt werden. Danach cremen sich viele Menschen ein, um einen künstlichen Hautschutz zu schaffen. Das ist überflüssig und funktioniert in jedem Fall schlechter als der natürliche Hautschutz. Nur verlernt die Haut dessen Produktion, wenn sie täglich geduscht oder gebadet und danach eingecremt wird.

Sollten wir diese erlernte, eigentlich unnatürliche Hautpflege wieder aufgeben, stellt sich auf der Haut wieder der natürliche Schutzfilm aus Eiweiß, Fett, Schweiß und Talg her, in welchem sich Bakterien ansiedeln, die für unser Hautgleichgewicht wichtig sind. Sie fressen gefährliche Keime, die von außen kommen. Das Fett und der Talg schützen die oberste Hautschicht vor Austrocknung und ebenfalls vor Krankheitserregern. Außerdem halten sie zusammen mit dem Schweiß die Haut geschmeidig. Wenn wir diese Schicht ständig abwaschen, trocknet die Haut aus und wird anfällig gegen Krankheiten. Das kann zu Juckreiz, Kontaktallergien und Ekzemen führen. Daher fühlen sich Menschen, die länger nicht baden oder duschen, im wahrsten Sinne des Wortes wohl in ihrer Haut.

Die Umstellung auf „Non Bathing“ dauert allerdings eine Weile, was von der individuellen Physiologie und auch den lebenslänglichen früheren Gewohnheiten abhängt. Daher empfehlen Hautärzte als Übergang zum „Non Bathing“ zunächst selteneres und nicht zu heißes Duschen (maximal 36 °C, alle zwei bis drei Tage), kurzes Duschen (maximal fünf Minuten), seltene Bäder (höchstens alle zwei Wochen) und milde Flüssigseife mit einem natürlichen pH-Wert von 5,5, der dem der Haut entspricht. Antiseptische Reinigungsmittel sind schädlich, sie töten die Bakterien auf der Haut.

Auch Hautpeelings gelten als äußerst kontraproduktiv, weil sie die natürliche Schutzschicht der Haut entfernen. Nach dem Duschen sollte die Haut nicht stark mit einem Frottiertuch abgerubbelt werden, weil dies ebenfalls wie ein Peeling wirkt und die Haut austrocknet. Ein sanftes Abtupfen mit einem gut saugenden Handtuch ist zu bevorzugen. Wer es sich zeitlich leisten kann, lässt sich überwiegend von der Luft trocknen. Wenn wir die Umstellung schaffen, leben wir deutlich hautgesünder – und riechen nicht mehr, sondern weniger als vorher.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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