Was ist Narrative Laundering? Bedeutung, Erklärung, Definition

Was ist Narrative Laundering, Bedeutung, Erklärung, Definition


Der englische Begriff Narrative Laundering wird verwendet, um die gezielte Verbreitung von Falschinformationen durch staatliche Akteure oder andere Organisationen zu beschreiben. Beim „Narrative Laundering“ soll die Art und Weise wie etwas erzählt wird, geändert werden.

Der Begriff Narrative Laundering kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Narrativwäsche“.

Was ist Narrative Laundering? Bedeutung, Erklärung, Definition

Bei Narrative Laundering werden manipulierte oder falsche Informationen von nicht verifizierten Quellen auf Social Media oder von Proxies verbreitet. Diese Informationen werden dann von staatlichen oder etablierten Medien aufgegriffen. Das Ziel von Narrative Laundering ist es, das Narrativ zu ändern. Es soll verändert werden, wie ein Vorgang oder Ereignis erzählt wird. (Am Beispiel des russischen Angriffs auf die Ukraine wird dies gleich klarer.)

Narrative Laundering ist also eine Form der Manipulation der öffentlichen Meinung, um bestimmte Personen, Regierungen oder politische Agenda in einem bestimmten Licht darzustellen und so davon zu profitieren.

Narrative Laundering am Beispiel des russischen Angriffs gegen die Ukraine

Aktuell wird Narrative Laundering vor allem im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine diskutiert. Russische Akteure sollen sowohl orchestrierte als auch opportunistische Methoden verwenden beziehungsweise verwendet haben, um Narrative Laundering zu betreiben.
Hierbei geht es speziell um die russische (Des-)Informationskampagne im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. So gibt es zum Beispiel Statements des britischen Verteidigungsministeriums, laut derer die systematische Verbreitung von Desinformation und manipulativen Inhalten ein zentrales Element der russischen Strategie im Krieg gegen die Ukraine darstellt.

Beispiel: Es kann davon gesprochen werden, dass Krieg gegen Russland geführt wird. Das wäre schon ein geändertes Narrativ. Denn die Ukraine wurde angegriffen und verteidigt sich eigentlich „nur“. Auf russischem Boden wurde bisher (April 2023) nicht gekämpft. Daher ist „Krieg gegen Russland“ falsch.

Durch die gezielte Verbreitung von falschen oder manipulierten Informationen durch sogenannte Proxies oder durch nicht verifizierte Accounts und Quellen auf Social Media, werden diese Inhalte im Anschluss von staatlichen beziehungsweise etablierten Medien und Pressevereinigungen aufgegriffen und weiter verbreitet. So wird es dem russischen Staat ermöglicht, sich von der verbreiteten Botschaft so weit zu distanzieren, dass die eigentlichen Interessen verschleiert werden oder das Meinungsbild der Öffentlichkeit gezielt beeinflusst werden kann, ohne sich selbst dabei angreifbar zu machen.

Ein besonders aktuelles Beispiel für Narrative Laundering im Angriffskrieg gegen die Ukraine ist die Verwendung von GRU-Frontgruppen wie Sandworm (auch bekannt als FROZENBARENTS) für sogenannte Informationsoperationen. Diese Gruppen werden mit der russischen Militäreinheit 74455 assoziiert und sind bekannt dafür, gestohlene Daten über Telegram zu leaken, um die Stimmung in eine bestimmte Richtung zu lenken oder Falschinformationen gezielt an relevanten Stellen zu verbreiten. Dabei geht es immer darum, die Stimmung oder das Meinungsbild in einzelnen Bevölkerungsgruppen oder sogar in der Gesamtbevölkerung positiv in die Richtung eines bestimmten Ziels zu verändern. So wurde zum Beispiel die Behauptung aufgestellt, dass biologische Waffen in der Ukraine eingesetzt wurden und dies durch Anstiftung der USA geschehen sei, welche zudem fälschlicherweise für die gezielte Verbreitung biologischer Waffen in der ganzen Welt verantwortlich gemacht werden.

