Der Begriff Knutschkugel ist ein umgangssprachlicher Ausdruck. Er bezeichnet ein sehr kleines Auto einer bestimmten Marke. Ursprünglich geht der Ausdruck auf das aus den BMW-Werken stammende Modell Isetta zurück. Die Isetta wurde von BMW in den Jahren 1955 bis 1962 gebaut und ist ein ganz spezielles Fahrzeug. Es handelt sich bei der Isetta nämlich nicht um ein Auto im herkömmlichen Sinn, sondern eher um eine Mischung aus Auto und Motorrad.
Der geschichtliche Hintergrund zur Isetta, die später als Knutschkugel bezeichnet wurde
Mit der Isetta konstruierte das Motorenwerk BMW ein Fahrzeug, das mehr Komfort bot als ein herkömmliches Motorrad, aber dennoch erschwinglich war. In der Nachkriegszeit waren in Deutschland viele Menschen finanziell nicht unbedingt begütert. Um sich dem immer weiter wachsenden Trend der Mobilität dennoch anschließen zu können kam für sie deshalb nur ein kostengünstiges Fahrzeug in Frage. Außerdem hatten zu diesem Zeitpunkt nur wenige Deutsche einen Autoführerschein, da es auch teuer war einen Autoführerschein zu machen.
Viele Deutsche konnten sich das in den Nachkriegsjahren nicht leisten. Einen Motorradführerschein allerdings besaßen eine ganze Menge Bürger. Mit ihrem damals als Klasse IV bezeichneten Motorrad-Führerschein durften die Deutschen Fahrzeuge mit einem Hubraum von bis zu 250 cm³ fahren. Darunter fiel auch die als Knutschkugel bekannt gewordene Isetta. Offiziell wurde die Isetta als Rollermobil und nicht als Automobil bezeichnet. Der wesentliche Unterschied zu einem Motorrad ist derjenige, das die Isetta über eine verkleidete Fahrgastkabine verfügt, ähnlich wie bei einem Auto.
Wie genau sieht eine Knutschkugel aus?
Die Knutschkugel ist ein Rollermobil, das eine komplett umlaufende autoähnliche Verkleidung hat. Allerdings ist die als Knutschkugel bezeichnete Isetta so klein, kurz und schmal gebaut, dass sie zu klein ist, um funktionstüchtige Seitentüren zu haben, die Passagieren das Einsteigen ermöglichen würden. Statt dessen öffnet man eine Isetta mit einer nach oben und vorne hin aufklappbaren Tür. Ist diese Tür offen, dann blickt man direkt in den Fahrgastraum, der mit einem Sitz und einem Lenkrad ausgestattet ist.
Der Sitz bietet zwar insgesamt zwei Personen Platz, doch diese müssen in der Isetta sehr nahe beieinander sitzen und die Schultern und Beine berühren sich zwangsläufig auf Grund der engen Platzverhältnisse. Eine originale Isetta weist eine Länge von genau 2,28 Metern auf. Das Gewicht einer Isetta beträgt gerade einmal 350 Kilogramm.
Wie kam es zur Bezeichnung der Isetta als Knutschkugel?
Wer sich die engen Platzverhältnisse, die in einer Isetta herrschen vor Augen führt, gewinnt schnell eine Vorstellung davon warum sie von den meisten Deutschen schon bald als Knutschkugel bezeichnet wurde. Da man sich zu zweit in einer Isetta sitzend unweigerlich sehr nahe kommt, lädt diese Form des Körperkontakts vor allem junge Paare dazu ein eine etwaig vorhandene Schüchternheit zu überwinden. Viele junge Herren trauten sich in der Isetta sitzend ihre Angebetete zum ersten Mal zu küssen.
Knutschen ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für das Küssen. Die Form einer Isetta erinnert ein wenig an ein Ei oder eine Art Kugel. Daraus entstand dann letztlich der Begriff Knutschkugel, mit dem die Isetta scherzhaft und umgangssprachlich belegt wurde. Ältere Deutsche kennen den Begriff noch heute und benutzen ihn gelegentlich scherzhaft, um aktuelle sehr kleine Automodelle damit zu bezeichnen. Unter jungen Deutschen ist der Begriff Knutschkugel inzwischen nahezu unbekannt.