Ist von konvergentem Denken die Rede, handelt es sich um ein problemorientiertes Lösungsdenken, bei dem die bestmögliche Lösung für eine vorliegende Problemstellung gefunden wird bzw. werden soll. Die individuellen Fähigkeiten im Rahmen des konvergenten Denkens werden zudem als Kernkompetenzen im Rahmen von zahlreichen standardisierten Tests in Schulen und im Rahmen von Einstellungsprüfungen oder Intelligenztests abgefragt. Auch Multiple-Choice- und Rechtsschreib-Tests erfassen in zahlreichen Fällen wesentliche Fähigkeiten im Rahmen der konvergenten Denkprozesse.
Das divergente Denken beschreibt im Gegensatz zum konvergenten Denken einen kreativen, oft mehrstufigen Denkprozess, der im Rahmen von kreativen und offenen Aufgabenstellungen gefordert ist.
Woher stammt der Begriff des konvergenten Denkens?
Der Begriff „konvergent“ kommt von dem lateinischen Verb „convergere“, das zu Deutsch mit „sich annähern“ oder „übereinstimmen“ übersetzt werden kann. Dieser etymologische Exkurs ins Lateinische hilft schnell weiter, wenn man der Frage nachgeht, welche Form des Denkens das konvergente Denken impliziert:
Beim konvergenten Denken geht es primär um einen Denkvorgang, bei dem man sich der Lösung durch systematisches, logisches Denken annähert. Die Lösung bzw. der Lösungsentwurf wird dabei oft in mehreren Teilschritten hinsichtlich ihrer bzw. seines logischen Aufbaus bzw. der hinsichtlich der Passung und Übereinstimmung der einzelnen Denkschritte kritisch überprüft und mit der Aufgabenstellung abgeglichen.
Konvergentes Denken und divergentes Denken: Bedeutung, Definition, Erklärung
Das konvergente Denken ist das Gegenteil zum divergenten Denken, das oft situativ und kreativer Natur ist. Während beim konvergenten Denken die stets bestmögliche Lösung im Fokus der Problemlösungsstrategien steht und beispielsweise zwischen vorgegebenen Lösungen oder Lösungswegen gewählt werden kann, bezeichnet das divergente Denken den frei fließenden Denkprozess, der per se kreativ ausgerichtet ist und Lösungs-Optionen auch neu erdenkt, ohne dabei dogmatisch das bestmögliche Optimum als Qualitätskriterium der Lösung anzusehen.
Der entscheidende Unterschied zwischen dem konvergenten und divergenten Denken ist also im Fall des konvergenten Denkens das Primat der Logik während das divergente Denken ein kreatives Arbeiten und Denken voraussetzt, das sehr häufig beispielsweise in Form von offenen Aufgabenstellungen gefordert ist.
So liegt es auf der Hand, dass das konvergente Denken am besten in solchen Situationen funktioniert, in denen nur eine einzige, bestmögliche Antwort bzw. Lösung existiert. Die Lösung im Rahmen von Aufgaben, die logisches, konvergentes Denken erfordern, lässt sich finden, indem die in der Aufgabenstellung verfügbaren Informationen gebündelt und in einem oder mehreren Teilschritten systematisch analysiert und evaluiert werden.
Beispiele für das klassisches konvergentes Denken
Konvergentes Denken begegnet uns nicht nur im Rahmen wissenschaftlicher Studien und komplexer Problemstellungen, sondern auch immer wieder im Alltag. Eine wohl einfache und sofort verständliche Aufgabe, die ausschließlich konvergentes Denken erfordert, ist die mathematische Aufgabe 5+5.
Werden die beiden Summanden in der Aufgabe als gespeicherte Information analysiert, kommt man schnell zu der einzig richtigen und wahren Lösung, nämlich der Summe 10, zu der es keine anderen kreativen oder alternativ korrekten Lösungen gibt.
Divergentes Denken hingegen ist für die Bearbeitung der Aufgabenstellung „Finde jeweils 2 mögliche Summanden, die die Summe 10 ergeben“ nötig. Bei dieser so formulierten Aufgabenstellung gibt es keine antizipierte als bestmögliche und einzig korrekt geltende Lösung. Das kreative bzw. divergente Denken ist gefordert: Sowohl die Lösung 4+6 als auch die Lösungen 1+9 oder 2,7+7,3 gelten als mögliche, akzeptierte Lösungen für die Aufgabenstellung.
Konvergentes und divergentes Denken sind aber nicht nur in der Mathematik gefordert Auch eine offene bzw. geschlossene Aufgabe aus dem Sport mag den Unterschied zwischen dem konvergenten und divergenten Denken exemplarisch zu veranschaulichen:
Lautet die Aufgabe „Überspringe die Hochsprunglatte mit Hilfe der Technik des Fosbury Flops“, gibt es nur eine aus biomechanischer Sicht optimale Lösung, bei der der Athlet seinen Körperschwerpunkt durch eine leicht überstreckte Position während der Überquerung des Hindernisses absenkt und somit energieeffizient an Höhe gewinnt. Lautet die offene Bewegungsaufgabe jedoch: „Finde Lösungen, das Hindernis elegant zu überqueren“, sind unendlich viele Lösungen denkbar, die der Athlet beim Springen selbst erproben, reflektieren und evaluieren muss. Hier lässt sich also keine bestmögliche Lösung aus der Aufgabe ableiten.
Fazit: Konvergentes und divergentes Denken
Konvergentes Denken ist ein auf Logik basierter Denkansatz mit dem Ziel, die bestmögliche und oft einzig richtige Lösung für ein Problem oder eine Aufgabe zu finden. Im Gegensatz zum konvergenten Denken existieren beim Ansatz des divergenten Denkens zumeist keine einzig besten Lösungen und auch die Auswahl zwischen mehreren Alternativen zur Lösungsfindung ist nicht möglich. Stattdessen bedarf es eines Ausprobierens und kreativer Ansätze, um eine akzeptierte und gute Lösung für die Aufgabenstellung zu finden.