Ein weiteres Beispiel ist die belarussische Gruppe Ghostwriter, die die polnischen Behörden für eine groß angelegte Propagandakampagne verantwortlich machen. Die Gruppe soll demnach versucht haben, die Beziehungen zwischen Polen und seinen Verbündeten, inklusive der Ukraine, den USA und anderen NATO-Ländern, zu stören und gleichzeitig soziale Unruhen innerhalb der polnischen Bevölkerung zu schüren.

Anhand der russischen Desinformationskampagne im Krieg gegen die Ukraine zeigt sich, wie gezieltes Narrative Laundering eingesetzt werden kann, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und gleichzeitig die eigentlichen Interessen zu verschleiern. Ein passendes Beispiel wäre hier außerdem Trumps Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2016, die maßgeblich durch den gezielten Einsatz von Social Media und dem Abtun von legitimen Nachrichten als sogenannte Fake News beeinflusst wurde.

Narrative Laundering und das damit verbundene Vorgehen ist jedoch kein neues Phänomen, das sich nur auf Trump, Russland und den Krieg gegen die Ukraine beschränkt. Viele Geheimdienste weltweit nutzen seit langem Frontgruppen und Agenten, um Einfluss auf die Bevölkerung auszuüben. Diese Strategie wird speziell durch das Internet, insbesondere Social Media, vereinfacht und verstärkt, da dort Informationen sowohl rasend schnell verbreitet werden können und es zudem einfach ist, die Quellen zu verschleiern.

Was kann man gegen Narrative Laundering tun?

Eine Möglichkeit, Narrative Laundering in diesem Umfeld einzudämmen, wäre eine stärkere Regulierung und Überwachung von Social-Media-Plattformen und anderen digitalen Kommunikationskanälen, wie zum Beispiel Telegram, sowie eine optimierte Zusammenarbeit zwischen den Betreibern der Plattformen, unabhängigen Faktenprüfern und staatlichen Organisationen. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, an welchem Punkt diese Kontrolle beziehungsweise Eindämmung von Informationsverbreitung unter dem Deckmantel des Bevölkerungsschutzes als Zensurmethode missbraucht werden könnte – was eine eigene Form der Meinungsmanipulation durch Informationsentzug darstellt.

Als wirksamstes Mittel hat sich in der Vergangenheit eine Sensibilisierung der Menschen gegenüber Narrative Laundering gezeigt. Dazu gehört unter anderem, den Menschen beizubringen, Informationen kritisch zu hinterfragen und auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Auf diese Weise kann die Verbreitung von manipulativen Falschinformationen eingedämmt werden.

Auch kann Narrative Laundering durch verbesserte Kommunikation zwischen Staaten eingedämmt werden. Hierfür wurde zum Beispiel im Jahr 2015 die East StratCom Task Force (deutsch: Strategisches Kommunikationsteam Ost) des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS) der EU für strategische Kommunikation ins Leben gerufen. Diese TaskForce beschäftigt sich damit, eine effektive Kommunikation und Bewerbung von Aktivitäten der EU in Osteuropa und Russland sicherzustellen. Das bedeutet auch, regierungsunabhängiger Medien in den Ländern wie Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Republik Moldau, Ukraine und Belarus und in Russland selbst zu unterstützen und so als Gegengewicht zu offiziellen russischen Mitteilungen zu fungieren.

Neben Sanktionen gegen Staaten oder Organisationen, die aktiv Narrative Laundering betreiben, stellen auch die traditionellen Medien einen wichtigen Faktor bei der Bekämpfung von Desinformation dar. Mit verantwortungsvollem Journalismus, transparenter Berichterstattung und der Einhaltung ethischer Standards können diese Medien dazu beitragen, Falschinformationen entgegenzuwirken und die Glaubwürdigkeit von Nachrichtenquellen zu erhalten.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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