Mogilisazija ist ein russisches Wort und ein Homonym. Das Wort leitet sich von der Wurzel „mogila“ ab, was „Grab“ bedeutet. Nicht erst seit dem Angriffskrieg Putins auf die Ukraine wird in Russland der Begriff neben seiner Bedeutung „Grab“ auch als Begriff für „Mobilmachung“ verwendet. Dabei wird der Begriffs мобилизация („Mobilmachung“) durch den Begriff Могилисазия („Mogilisazija“) ersetzt.
Mogilisazija als russischer Begriff für „Mobilisierung“
In den letzten Jahren hat der Begriff „Mobilisierung“ in Russland eine neue Bedeutung erlangt. Die Russen haben eine lange Geschichte der Mobilmachung für den Krieg.
In der Vergangenheit wurde dieser Prozess vermehrt als „Mogilisazija“ bezeichnet. Mit diesem Begriff drücken die Russen aus, dass sie aufgrund der Beteiligung des Landes an verschiedenen militärischen Konflikten zu der Überzeugung gelangt sind, dass sie nichts weiter als Kanonenfutter sind, das dazu bestimmt ist, für einen Krieg geopfert zu werden.
Infolgedessen ist der Begriff „Mobilmachung“ zu einem Homonym für „Grab“ geworden und symbolisiert die Art und Weise, in der viele Russen ihren Platz in der Welt sehen. Auch wenn dieses Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung verständlich ist, darf man nicht vergessen, dass Russland immer noch eine mächtige Nation mit einer reichen Geschichte und Kultur ist.
Mogilisazija als Hinrichtungsmethode der UdSSR
Mogilisazija wurde im zaristischen Russland häufig als Hinrichtungsmethode eingesetzt und war auch in der stalinistischen Ära eine beliebte Foltermethode. Das Opfer wurde in eine tiefe Grube gelegt und dann mit Erde oder Sand bedeckt. Mogilisazija konnte sich manchmal über Tage hinziehen, und das Opfer erstickte langsam zu Tode.
In einigen Fällen wurde Mogilisazija als Massenexekutionsmethode eingesetzt, bei der Hunderte von Menschen auf einmal lebendig begraben wurden. Viele verschiedene Persönlichkeiten wurden durch Mogilisazija hingerichtet, darunter Oppositionsführer, Intellektuelle und alle, die als Bedrohung für das Regime angesehen wurden. Die Sowjetunion bemühte sich sehr, diese Morde zu vertuschen, aber die wenigen Überlebenden, denen die Flucht gelang, berichteten von Massengräbern und Hinrichtungen im Schnellverfahren.
Mogilisazija als Massenhinrichtungsmethode
Mogilisazija steht ebenso für eine Massenhinrichtungsmethode, bei der die Opfer lebendig begraben werden. Diese grausame Praxis wurde im Laufe der Geschichte in mehreren Ländern angewandt, darunter China, Japan und Korea. In China wurde Mogilisazija häufig als Strafe für politische Dissidenten eingesetzt. Die Japaner nutzten diese Hinrichtungsmethode, um Koreaner zu töten, die während der japanischen Invasionen in Korea im 16. und 17. Jahrhundert gefangen genommen wurden. Mogilisazija wurde auch von der koreanischen Regierung eingesetzt, um Kriminelle und politische Gegner hinzurichten. Die Opfer wurden lebendig in Massengräbern begraben, oft zusammen mit ihren Familien. Diese barbarische Praxis versetzte jeden, der Zeuge davon wurde, in Schrecken und schockiert die Menschen auch heute noch.
Mogilisazija als Begriff für „Exhumierung und Umbettung menschlicher Überreste“
Im zaristischen Russland stand der Begriff Mogilisazija in erster Linie nicht für die Hinrichtungsmethode, sondern für die Exhumierung und Umbettung menschlicher Überreste. Die Praxis wurde von der Sowjetunion erstmals 1948 verboten. Das Verbot wurde jedoch nicht konsequent durchgesetzt, und die Praxis wurde fortgesetzt. Im Jahr 1955 wurde die Mogilisazija schließlich durch einen Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR verboten. Darin hieß es, dass Mogilisazija „mit den humanen Grundsätzen der sozialistischen Gesellschaft unvereinbar“ sei und dass diejenigen, die diese Praxis ausübten, „streng bestraft“ würden.
Sie legte auch fest, dass Mogilisazija nur zu medizinischen oder wissenschaftlichen Zwecken durchgeführt werden durfte und dass alle exhumierten Überreste ordnungsgemäß mit religiösen Zeremonien wieder bestattet werden mussten. Während Mogilisazija früher von der sowjetischen Regierung geduldet (und sogar gefördert) wurde, begann die weit verbreitete Praxis in den 1950er Jahren in Ungnade zu fallen, als das Regime versuchte, sein Image in der internationalen Gemeinschaft zu verbessern. Die Instruktion Nr. 1 setzte der Mogilisazija in der Sowjetunion schließlich ein Ende.
In einigen Teilen der Welt wird Mogilisazija als ritueller Brauch immer noch gelegentlich angewandt, und erst 2013 wurde sie im afrikanischen Land Simbabwe wieder dokumentiert. Dort hat der Begriff Mogilisazija jedoch ebenfalls nichts mit Hinrichtungen zu tun.
Vielmehr geht es dabei um die rituelle Exhumierung und Wiederbestattung menschlicher Überreste, die oft mit großer Sorgfalt und Ehrfurcht durchgeführt wird. Es wird angenommen, dass dieser Brauch aus dem Glauben heraus entstanden ist, dass die Lebenden und die Toten miteinander verbunden sind und dass die Exhumierung und Wiederbestattung der Toten den Lebenden Glück bringen kann. In den letzten Jahren wurde Mogilisazija von internationalen Organisationen unter die Lupe genommen, da es oft als Verstoß gegen die Menschenrechte angesehen wird. Viele Praktizierende sind jedoch der Meinung, dass diese Praxis ein wichtiger Teil ihrer Kultur und Tradition ist und respektiert werden sollte.
Mogilisazija als eine Bestattungsart
Eine weitere Bedeutung bekommt der Begriff Mogilisazija durch eine Bestattungsart, bei der ein Massengrab ausgehoben wird. Diese Art der Bestattung wird in der Regel in Kriegs- oder Katastrophenzeiten angewandt, wenn eine große Anzahl von Leichen schnell beseitigt werden muss. In den letzten Jahren wurde Mogilisazija auch in einigen Teilen Afrikas eingesetzt, etwa dort, wo aufgrund des Ausbruchs von Krankheiten viele Menschen in kürzester Zeit starben.
Mogilisazija als Begriff für „Grabnivellierung“
In Serbien steht Mogilisazija auch für den Begriff „Grabnivellierung“. Es ist dort eine Praxis, die gelegentlich in einer Reihe von Ländern angewandt wird, um ebenen Boden für Bauprojekte oder andere Zwecke zu schaffen. Im Allgemeinen werden dabei menschliche Überreste aus Gräbern exhumiert und an einem neuen Ort wieder beigesetzt. Obwohl Mogilisazija für die lokalen Gemeinschaften störend sein kann und Familien, deren Angehörige in den betroffenen Gräbern begraben sind, in Bedrängnis bringt, wird es manchmal als notwendiger Schritt angesehen, um Fortschritte bei wichtigen Entwicklungsprojekten zu ermöglichen. Zu den Ländern, in denen Mogilisazija gelegentlich angewendet wurde, gehören auch Estland, Lettland, Litauen und Polen.