Was ist Cenosillicaphobie? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Cenosillicaphobie, Bedeutung, Definition, Erklärung


Werbegag statt Krankheitsbild. Die sogenannte Cenosillicaphobie lässt zunächst an eine Angstkrankheit denken. Tatsächlich handelt es sich aber um einen in der Getränkebranche kreierten Begriff, der für Belustigung und gute Verkäufe sorgt. Die Furcht vor dem leeren Glas scheint vor allem unter Bier- und Weinliebhabern verbreitet zu sein.

Was ist Cenosillicaphobie? Bedeutung, Definition, Erklärung

Der Begriff Cenosillicaphobie ist entsprechend der Bezeichnung für bekannte Ängste wie Arachnophobie oder Verbophobie gebildet. Bei diesen handelt es sich um spezifische Phobien, die durch einen bestimmten Gegenstand oder eine bestimmte Situation ausgelöst werden. Im Falle der Arachnophobie durch Spinnen, im Falle der Verbophobie durch das geschriebene, gesprochene, gehörte oder gedachte Wort. Dementsprechend bezeichnet die Cenosillicaphobie die Angst vor leeren Gläsern.

Die Bezeichnung Cenosillicaphobie setzt sich ähnlich wie medizinische Namen für Angstzustände aus verschiedenen Wortteilen zusammen, die dem Altgriechischen und/oder Lateinischen entnommen sind. Im Falle der Cenosillicaphobie sind es drei:

  • kenos (griechisch) = leer
  • silex (lateinisch) = Kieselstein
  • phobos (griechisch) = Furcht

Versteht man silex als den Quarz, aus dem Glas gemacht ist, ergibt sich somit die Angst vor dem leeren Glas als Bedeutung für Cenosillicaphobie.

Ursprung des Begriffs Cenosillicaphobie

Der Begriff Cenosillicaphobie lässt sich im Internet bis in die frühen Anfänge dieses Jahrtausends zurückverfolgen. Seit 2001 erfreut er sich offenbar größter Beliebtheit, vor allem bei Freunden der Bier- und Weinkultur. Und deren Lieferanten. Gerne wird selbstironisch von der Angst vor dem leeren Bier- oder Weinglas gesprochen, und so mancher Brauer und Winzer ebenso wie die ein oder andere Bar spornen die Kunden mit dem hochtrabenden wissenschaftlichen Namen für die Sorge um das Ausbleiben von Nachschub zum Konsum an. Der komische Effekt resultiert dabei aus dem Spannungsfeld zwischen der namentlichen Einstufung als therapiebedürftiger Angstkrankheit und dem eigentlich harmlosen Wunsch, das Trinken möge weitergehen.

Siehe auch: Was ist die Bierangst?

Symptome der Cenosillicaphobie

In Einklang mit der Definition als Angstzustand werden der Cenosillicaphobie auch gerne entsprechende Symptome zugeschrieben. Etwa der nervöse Blick aufs Glas oder den Bartender, ein trockenes Gefühl im Hals, gesteigerter Durst. Auch hier ist wieder ein Körnchen Wahrheit enthalten: Wer noch nicht genug hat, der behält im Blick, ob Nachschub benötigt wird, und wo er denn herkommen kann. Mit den tatsächlichen Symptomen einer spezifischen Phobie hat dies natürlich wenig zu tun. Zu diesen gehören neben steigendem Blutdruck, Herzrasen, Kurzatmigkeit, Schweißausbrüchen, Hitzewallungen, Frösteln, Orientierungslosigkeit und Ohnmacht auch das Gefühl von Scham und Hilflosigkeit sowie die Angst davor, im Zuge der Panikattacke verletzt oder getötet zu werden. Während Betroffene einer wirklichen Phobie sich oft aus Angst vor dem Auslöser, den gesundheitlichen und sozialen Folgen in die Isolation zurückziehen, hat die Cenosillicaphobie eine ausgesprochen gesellige Seite. Mag man die Angst vor dem leeren Glas auch beim Genuss zuhause erleben, so wird sie in der Gruppe unterhaltsam und lädt zum gemeinsamen Weitertrinken ein!

Ursachen der Cenosillicaphobie

Während tatsächliche Phobien ihre Ursache in einer Mischung aus oft weit zurückliegenden traumatischen Erlebnissen, in der Kindheit erlerntem Verhalten, Vererbung und chemischen Prozessen im Gehirn haben, schreitet die Entwicklung der Cenosillicaphobie offenbar weitaus schneller voran. Es reicht das einmalige Erleben eines schwindenden Bier- oder Weinvorrates im Glas und eine einzige Erwähnung der Phobie durch gutmeinende Hersteller, Bartender oder Mittrinker, um die Angst vor dem leeren Glas in Gang zu bringen. Eine Veränderung der Hirnchemie erfolgt dann eher im Zuge der Bekämpfung der Angst, nämlich dann, wenn genügend Alkohol das Denken verändert.

Behandlung der Cenosillicaphobie

Glücklicherweise lässt sich die Cenosillicaphobie genauso rasch beheben, wie sie auftritt. Das Versprechen von ausreichend Nachschub und ein Nachfüllen des Glases sind in der Regel ausreichend, um dem Betroffenen schwerere Symptome zu ersparen. Während echte Phobien mit kognitiver Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, Hypnotherapie, Energietherapie und gegebenenfalls Medikation behandelt werden müssen, um mit der Angst umzugehen oder sie gar zu überwinden, ist eine Behandlung im Falle der Cenosillicaphobie in der Tat eher kontraproduktiv. Üblicherweise wünschen weder direkt Betroffene noch Brauer, Winzer und Wirte ein endgültiges Ende des Zustands. Angestrebt wird nur die vorübergehende Beschwichtigung der Angst, ein Wiederaufleben, wenn das Glas sich erneut leert, ist durchaus erwünscht.

Selbsthilfe: Cenosillicaphobie

Während bei echten Phobien verschiedene Entspannungstechniken, Information über Ursachen und Symptome der Angst sowie ein Austausch mit Betroffenen für eine Linderung der Beschwerden sorgen können, scheinen diese Maßnahmen im Falle der Cenosillicaphobie eher eine gegenteilige Wirkung zu entfalten. Je mehr die Betroffenen darüber wissen und sich dazu austauschen, desto größer wird die Angst vorm leeren Glas und der Drang, dieses schnellstmöglich nachzufüllen. Im Falle von alkoholischen Getränken tritt die Entspannung allenfalls in der Folge auf.

Die Cenosillicaphobie ist also keine medizinische Angststörung. Falls doch, kommt sie wohl nur äußerst selten vor und ist nicht erforscht, denn es gibt keine einschlägige Literatur zu dem Thema. Der Begriff taucht ausschließlich im Umfeld von Brauereien, Winzereien, dem Gastgewerbe und Freunden des geselligen Trinkens auf. Die komische Seite der unechten Angst können möglicherweise nicht alle von tatsächlichen Phobien Betroffene erkennen. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass gerade im Umfeld des Internets dem Phänomen der Angst eine komische Seite abgewonnen wurde. Die durchaus reale Angst vor langen Wörtern, mit korrektem Namen Sesquipedalophobie, kursiert im Internet scherzhaft unter der monströs langen Bezeichnung Hippopotomonstrosesquippedaliophobie. Im Gegensatz dazu gehört zur Cenosillicaphobie kein aus medizinischer Sicht behandlungswürdiges Krankheitsbild.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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