Der Spruch bedeutet, dass man sich während der Ausbildung fügen soll. Denn gerade in der Anfangszeit werden Lehrlinge häufig mit Aufgaben betraut, die keinen besonders hohen Anspruch haben. Dabei handelt es sich in der Regel um Tätigkeiten, die ganz ohne spezielle Fachkenntnisse ausgeführt werden können.
Was bedeutet „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“? Erklärung, Bedeutung, Definition
Viele Auszubildende verstehen jedoch nicht, dass diese trivialen Aufgaben durchaus ihren Sinn haben, da sie für einen geordneten Ablauf innerhalb des Unternehmens sehr wichtig sind. Einige fühlen sich bereits zu Beginn der Lehre „zu Höherem berufen“ und weigern sich daher, diese Tätigkeiten auszuführen.
Was die Auszubildenden dabei vergessen: Sie haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Eine davon ist, den Weisungen Folge zu leisten.
Triviale Aufgaben während der Ausbildung
Aufgrund des Fachkräftemangels gewinnt eine gute Ausbildung für die Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf das Tätigkeitsfeld der zukünftigen Mitarbeiter. Trotzdem werden die folgenden Aufgaben immer noch gern an die Auszubildenden übertragen:
Kaffee kochen und Tische eindecken: Diese zwei Tätigkeiten sind typisch in der Ausbildung. Auch wenn sich die Lehrlinge dabei in der Regel sehr unwichtig vorkommen, gehört gerade die Bewirtung von Geschäftskunden zum Tagesgeschäft.
Einkaufen: Auch kleine Besorgungen wie Kaffee, Toilettenpapier oder belegte Brötchen sind Teil der Ausbildung.
Kopieren und Ablage: Die meisten Unternehmen streben heutzutage ein papierloses Büro an. Trotzdem fallen immer wieder Dokumente an, die kopiert werden müssen. Da diese Aufgabe ohne große Vorkenntnisse erledigt werden kann, wird sie gern an die Auszubildenden übertragen. Das Gleiche gilt auch für die Ablage. Sie ist streng genommen sogar ein wichtiger Teil der Ausbildung, wenn man die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen berücksichtigt.
Aufräumen und Aktenvernichtung: Gerade vertrauliche Dokumente dürfen nicht einfach im Papierkorb entsorgt werden. Auch das muss ein Auszubildender erst einmal lernen. Daher wird der Lehrling auch mit der Vernichtung alter oder Akten betraut. Leider macht nicht jedem Azubi der Umgang mit dem Shredder Spaß.
Telefondienst: Diese Aufgabe ist häufig nicht sehr beliebt, aber enorm wichtig. Auch wenn der Auszubildende dem Anrufer zunächst noch keine konkrete Hilfestellung geben kann, so ist er trotzdem der erste Kontakt. Hierbei wird nicht nur der richtige Umgang mit Geschäftspartnern trainiert. Auch die Ansätze zur eigenen Problemlösung kann der Lehrling ganz gezielt üben, wenn er Telefondienst machen muss.
Kritik an dem Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“
Heutzutage unterscheiden sich die Auszubildenden stark von denen in den 60er oder 70er Jahren. Das liegt nicht zuletzt auch an diversen Protestbewegungen, die zwischen 1968 und 1972 stattfanden. Schon damals lehnte man sich gegen die Rahmenbedingungen während der Ausbildung auf. Das hatte die Verabschiedung des Berufsausbildungsgesetzes zur Folge. Es verbesserte die Bedingungen innerhalb der Unternehmen enorm, denn die hatten sich von nun an daran zu halten. Damit wurde es mit der Zeit deutlich einfacher für die Lehrlinge, ihre Rechte durchzusetzen. Vor dieser Bewegung wurden Auszubildende häufig nur als günstige Arbeitskraft eingesetzt und auch allzu oft ausgebeutet.
Diese Zeiten sind längst vorbei, denn das Berufsausbildungsgesetz bildet zusammen mit dem Rahmenplan und den jeweiligen Kammern noch heute die Basis für jede Ausbildung.
Der Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ hat etwas an Bedeutung verloren. Trotzdem steckt immer noch eine Botschaft darin. Denn jeder Auszubildende, der gerade ins Berufsleben startet, sollte das mit einer gewissen Demut verbinden und sich den Weisungen seiner Vorgesetzten fügen.